Die Noten der 4. Klasse in der Juri Gagarin Grundschule in Dresden werden immer schlechter. Also wird die Unterschriftsliste gefüllt und eine fünfköpfige Delegation der Elternschaft, angeführt von Karrierefrau und Elternsprecherin Jessica Hövel (Anke Engelke), soll Klassenlehrerin Ute Müller (Gabriele Maria Schmeide) überzeugen, die Klasse freiwillig abzugeben...
Regisseur Sönke Wortmann (geb. 1959 in Marl) hat ein gutes Händchen dafür große Themen in epischer Breite auf die Leinwand zu bringen, wie „Das Wunder von Bern“ (2003) oder „Die Päpstin“ (2009). Mit „Frau Müller muss weg!“ überrascht er mit einem Kammerspiel, das auf dem gleichnamigen 2010 im Staatsschauspiel Dresden uraufgeführten Theaterstück beruht. Tatsächlich hat Wortmann zuvor bereits geübt und den Stoff 2012 im Berliner Grips Theater inszeniert. Und so sind es die Szenen im Klassenzimmer, die Wortmanns Film zur sehenswerten Komödie mit Tiefgang machen. „An Eurer Vorbildfunktion müsst ihr echt noch arbeiten“, schallt es den Eltern entgegen, die nicht das gestörte, aggressive, geschundene oder einfach desinteressierte Verhalten ihrer Blagen im Blick haben, sondern den einfachen Weg wählen und die engagierte, ältere Klassenlehrerin los werden wollen. Ihr aggressives Verhalten und die scharfzüngigen Dialoge erinnern an Roman Polanskis Meisterwerk „Der Gott des Gemetzels“ (2011). Nur wenn das Drehbuch den Klassenraum verlässt und sich die Gruppe aufteilt, verliert Wortmanns Film ein wenig an Fahrt. Dafür hat er ein tolles Ensemble um sich gesammelt: Gabriela Maria Schmeide („Die Friseuse“ 2010) nimmt man die Grundschullehrerin mit Herz und Hirn jederzeit ab, Justus von Dohnányi („Männerherzen“ 2009/11) überzeugt als arbeitsloser Vater, der für die Gymnasialempfehlung seiner Tochter sogar ihre Hausaufgaben macht, und Anke Engelke („Freche Mädchen“ 2008/10) brilliert als gestresste Karrieristin, die ihr auch mal Meinung und Einstellung wechselt („Ich arbeite im Ministerium. Sie würden sich wundern, was dort alles zurückgenommen wird“).
Lustig, doppelbödig und ziemlich aktuell ist Sönke Wortmann Film ein Spaß für Eltern und Nicht-Eltern. Für Lehrer allerdings ein Muss! (8/10)