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Damit ihre Mutter Loretta in Ruhe eine Kreuzfahrt mit ihrem neuen Boyfriend unternehmen kann, werden die beiden Kids Rebecca und Tyler alleine mit dem Zug für eine Woche zu ihren entfremdeten Großeltern geschickt, die ihre Enkel bis dato tatsächlich noch nie zu Gesicht bekommen haben. Die angehende Filmemacherin Rebecca dokumentiert den Besuch bei Oma und Opa akribisch mit ihrer Kamera, während Möchtegern-Rapper Tyler den Anwesenden eher mit seinen dürftigen Rap-Skillz auf die Nerven geht. Es dauert nach der Ankunft der Kids nicht lange, bis die beiden Senioren einige beunruhigende Verhaltensweisen an den Tag legen: So stromert Nana nachts nackt durch die Bude und gibt animalische Laute von sich, während Pop Pop seine benutzten Erwachsenenwindeln in einem Schuppen hinterm Haus hortet. Zunächst reden sich Rebecca und Tyler derartige Merkwürdigkeiten noch mit einer beginnenden Altersdemenz "schön", doch tatsächlich gehen im Landhaus der Großeltern sinistre Dinge vor sich und als den den Geschwistern dämmert, dass sie sich tatsächlich in akuter Lebensgefahr befinden, ist es fast schon zu spät... Wenn ein eigentlich namhafter Hollywood-Regisseur das Found-Footage-Terrain beackert, dann haftet diesem Umstand im Vorfeld irgendwie immer etwas verzweifeltes an... so war das bei Renny Harlin und seinem durch und durch furchtbaren "Devil's Pass", mit dem dieser sich heftig in die Nesseln gesetzt hat und die eigene Karriere nicht wieder ankurbeln konnte, und so war das auch bei Barry Levinson und seinem "The Bay", der einem aber dann doch ganz überraschend gezeigt hat, was 'ne Harke ist und wie sich ein derartiger Mockumentary-Approach gewinnbringend einsetzen lässt. Nun hat auch ein M. Night Shyamalan 2015 nach einer Reihe von katastrophalen Flops wie "Das Mädchen aus dem Wasser", "The Happening" und "After Earth" (ein Streifen schlimmer als der andere!) kleinere Brötchen backen müssen, deshalb fünf Millionen Dollar von seiner eigenen Kohle zusammengekratzt und sich auch mal selbst an einem "Blair Witch Project"-Nachzieher versucht. Fairerweise sei erwähnt, dass es sich bei "The Visit" allerdings nicht um einen auf "authentisch" getrimmten Found-Footage-Streifen handelt, sondern um einen klar als solchen identifizierbaren Spielfilm mit fiktiver Handlung, die lediglich mit Mitteln des besagten Sujets erzählt wird... und so vergibt man dann ergo auch einige inszenatorische "Mängel" wie beispielsweise die viel zu ruhige Kameraführung oder gar eine zum Schluss sülzig aufspielende Musik, die das Ganze da wirklich immerzu als gestellt entlarven. In ihren besten Momenten verbreitet die Angelegenheit ob ihres als "Hänsel & Gretel"-Abwandlung daherkommenden Kiddie-Horror-Szenarios aber tatsächlich eine gewisse Creepiness und verarbeitet zudem auch einen nur allzu realistischen Schrecken, den jene Zuschauer mit älteren Familien-Angehörigen im Umfeld, die mental eventuell nicht mehr ganz auf der Höhe sind, sicherlich nachempfinden werden können. In dem Zusammenhang machen dann auch einige übersteigerte Ekel-Effekte wieder thematisch Sinn, denn in "The Visit" wird expliziter mit vollgeschissenen Windeln rumhantiert, als ich das eigentlich erwartet hätte. Anders als in seinen bisherigen Arbeiten hat sich M. Night Shyamalan - ganz untypisch für ihn - hier für eine Art der Schauspielführung entschieden, bei der die Darsteller nicht dazu angehalten sind, mit glasigen Augen und bibbernder Stimme ihre Texte förmlich rauszuhauchen... weswegen das zentrale Geschwister-Pärchen da zwar durchgehend nervig, aber dafür immerhin glaubhaft rüberkommt. So ist es dann eigentlich auch nur wieder mal der Drang nach einem mehr oder weniger spektakulären Twist, wie er seit "The Sixth Sense" zum guten Ton zu gehören scheint, der die Angelegenheit kräftig runter zieht, denn die Auflösung zum Schluss wirft da doch so einige Fragen bezüglich der "Logistik" im Vorfeld der Geschichte auf, über die man besser nicht allzu sehr nachdenken sollte. Ach ja, 'ne neue Idee oder so hatte Shyamalan hierfür jedoch nicht: Am Ende heißt es da - im wahrsten Wortsinn - "Don't Look in the Basement!". Und dennoch: Von allen Shyamalan-Streifen ist "The Visit" bislang tatsächlich derjenige, der mir am wenigsten nicht gefällt...

5/10

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