Als Tomas (James Franco) auf schneebedeckter Straße kurz abgelenkt ist, stößt er mit einem Kinderschlitten zusammen. Erleichtert stellt er fest, dass der kleine Christopher unversehrt auf dem Schlitten sitzt, Doch als er ihn auf den Schultern zum Haus seiner Mutter (Charlotte Gainsbourg) zurück trägt, reagiert diese entsetzt. Denn Christophers kleiner Bruder liegt tot unter dem Wagen…
„Alles wird gut“, sagt der Schriftsteller zu seiner Freundin als er den unverletzten 4-jährigen zu seiner Mutter bringt, doch der Filmtitel täuscht und das Schicksal straft ihn der Lüge. In Wim Wenders („Paris, Texas“ 1984, „Der Himmel über Berlin“ 1987, „Buena Vista Social Club“ 1999) direkt nach seiner oscarnominierten Doku „Das Salz der Erde“ (2014) inszeniertem Drama geht es um die großen Brüche, die bewältigt werden wollen und das Leben neu ordnen Nach dem tödlichen Unfall ist Tomas nicht mehr in der Lage seine kriselnde Beziehung weiter zu führen, zudem sich seine Freundin (stark; Rachel McAdams, „A Most Wanted Man“ 2014) auch noch Kinder wünscht. Die Trennung stellt auch für sie einen tiefen Einbruch in ihrer Lebensplanung dar. Mutter Kate bittet verzweifelt in der Kirche um Beistand, versucht aber trotz des Verlustes ihres Sohnes das bisherige Leben weiter zu führen. Als sich Tomas 2 Jahre später - nach der Trennung, einem halbherzigen Selbstmordversuch und einem Roman-Bestseller – erstmals traut Kate zu besuchen, schläft sie in seinem Schoß ein und schenkt ihm morgens ein christliches Buch zur Trauerbewältigung. Doch Tomas kann und will damit nichts anfangen. „Dass die Zeit alle Wunden heilt, ist eine Lüge. Man muss für Heilung etwas tun!“, sagt Wim Wenders (cinema 04/15) und erzählt seine Geschichte langsam und ohne Spannungsbogen. Dafür lässt er die Bilder auf den Betrachter wirken. Schade nur, dass die überraschender weise in einem Drama genutzte 3D-Technik den meisten Zuschauern vor dem Bildschirm vorbehalten bleiben wird, schließlich ist jede Einstellung auf das 3D-Format zugeschnitten, in dem Versuch Orten und Personen (auch im Wortsinn) mehr Tiefe zu verleihen. In einem überzeugenden Ensemble stechen 2 Darsteller hervor: James Franco („Planet der Affen: Prevolution“ 2011, „The Interview“ 2014) zeigt sich als Charakterdarsteller und gibt mit zurückhaltender Mimik und oft starrem Blick den Mann, der unfähig scheint das Geschehene zu bewältigen, während Charlotte Gainsbourg („Die Kleine Diebin“ 1989, „Antichrist“ 2009) in ergreifender Weise eine Mutter verkörpert, die den größtmöglichen Verlust ertragen muss. Wieder gelingt es dem mittlerweile 70-jährigen Regisseur eine tiefgründige, nachdenklich machende Geschichte zu erzählen. Allerdings ist deren Ende eher oberflächlich geraten, der Abspann kommt nach 113 min. etwas plötzlich. (8/10)