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Bloodline (Staffel 1)

Bloodline (2015, Staffel 1, 13 Folgen)

Die Kessler-Brüder, Todd A. und Glenn, die bereits die tolle Drama-Serie "Damages" (2007-2012) aus der Taufe hoben,
präsentieren hier ihre nächste kleine Serienperle namens "Bloodline"!

"Man rechnet nie damit, dass einem so etwas zustößt. Solche Schicksalsschläge treffen die anderen Familien und man denkt:
Gott sei Dank sind wir das nicht! Gott sei Dank sind wir nicht diese Familie!
Und eines Tages wacht man auf und IST diese Familie und nichts wird je wieder so sein wie vorher..."
(Zitat: John Rayburn, zweitältester Sohn der Rayburns und County Sheriff)

Eingeleitet wird jede Folge durch ein wahrlich schönes Intro, vorzüglich musikalisch untermalt von "Book Of Fears" mit dem schwermütigen Song "The water let's you in". Inhaltlich lässt das Intro bereits erahnen wohin die Reise der Serie gehen wird: Ein traumhafter Sonnenhimmel am Strand, die ersten Wolken ziehen auf, ein tosender Sturm entfacht, der Himmel färbt sich tiefschwarz...oh horrible, oh horrible day....

Die Rayburns, Mutter (Sissy "Carrie" Spacek) und Vater Rayburn (Sam Shepard), laden wie jedes Jahr zum großen Familientreffen im eigenen, palmengesäumten Strandhotel auf den Florida Keys. Auch das vermeintlich schwarze Schaf der Familie, Danny Rayburn (Ben Mendelsohn), wird erwartet. Als einziges der 4 Rayburn-Kinder wohnt er nicht auf der Insel und keiner weiß ob er auch wirklich erscheint, gehört er doch nicht gerade zu den Zuverlässigsten und erst recht nicht Beliebtesten. Doch er taucht auf...und mit ihm die ersten Gewitterwolken am zunächst so idyllisch wirkenden Familienhimmel...

Kurze Zeit später befinden wir uns bereits inmitten eines spannenden und wendungsreichen Familiendramas!

Vorurteile, längst vergessene oder verdrängte Ereignisse aus der Vergangenheit, Geheimnisse, Lügen, falsche Entscheidungen, Eitelkeit, Gewalt, Bevormundung, falsche Loyalität, Liebe, Hass und Zweifel sind die Zutaten dieser Serie, die sich hier vermischen und eine gesamte Familie langsam und Stück für Stück ins Verderben stürzen.

"Er hat einen Fehler gemacht....er hat einen großen Fehler gemacht...und jetzt bezahlen wir alle dafür!"

Als Parallelen zu "Damages" zählen zum einen das sehr gemächliche Erzähltempo, die vorzügliche und sich viel Zeit nehmende Charakterzeichnung und das Storytelling. Auch bei Bloodline wird mit verschiedenen Zeitebenen gearbeitet. Die Gegenwart wird immer wieder durch Rückblicke und Vorausblicke auf zukünftige Ereignisse unterbrochen. Geschickt werden aber hier stets nur sehr kurze Handlungssequenzen gezeigt, die viel Raum für Spekulationen aber auch immense Spannung lassen und den Zuschauer mehr als einmal auf eine falsche Fährte locken. Erst nach und nach werden diese "Szene-Happen" länger, geben mehr und mehr vom Geschehen preis und fügen sich erst am Ende wie Puzzleteile zu einem runden und kompletten Gesamtbild zusammen.

Den Machern der Serie gelingt es spielend den Zuschauer trotz der überwiegend sehr ruhigen und dialoglastigen Gangart in seinen Bann zu ziehen und zu packen,
das verdankt man vor allem der konstant spannenden und trickreichen Inszenierung eines sich mehr und mehr steigernden Familiendramas, inhaltlich hervorragend ausgearbeiteten Drehbüchern und nicht zuletzt einer Reihe intensiv aufspielender Darsteller.

Besonders eindringlich performt Ben Mendelsohn, der die Rolle des zerissenen und ungeliebten Sohnes Danny Rayburn eindrucksvoll mit Leben zu füllen vermag,
und der es excellent zu verstehen weiß, den vermeintlich "Besseren" und "Belehrenden" ein ums andere Mal geschickt den Spiegel vorzuhalten.
Spätestens in der zweiten Hälfte der Staffel sticht er eindeutig heraus, mit seiner diabolischen Art kann er hier doch diverse denkwürdige Dialoge zum Besten geben und dem Zuschauer schnürrt sich ein ums andere Mal die Kehle zu.

In weiteren Hauptrollen sehen wir Kyle Chandler (Super 8, Wolf of Wallstreet) als zweitältesten Sohn und County Sheriff John Rayburn, den jüngsten leicht cholerischen Sohn Kevin Rayburn ebenso eindringlich dargestellt von Norbert Leo Butz und die einzige Tochter Meg Rayburn als Anwältin, verkörpert von Linda Cardellini (Mad Men, New Girl).
Desweiteren sind noch zu erwähnen die Rollen von Eric, Danny's alter Kumpel aus Kindheitstagen, in Szene gesetzt von Jamie McShane (24, Sons of Anarchy) und dessen Schwester Chelsea, dargestellt von Chloe Sevigny, und als kleiner Part taucht auch noch Mia Kirshner (24, Vampire Diaries, Lost Girl) auf.
Jeder spielt seine Rolle facettenreich, mit viel Liebe und Wiedererkennungswert.

Randnotiz: Tate Donovan, der Darsteller des Tom Shayes aus Damages durfte hier in Folge 7 auf dem Regiestuhl Platz nehmen!

Ein insgesamt hochwertiger, tiefgründiger, intelligenter, intensiver, komplexer und spannender Blick auf die Abgründe einer Familie der Lust auf mehr macht!

Gesamtbewertung Staffel 1 : 9/10

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