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Kurz nachdem Klaus Kinski das Deutsche Filmband in Gold für seine Darstellung in Nosferatu erhielt- zu dessen Verleihung er natürlich nicht erschien- bekam er weitere Angebote aus Frankreich und erstmals auch aus Hollywood- wenn man von seinem kleinen Auftritt in Doktor Schiwago einmal absieht. Jedoch konnte er  im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten nie so richtig Fuß fassen, wie es ihm doch zuvor in Italien oder Frankreich gelungen war. Aber auch hier stand er- oder sein überdimensionales Ego- einmal mehr sich selbst im Weg.

Kinski ist im vorliegenden Murder By Mail- so der Originaltitel- als Psychiater von Anfang an völlig unglaubwürdig. Dies ist schon der erste große Minuspunkt in diesem verunglückten Giallo- denn in diese Gattung muß man den Film einordnen, spielt er doch mit allen Versatzstücken jenes eigenwilligen Subgenres. Attraktive, halbnackte Frauen werden mit obligatorischen Messern und dazugehörigen schwarzen Handschuhen ermordet. Der Verdacht fällt natürlich stark auf unseren Herrn Doktor, der jedoch Unterstützung von einer seiner Patientinnen bekommt, die pikanterweise auch seine Geliebte ist und von seiner eigenen pubertierenden Tochter überhaupt nicht gemocht wird.

Die deutschstämmige US-Amerikanerin Marianna Hill zeigt in diesem Thriller noch die beste Leistung als eben diese Patientin. Die Schauspielerin war in den 50er und 60er Jahren meist in Fernsehserien und ein paar Elvis Presley-Filmchen tätig, war aber auch in Clint Eastwood's High Plains Drifter (Ein Fremder Ohne Namen) oder Coppola's The Godfather II (Der Pate II) zu sehen. In den 80ern arbeitete sie dann als Schauspiellehrerin, sodaß Schizoid leider als einer ihrer letzten Filme angesehen werden muß.
Ganz ordentlich schlägt sich auch Craig Wesson als Ex-Ehemann, der spätestens mit seiner ein Jahr später mit dem Golden Globe nominierten Leistung in Arthur Penn's Four Friends (Vier Freunde) eine etwas größere Karriere vor sich zu haben schien. Doch leider trat er nur noch einmal in Body Double (Der Tod Kommt Zweimal) von Brian de Palma größer in Erscheinung, bevor er endgültig in Nebenrollen und TV-Serien versackte.

Der Film schlängelt sich so dahin, wobei man nicht sagen kann, daß es an Spannung mangeln würde- aber die Figuren agieren mehr oder weniger oftmals überraschend unglaubwürdig. Man merkt, daß diese Aktionen und plötzlichen Effekte nur künstlich Spannung erzeugen, ohne auf die eigentliche Motivation der jeweiligen- zugegebenermaßen recht dünn gefeilten- Charaktere Rücksicht zu nehmen. Hierunter fallen auch einige Auftritte von Christopher Lloyd, dessen erster Film One Flew Over The Cookoo's Nest (Einer Flog Über's Kuckucksnest) war und der mit der Zurück In Die Zukunft- Trilogie bekannt wurde. Allerdings spielt auch er einen Patient, sodaß manche Aktionen seiner geistigen Verfassung zugeschrieben werden können. Dann schaut der anscheinend relativ liebevolle und reservierte Vater und Doktor auf einmal seiner unbekleideten Tochter im Bad doch ein paar Sekunden zulange zu oder fällt im Hormonrausch über eine seiner Patientinnen her. In diesen Szenen meint man zu glauben, daß Kinski persönlich kurzzeitig auf den Regiestuhl von David Paulsen (u.a. Regie bei Dallas und Dynasty (Der Denver-Clan) ) gewechselt wäre, um seine erotischen Phantasien auszuleben. Seine Lustlosigkeit scheint in jeder Einstellung durch- von daher brauchte er wohl immer wieder mal etwas Abwechslung, denn der Psyche des ohnehin unglaubwürdigen Nervenarztes ist dieses Verhalten nicht geschuldet, sondern wohl nur dem miserablen Drehbuch, um seine Person mühsam etwas interessanter und ominöser zu gestalten. Das gelingt jedoch überhaupt nicht.

Kinski's nächste Auftritte in amerikanischen Filme waren ebenfalls nichts Besonderes-da sollte man sich lieber das im selben Jahr entstandene Drama La Femme-Enfant (Stumme Liebe) anschauen. Doch Dank seiner Nebenrollen erhielt er immerhin die Möglichkeit, in Spielberg's Raiders Of The Lost Ark,  dem ersten Indiana Jones- Film mitzuwirken. Doch was machte Kinski, wenn immer es um große Namen im Filmbusiness ging? Er winkte ab, ging nach Japan und drehte einen lächerlichen Sexfilm (Früchte Der Leidenschaft), in dem er sich mit ein paar reizenden Asiatinnen vergnügen durfte. Auf diese angenehme Weise kann man sich natürlich auch dem eigenen Anspruch und eventueller Kritiken entziehen.
Nachdem daraufhin der US-Trip nun größtenteils passé war, wurde er plötzlich doch nochmal für das zu scheitern drohende Projekt Fitzcarraldo gerufen. Gott und der rettende (und zu dem Zeitpunkt verzweifelte) Herzog sei Dank!

Mäßiger Psychothriller mit durchschnittlichem Unterhaltungswert

5 / 10 Punkte

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