Michael Crichton (Jurassic Park, Sphere - Die Macht aus dem All) schrieb zu vielen seiner Bestseller Romane auch gleich die Drehbücher für die Verfilmung. So auch beim Klassiker "Westworld", bei dem er obendrein auch Regie führte. Und er könnte durchaus als eine Art Vorreiter für Camerons "Der Terminator" gesehen werden, denn die Grundidee, Mensch gegen seine eigene Schöpfung, ist die Selbe. Es dauerte drei Jahre, dann folgte mit "Futureworld" ein Sequel.
"Delos" ist der Vergnügungspark der Zukunft, denn hier kann sich der wohl betuchte Gast zwischen drei Welten entscheiden. Der Anwalt Peter Martin (Richard Benjamin) und sein Kumpel John Blane (James Brolin) haben sich für die "Westworld" entschieden, dem wilden Westen im Jahre 1880 nachempfunden. Auch der vorsichtige Peter findet bald Gefallen an der Sache, spätestens als er sein erstes Duell gegen einen vorlauten Cowboy (Yul Brynner) gewinnt. Doch hinter den Kulissen häufen sich die Probleme, eine Art Virus scheint im Umlauf zu sein. Plötzlich ist es dann so weit, alle Roboter in den drei Welten laufen Amok. John wird bei einem Duell erschossen und Peter wird von seinem alten Duellkammeraden quer durch den Park gejagt. Nur ist es diesmal kein Spiel, sondern blutiger Ernst.
Auch wenn die Technik in "Westworld" schon hoffnungslos veraltet ist, so hat der Film nichts von seinem Glanz verloren. Gleichzeitig darf ein wenig Kritik mit einfließen, wie sehr sich der Mensch doch immer auf die Technik verlässt, beziehungsweise verlassen muss. So wird in "Delos" schon alles mit dem Computer gesteuert, der Mensch dient nur noch der Überwachung, oder Eingabe einiger Befehle. Man kreierte Roboter, die vom Menschen kaum noch zu unterscheiden sind, laut John kann man dies nur an den Händen erkennen. Wählen kann man zwischen drei Welten, nämlich dem wilden Westen, dem alten Rom, oder dem Leben als Ritter auf einer Burg. Für 1000 Dollar am Tag fühlt man sich in die jeweilige Zeit zurückversetzt. Die Story ist zwar einfach gehalten, vielleicht auch vorhersehbar, doch die zahlreichen Ideen machen das Ganze wieder wett. Und allein wenn Yul Brunner das erste Mal auftaucht, bekommt man schon eine Gänsehaut, denn im Gegensatz zu Paul und John weiss der Zuschauer schon was passiert. Doch Crichton lässt sich Zeit und zeigt in der ersten Halbzeit auf, wie sich die Menschen in den verschiedenen Welten amüsieren. Der Fokus liegt natürlich auf Paul und John, die im wilden Westen ihre Abenteuer erleben. Ob Duell, Barschlägerei oder Banküberfall, alles wird durch die Roboter simuliert, man bekommt sogar echte Munition. Die Colts sind jedoch mit einem Sensor ausgestattet, der Körperwärme registriert, somit lässt sich mit den Waffen nicht auf Menschen schießen, sondern nur auf die Roboter.
Doch es geht dann wirklich Schlag auf Schlag, in der Zentrale verliert man die Kontrolle, von nun an kennen die Roboter keine Gnade mehr. In allen Welten herrscht pures Chaos, Peter muss mit ansehen wie John bei einem Duell erschossen wird. Peter wird nun vom dem Robotercowboy gejagt, den er schon zweimal erschossen hat, doch unkontrolliert ist ihm die Maschine haushoch überlegen. Selbst helfendes Parkpersonal wird vom Cowboy sofort hingerichtet, die Jagr erstreckt sich durch die Welten, bis hin zur Kommandozentrale. Hier lassen sich schon einige Anleihen des Horrorfilms finden und wenn man sich selbst in Peter hineinversetzt, erlebt man das ganze noch intensiver. Dafür sorgen auch die brillanten Sets, wo sichtlich keine Kosten und Mühen gescheut wurde, überhaupt ist der Look für die damalige Zeit einfach fantastisch. Vielleicht endet "Westworld" dann ein bisschen zu abrupt, lässt den Zuschauer aber mit einem unguten Gefühl zurück.
Obwohl er eigentlich nicht sonderlich viel zu tun hat, spielt Yul Brynner (Könige der Sonne, Taras Bulba) alle an die Wand. Seine Figur erinnert an seinen Auftritt im Kultwestern "Die Glorreichen Sieben". Schon von Anfang an geht von ihm eine gewisse Bedrohung aus, die sich natürlich immens steigert, wenn er hinter Peter her ist. Richard Benjamin (Taschengeld, Geschenkt ist noch zu teuer) und James Brolin (Amityville Horror, Nightmare - Hotel des Grauens) machen ihre Sache auch ordentlich, in einer Nebenrolle ist noch Dick Van Patten (Spaceballs, Sinola) zu sehen.
Im Grunde genommen eine simple Sache, aber wahnsinnig intensiv in Szene gesetzt. "Westworld" braucht seine Zeit, bis das eigentliche Geschehen seinen Lauf nimmt, ist dabei aber in keinster Weise langatmig. Hier bekommt der Mensch ein weiteres Mal von seiner eigenen Technik in den Hintern getreten. Der Film hat nach bald vierzig Jahren, nichts von seinem Glanz eingebüßt.