Kölle geht steil
Von der Hohenzollernbrücke voll mit Liebesschlössern bis zum Dom ewig thronend über allem - die Welt in „Collide“ ist klein. Und gerade für "ne Klösche Jung“ wie mich schon faszinierend, wenn (B-)Hollywood in „meiner“ Stadt einen solchen Liebesactioner (?!) dreht und stattfinden lässt. Ich weiß nicht, wie es „Collide“ hier auf Ofdb fast in die All-Time-Popularitäts-Top 100 schaffen konnte und ich hatte 2016 natürlich davon gehört, dass das Ding in Köln spielt und schon allein deswegen interessant ist - aber außer ein paar Ausschnitten gab’s bisher für mich nichts. Nun kam ich den vollen Genuss dieser bizarren Mischung aus „GZSZ“ und „Drive“ - wo ein Amerikaner in Köln krumme Dinger schieben muss, um seiner neuen Freundin und absoluten Traumfrau eine lebensrettende Operation bezahlen zu können…
Domstadt trifft Traumfabrik
„Collide“ ist kein guter Film. Sogar ein ziemlich schlechter. Ein Klischeestelldichein sondergleichen, oft (trotz seiner Starpower!) hölzern gespielt, hektisch inszeniert und zerstückelt zusammengeschustert. Null Chemie zwischen Jones und Hoult. Schon in einer Woche werde ich nicht mehr ansatzweise zusammenkriegen, worum es ging oder gar einen der Charakternamen wiedergeben können. Ein bisschen handgemachte Autoaction ist cool, Hopkins und Kingsley hatten definitiv Spaß in der Stadt mit K, Miss Jones ist immer leicht für die Augen. Aber insgesamt ist das schon ein Flickenteppich, seelenlos und austauschbar. Näher an einer Hollywoodabschreibung als an einer vollwertigen Produktion. Ein netter Besuch in Köln für ein paar Amerikaner, nicht mehr. Aber das muss man „Collide“ aus meiner ganz subjektiven Sicht eben auch lassen: er spielt sichtbar, spürbar, unübersehbar in Köln, meiner Heimatstadt. Und Anthony Hopkins in einer kölschen Kultkneipe sitzen und „Bad Guy“-Monologe vortragen zu sehen, da geht mir schon ein bisschen einer ab. Die A3, der Dom, der Rhein, etliche Restaurants, Plätze und Ecken, der Effzeh, die U-Bahnen, die Partyszene. Da gibt’s eben für mich persönlich Schauwerte und Schmunzeln an jeder Ecke. Und lässt mich, gerade wenn diese knappe Laufzeit hinzukommt, doch über die ein oder andere arge Schwäche und Dummheit, auch ortsübergangstechnischen Quatsch, hinwegsehen. Oder zumindest zwei Augen zudrücken.
Action auf der A3
Fazit: allein wegen dem Setting und dem Ort für alle Kölner definitiv ein Must-See. Ändert aber natürlich nichts daran, dass der Rest ziemlicher Murks auf Soapniveau ist - gepaart mit etwas „Taxi“. Oder „Alarm für Cobra 11“ mit Ben Kingsley und Anthony Hopkins. Wow. Und Felicity Jones ist natürlich ganz fein. 1-2 Bonuspunkte für Stadt, Land, Fluss. Ohne das und die Beziehung eine astreine Gurke.