Das ist also der Film, auf den Myriaden deutscher Genrefans gewartet haben. Schade nur, dass er bis auf die Schlussepisode komplett missraten ist.
Buttgereits FINAL GIRL beginnt mit langsamem Gleiten der Kamera über eine schlafende Frau. Sie erwacht, kümmert sich um ihre Meerschweinchen. Dann Frühstück ... in einer völlig verdreckten Küche. Und schon wissen wir: Dieses fade Mädel ist in Wirklichkeit eine ganz Schlimme. Im Radio eine Meldung über einen türkischen Ehemann, der seine Frau zerstückelt hat, weil sie ihn verlassen wollte. Dann doziert die junge Frau über die Kastration eines Meerschweinchens. Und völlig überraschend befindet sich ein meerschweinchenfeistes männliches Subjekt gefesselt im Gemach der Protagonistin. Was dem nun wohl passiert ...? Alles hier ist platt, oberflächlich und vorhersehbar und mitnichten eine subtile Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch, wie z.T. behauptet wird.
2/10
Doch es kommt noch schlimmer. Kosakowskis MAKE A WISH konfrontiert ein taubstummes polnisches Pärchen mit einer gewalttätigen Gruppe von Neonazis in einer verlassenen Berliner Fabrikhalle. Die Frau vertauscht mittels eines Medaillons ihrer Großmutter, der das Schmuckstück im 2. Weltkrieg bereits gegen marodierende Nazi-Schergen geholfen hatte, die Seelen zwischen dem Körper des Anführers der Nazis und dem ihres Freundes. Doch das Wunder bleibt aus. Hier ist jeder Dialog, fast jedes Wort, ein Ärgernis. Die Figuren agieren derart stereotyp, das ist unfassbar. Die Schauspielerei als schlecht zu bezeichnen ist noch zuvorkommend, auch die Iszenierung ist unglaublich hölzern. Ich fürchte gar, dass Neonazis dieses Filmchen mögen werden. Wie man so ein Thema richtig anpackt, nämlich so, dass Positionen hinterfragt werden, zeigt z.B. der hervorragende SUPREMACY, einer der besten Beiträge des letztjährigen Fantasy-Filmfests. MAKE A WISH dagegen ist unerträglich.
1/10
Immerhin macht Marschall mit ALRAUNE vieles richtig, was seine Mitstreiter in den Sand gesetzt hatten. Der Fotograf Eden, gerade von seiner Partnerin verlassen, gerät auf der Suche nach dem ultimativen sexuellen Trip an einen mysteriösen Club, in dem die sexuelle Erfüllung mit sonderbaren Nebenwirkungen verbunden ist. Hier bleibt vieles in der Schwebe, eine "Realität" ist nicht sicher auszumachen. Ästhetisch ansprechend, bisweilen an italienische Gialli erinnernd, virtuos geschnitten. Würde sich dazu anbieten, einen Langfilm daraus zu machen. Nur die Schauspielerei ist auch hier nicht mehr als ordentlich und diese Anbiederei an den internationalen Markt durch das Drehen in Englisch fällt mir zunehmend auf den Wecker.
7,5/10
Fazit:
Hier wurde eine große Chance leichtfertig vertan, insgesamt 3/10