Review

Beschwingt die Musik, lang das Gesicht, die Mundwinkel nach unten, das Wetter nass und grau, es wirkt nicht mediterran, sondern wie Rheuma und Gicht. Castellano & Pipolo hier wieder am Start und Dreh, wieder oder immer noch, wieder eine Liebesgeschichte verpackt in einer Komödie, der Star derselbe, das Publikum erpicht. Celentano heißt der Mann der Stunde, hier als Ingenieur besetzt, als Erfinder einer besonderen Sache, die ihm erst Erfolg und Geld, und dann die Gefühle und damit auch die Schwierigkeiten schenkt:

Guido Quiller [ Adriano Celentano ] ist Erfinder und Hauptpatentinhaber einer praktisch unzerstörbaren Art von Panzerglas, mit dem die Schaufenster von Juweliergeschäften gesichert werden. Der Erfolg stellt sich zum Leidwesen mehrerer einflussreicher Versicherungsgesellschaften ein, vor allem der La Suisse Assurance in Genf, die ihre Gewinne aus einer ihrer profitabelsten Einkommensnischen schwinden sehen, sodass sie versuchen, das Patent für die Erfindung zu erhalten und sie dann ganz loszuwerden. Wie es der Zufall will, lebt Guido entfremdet von seiner Frau Petula [ Olga Karlatos ], der anderen Patentinhaberin des Glases, die für die Angebote der Versicherungen zugänglicher wäre. Ihre Bedingung für die Scheidung von Guido wäre, dass er ihr alle seine Exklusivrechte an der Produktion des Quiller-Glases – und damit sein gesamtes Vermögen – überträgt, woraufhin sie es an die Schweizer Versicherung verkauft und im Gegenzug eine fürstliche Geldentschädigung erhält. An dem Tag, an dem Guido die Nachricht verkündet, dass er sein ganzes Geld an seine Frau verlieren wird, verlässt ihn seine junge Geliebte Maggie [ Ania Pieroni ], da sie nur hinter seinem Geld her war. Als er Maggie auf einer defekten Vespa hinterher rast, um ihre versehentlich zurückgelassene Handtasche zurückzugeben, erregt Guido die Aufmerksamkeit von Tilli [ Eleonora Giorgi ], einer Taschendiebin, die in der örtlichen U-Bahn arbeitet und eine Leidenschaft für Horoskope und Arsène Lupin hat, und ihrem Bruder Momo [ Benno Dittongo ], einem stümperhaften Fälscher, zwei Mitgliedern eines Familienclans von Kleinkriminellen.

Der Film startet mit einem Knall (einem fingierten Überfall mit Schlaghammer und Panzerfaust als Test auf eine Juwelierfiliale), ist dann aber leiser, er interessiert sich auch für die zweite Person an Bord, für die Frau statt nur dem Mann, ein Langfinger und ein Sicherheitsexperte, Gegensätze ziehen sich an. Das erste Treffen rein 'beruflich', der Klau einer Armbanduhr, mit den Tatbestandsmerkmalen des Raubes gar, da durchgeführt mit den Waffen der Frauen.

Das zweite Treffen dauert dann noch etwas, anders als üblich hat die Handlung hier eine richtige Geschichte, und die Rolle von Celentano ist auch ein richtiger Mensch, mit Bindungen und Beziehungen, mit einer Vorgeschichte, einer Exfrau, mit durchaus Kontakt und guten Verhältnis noch, mit einer jetzigen Freundin, mit alltäglichem Auftritt gegenüber den Abgestellten, alles ganz normal, geradezu gewöhnlich; was er nicht hat, sind Freunde, dafür aber einen Butler, der für diese Aufgabe eingespannt wird und tatsächlich hilfreich auch sein kann. Die Hallodri und die Aktiven sind diesmal eher die Anderen, was eine Wohltat geradezu für das Publikum ist, es erleichtert auch die Sympathien; ein späteres Durchbrechen der vierten Wand mit Blickkontakt zum Publikum ist durchaus erquicklich. Es gibt wahre Gefühle und die Ware Gefühle, die Geschichte erinnert ein wenig an Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser (1987), fängt aber anders an, ist vorher entwickelt und hat auch einen kleinen 'Krimi'plot, der sich genauso kurz hält, wie er effektiv auch ist.

Darstellerisch geht das in Ordnung, selbst oder speziell auch die Kriminellen haben ihren Charme, in einer verqueren Form von Sozialromantik, teilweise sind die Gags eher leise und teilweise dann auch ganz schön witzig. Die Geschichte ist schön, da emotional und ehrlich, “Du musst dir selber treu bleiben. Nur so passen wir zusammen. Du warst ganz normal, als wir uns kennengelernt haben.“, obwohl dies hier genau nicht zutrifft. Die sich anbahnende Beziehung trotzt (auch aufgrund der Arsène-Lupin-Analogien) dem sehr merkwürdigen Moralverständnis, vielerorts widersprüchlichen oder Ungereimtheiten – der Hass der Strauchdiebe auf den Erfinder, welcher sich in Unflätigkeit ergießt: “Wer weiß, ob mein Traum sich erfüllt, Guido Quiller. Dass du eine Kreuzfahrt machst, wünsch’ ich dir, Quiller. Das Boot sei gebaut aus den Scheiben von Quiller. Das Meer soll aus deinen Exkrementen bestehen. Und mit Donner und Blitz sollen Sturmböen wehen. Damit du kenterst im eigenen Mist! Bist du endlich darin gestorben bist! Und dein Grab ein Meer voller Scheiße ist!“ – , zudem gibt die Wärme des Zwischenmenschlichen Trost und Halt in dem allgemeinen Grau des Filmes.

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