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„The awful Dr. Orloff“ (sorry, aber es gibt scheinbar keine einheitliche Schreibweise mit einem oder zwei „f“) war der Durchbruch für Jesus Franco als zumindest im Genre anerkannter Regisseur. Und er hat sich seine Anerkennung mit diesem Film redlich verdient.

Dr. Orloff hat ein Problem. Er benötigt die Haut junger Frauen, um die durch Verbrennungen entstellte Haut seiner eigenen Tochter wieder herzurichten. Zur Beschaffung bedient er sich eines willfährigen Instruments, das zwar schon tot ist, dafür aber keine Fragen stellt. Von der Polizei noch nicht bedrängt, kann er seine Behandlung vorantreiben. Leider ohne Erfolg, denn die Haut seiner Tochter wird nicht besser. Orloff kommt zu der Erkenntnis, dass die Haut von toten nichts taugt. Aber mit der Entscheidung, seine Spender lebend zu fangen, geht er das Risiko ein, welches sich als am Ende als zu groß herausstellen wird.

Francos Film ist recht stimmungsvoll und lebt von seiner Geschichte. Dabei ist es egal, ob sie nun auf seinem Mist gewachsen oder geklaut ist. Das Ergebnis ist recht ordentlich, aber vorhersehbar und etwas langweilig. Franco macht auch noch einen weiten Bogen um seinen geliebten Sleaze, sondern setzt seinen Film recht hausbacken um. Nur mit den zwei Szenen, in denen ein nackter Busen zu sehen ist, scheint er schon einmal auf Probe provozieren zu wollen (die erste Szene mit dem Skalpell ist recht krass, die zweite gibt keinen Sinn und passt auch nicht von der Kleiderordnung her). 1962 und dazu noch in Spanien war das sicherlich gewagt, bringt dem Film aber nichts ein.

Howard Vernon als Orloff ist recht ordentlich. Der Rest der Schauspieler agiert bemüht und ist deutlich über dem sonst üblichen Franco-Niveau angeordnet. Die Musik ist phasenweise recht stimmungsvoll, in manchen Passagen aber auch eine Tortur. Die Kameraarbeit bietet wenig Besonderes.

Es ist nicht auszuschließen, dass „The awful Dr. Orloff“ ein Wegbereiter des modernen Horrorfilms ist. Aber vom Hocker hauen kann dieser Film heute nicht mehr. Es ist solide Unterhaltung mit einem zu kurzen Ende. Und ein Einblick in das wirkliche Vermögen von Franco. In seinem späteren Werk wird er das Niveau seines Frühwerkes nur noch selten erreichen. Man sollte beim Konsum dieses Films keine Wunder erwarten, sich aber auch nicht von dem Regisseur abstoßen lassen. Man kann den Film recht gut sehen. Von mir bekommt er 6 von 10 Punkten.

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