Review

Deutscher Brainfuck


Ich bin dankbar so einen harten Film im Kino gesehen haben zu dürfen, dankbar dem Fantasy Filmfest. Ich bin auch den Filmemachern dieses riskanten Crowd-Funding Projektes dankbar, endlich mal wieder hartes deutsches Kino zu machen. Ich bin dankbar für jeden Tropfen Blut & kranken Perversitäten in der langweiligen, von billigsten Beziehungskomödien geprägten deutschen Filmlandschaft. Ich bin dankbar, dass der Film genau das tut was er will: schocken & polarisieren, auch einen eingefleischten Horrorfan. 

Aber kann ich das Gesamtwerk wirklich als gut bewerten? Oder gar ein Meilenstein im deutschen Hardcore-Kino ala Serbian Film?

Erstmal eine Anmerkung bzw. Bitte an die Macher vom FFF: Bitte überlegt demnächst gar nicht erst zweimal ob ihr uns solch harten Tobak kredenzt. Wir lieben harte, laute, an die Grenzen des guten Geschmacks gehende Filme. Also nicht zweifeln: German Angst, Serbian Film, Human Centipede oder den nächsten Guinea Pig einfach auf uns los lassen!!! ;)

German Angst, ein weltweit bekannter Begriff für die Vorurteile, Verhaltensweisen & Urängste unseres Landes bzw. der ach so offenen & glücklichen Bewohner. Die drei in Berlin spielenden Episoden sollen also nicht nur alle Angst machen, sondern auch schockierend deutsch sein.

Meines Erachtens hat fast jedes Segment seine eigene kleine Kritik verdient, da es auch keinen wirklichen roten Faden oder sich überkreuzende Schicksale gibt. Außer ein paar Gastauftritte, die aber so kurz geraten, dass man sie schnell verpassen kann & die kaum eine Erwähnung wert sind. 

Alle drei Episoden sind auch sehr unterschiedlich vom Stil, was mir aber gefiel. Gespräche mit Mitguckern zeigten nicht nur die allgemein gar nicht so schlechte Resonanz (was nach den Kommentaren bis dato anders zu erwarten war), sondern auch die verschiedene Reihenfolgen wie die Episoden aufgenommen wurden: ich fand der Film steigerte sich von Kurzfilm zu Kurzfilm, andere konnten mit dem letzten Abschnitt am wenigsten anfangen. 

Brutal & umstritten sind alle drei. Ich will nicht sagen, Trick'r'Treat, VHS & ABCs of Death geht auf Seite, aber Buttgereit / Marschall /  Kosakowski können da durchaus mithalten, vertreten Deutschland gut. Am ehesten vergleichbar ist er sogar noch mit Little Deaths aus England, das vor ein paar Jahren auch auf dem FFF lief - und dagegen gewinnt für mich der deutsche Beitrag klar.  Alle Filme werden durch kurze, rohe Berlinaufnahmen miteinander verbunden.

In  Episode 1, Final Girl, dem kürzesten, günstigsten, kompaktesten & laienhaftesten der drei, geht es um ein Mädchen das ihren Peiniger & Vater anscheinend verstümmelt. Abgefahrener, hoffentlich gewollter Amateur-Style trifft Arthouse trifft Tortureporn. Hat Charme & schlägt tief in die Magengrube. Auch Meerschweinchen spielen eine Rolle. Langsam, nicht so meins, zum Glück schnell vorbei. Aber krass, nicht alltäglich & bleibt im Kopf (6,5/10).

Episode 2, Make a Wish, ließ meinen Puls schon schneller werden, meinen Kopf heftiger schütteln, mich sprachloser zurück. Gewalt, Tempo und Ideen gehen hoch, bei der Geschichte wie eine Nazi-Gang einen taubstummes Liebespaar angreift & peinigt, inklusive Rückblende in die Nazi-Zeit... hätte dieses nicht ein anscheinend magisches Amulett was Seelen wandern lässt... So mit der härteste Stoff den man im Moment ab 18 kaufen kann. ABer nicht nur deswegen wach rüttelnd & intensiv. (8,5/10)

Episode 3, Alraune, war die Teuerste, ist die Längste, für mich auch die Coolste. Auch wenn man sich darüber ärgern kann, warum fast nur Englisch gesprochen wird, was daran eine German Angst sein soll, warum er sich am Ende in Richtung eines Monster-Films entwickelt und warum mir die anderen 2 Episoden länger & heftiger im Kopf blieben. In diesem stylischen Mix aus Angel Heart & Sin City geht es um einen Modefotograf der einen geheimen Sex-Club entdeckt und dort einen teuflischen Pakt abschließt... (9/10)

Fazit: nichts für Warmduscher, nur die Harten kommen in den Garten. Ende mit Platitüden & billigen Sprichtwörtern: Deutschland kann auch wieder hart! 

P.S.: Ein besonderes Lob auch an die FSK, die den Film überraschend ungekürzt ab 18 passieren ließen!

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