Anne Frank war ein recht normales, lebhaftes, mitunter wohl wirklich anstrengendes Mädchen, das ihren 16. Geburtstag nicht erleben durfte. Aber sie ist zum Gesicht der Opfer des Naziterrors geworden. Ihr Tagebuch ist vierlerorts Pflichtlektüre, ich habe an einer Schule, die ihren Namen trägt, meine Ausbildung gemacht. Vor kurzem hat man also versucht, sich dieser Gestalt filmisch zu nähern (der erste deutsche Spielfilm über ihr Leben). Anders als das Tagebuch selbst, dass sich naturgemäß auf die Jahre im Hinterhof beschränkt, wurde der Film geöffnet, zum einen mit der Befragung des Polizisten, der die Verhaftung geleitet hatte, zum anderen mit dokumentarischen Berichten von Zeitgenossen. Einerseits erweitert das das Blickfeld, der Blick auf die Person "Anne Frank", auf die Familie, auf die Situation erweitert sich, es wird deutlich, wie sehr das Einzelschicksal tatsächlich beispielhaft gesehen werden muss. Andererseits drängt sich aber auch der Verdacht auf, dass man dem eigentlichen Stoff, 8 Menschen, 25 Monate auf engsten Raum zusammen gepfercht, ständig in Gefahr, entdeckt zu werden, nicht genug traut. Die Konflikte werden angerissen, aber der Film traut sich nicht, die Situation alleine wirken zu lassen. Anne selbst wird als Mittelpunkt der Gruppe inszeniert, als Teenager mit Träumen, Zwängen, Hoffnungen, ein wenig sympathischer gezeichnet, als sie im Tagebuch wirkt. Sie setzt der Situation ihre Phantasie und Pläne entgegen, bemüht sich um ein normales Leben inmitten des Wahnsinns. Ihr Scheitern ist nicht wirklich Thema des Films, der Tod Annes in Bergen-Belsen wird dankenswerterweise berichtet, nicht gezeigt. Aber am Ende wird deutlich, dass Anne irgendwie doch über die Barbarei triumphiert, durch ihr Tagebuch, von Miep Gies (deren Rolle bei der Versorgung der Versteckten nur ansatzweise herausgearbeitet wird) gerettet und dem Vater (dem einzigen Überlebenden) übergeben. Der Film ist genau das, was man erwarten konnte, leider nicht mehr. Für den Vergleich mit Filmen wie "Der Junge im gestreiften Pyjama" fehlt ihm dann leider eben der Mut, die Geschichte für sich sprechen zu lassen. Bewegend bleibt der Film trotzdem, auch wenn man natürlich weiß, wie es ausgeht.