Ich wende mich jetzt mal einem Klassiker zu, der in vielen Poesie-Alben, die in den 80ern gedruckt wurden, einen besonderen Platz im Herzen hat.
Warum das so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, denn meine Reaktion auf diesen Kultklassiker beschränkte sich auf ein flottes „Wie jetzt – das ist alles?“. Also gleich mal 20 Jahre warten und dann einen zweiten Blick werfen: nein, ist immer noch Grütze!
Ich spreche natürlich von „The Wraith“, der bei uns meistens als „Interceptor“ oder „Phantom der Ewigkeit“ läuft und mit letzterem Titel natürlich schon den Plottwist vorgibt, aber das hätte hier auch nicht viel geholfen.
Dieses käsige, halbgare und ziemlich überzogen „gespielte“ Etwas von Rachestory aus dem Reich der Toten hat natürlich ein paar ganz tolle Assets in der Hose für alle die, die generell vom Umgang mit FX, Technik, Gewalt und auftoupierten Frauenfrisuren einen Ständer bekommen: er hat ein futuristisches Auto, am Steuer einen mysteriösen helmbewährten Wagenlenker, einen schweigsamen Charlie Sheen in absoluter Erntefrische, auf der weiblichen Seite eine ebenso grazile Sherilyn Fenn (fünf Jahre vor Twin Peaks) und einen WIRKLICH fiesen Bösewicht und seine durchgeknallten und grenzdebilen Autoknacker-Diebstahl-Abmurkser-Horden, die einem schwachen Mad-Max-Plagiat entsprungen sein könnten.
All das ist so ungemein ikonisch eingefangen, vollkommen künstliches rural Americana, komplett mit schmierigen Autoschraubern, staubigen Straßen, einem knurrigen Sheriff (Randy Quaid!) und einem Burger Joint als zentralem Zentraltreff, wo die Fritten noch auf Roller Skates ausgeliefert werden. Die fiese Gang, die arme Jungs mit dicken Schlitten zu Wettrennen herausfordern und diese abzockt, ausnimmt, zusammenschlägt oder umbringt, besteht aus den besten Degenerierten, die in dieser Gegend zu haben sind und wenn ich erwähne, dass Clint Howard dabei ist, sind die Pferde gesattelt.
Der Plot besteht eigentlich nur daraus, dass die Bösen sich sabbernd über ihre Bösartigkeit freuen, während Nick Cassavettes als Oberfinsterling Packard stetig nur bei Fenn Besitzansprüche anmeldet, die nun aber wirklich durch nichts begründet sind, außer durch Gewaltandrohungen und sexuelle Übergriffigkeit. Bei so einem Status Quo muss ja der maskierte Rächer her in seinem futuristischen Knight-Rider-Gedächtnis her, der einen Übelwicht nach dem nächsten fordert oder sonstwie in einer Explosion in handliche Stücke sprengt. Dazu gibt es von Regisseur Mike Marvin (sie kennen ihn nicht? Das macht gar nichts!) reichlich Autorennen durch die staubige Wüstenei mittelamerikanischer Postkartenidylle.
Das alles wird garniert durch garantierte knapp 90 Minuten Klischeedialoge aus der Mottenkiste des Teenagerfilms. Überraschend an diesem Rächerfilm ist eigentlich nur, dass der Maskierte hier offensichtlich wirklich als Sci-Fi-Gladiator aus dem Jenseits (und nicht aus der Zukunft) daher sprengt und sich mit seinem Wagen nach erfolgter Rächung immer in laue Luft auflöst. Also ein Teeniefilm, der so Teenie ist, dass man bei den Actioneinschüben glatt vergessen könnte, dass es ja im Kern ein Horrorfilm ist. (nur die Elemente, kein wirklicher Horror vorhanden).
Ich kann mir vorstellen (1985/86 waren höllische Jahre für cineastische Nostalgiker), dass all die Fans von „Top Gun“ und „Stand by Me“ auch hier einfach den Drive hatten, sich noch einen Sixpack einzuwerfen, während „Raider“ noch so gerade eben nicht „Twix“ hieß und man den Sommer seines Lebens feierte, aber als ich den Film knapp fünf Jahre später erstmals exte, war der schon so schlecht gealtert wie überreife Biobananen von Edeka.
Andere Filme sind ählich hohl, leer und oberflächlich, aber „The Wraith“ versucht alles zu sein: romantisch, gefühlvoll, actionreich, gewalttätig, gruselig, grotesk, düster, abenteuerlich, ist aber dann doch nur eine schmale Provinz-Rächerstory, die man mit Landschaftsaufnahmen leicht ausgeblasen hat und die einen Cast hatte, der später mal Karriere machte.
Ich will den Fans nicht den Spaß verderben, wenn sie ihn denn darin finden, allen übrigen lege ich die Analogie ans Herz, dass Fans von „Interceptor“ vermutlich auch unterschreiben würden, dass Ridley Scotts „Legende“ (aus dem Jahr 1985 natürlich) ein wirklich guter Fantasyfilm ist. Damit wäre dann auch alles gesagt. (4/10)