Review

Gegensätzliche Gewissensbisse

In dem viel zu unbekannten britischen Radartiefflieger „Orders To Kill“ wird ein engagierter und versierter Soldat nach Frankreich geschickt um dort einen scheinbaren Doppelagenten in der Résistance zu ermorden. Das Training läuft super, er liebt sein Vaterland und ist höchst motiviert, ein guter Soldat und Mann. Doch als er vor Ort sein Ziel besser kennenlernt, kommen ihm mehr als nur kleine Zweifel über seinen Auftrag…

Vaterland vor Verstand?

„Orders To Kill“ ist eine heute fast vergessene Kriegfilmrarität und eine Wiederentdeckung absolut wert! Der Hauptdarsteller kann sehr viel, vor allem mit seinen Augen und der Mimik. Da spiegelt sich teils das ganze Ausmaß seiner Zwickmühle und Verlegenheit wieder. Und die totale Konzentration auf moralische Fragen der Kriegsführung und der „ehrenhaften“ Auftragsermordung habe ich in dem Genre bisher nur selten gesehen. Alle Spannung kommt hier von intern. Bringe ich ihn um? Wie bringe ich ihn um? Was bedeutet es ein Menschenleben zu beenden? Warum soll er überhaupt umgebracht werden? Sind unsere Feinde auch nur Menschen? Haben selbst böse Leute viele gute Seiten? Muss ich Befehlen meines Vaterlands wirklich um jeden Preis gehorchen? Was macht das Töten? Mit einem selbst und den Hinterbliebenen des „Ziels“? Und all solche Fragen kratzen nur an der Oberfläche von „Orders To Kill“, den man in manchen Ländern und Zeiten fast schon als rebellisch, staatsfeindlich und „gefährlich“ hätte einstufen können. Leider. Denn im Grunde geht’s kaum ehrlicher und menschlicher. 

Fazit: interessantes, psychologisches und sehr menschliches Kriegsdrama über Bedenken, Pflicht, Wahrheit und Schuld. Eher allgemeingültig als britisch. Ganz klar ein Geheimtipp. Selbst wenn er oberflächlich nicht allzu viel Action und Hochspannung bietet - aber darunter liegen Welten, Schichten und tiefe Gewässer… 

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