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Zwei asiatisch aussehende Studenten schlendern ins Bild. Ein Pärchen, wie man bald erfährt. Sie sind auf einer Forschungsexpedition in den Gebirgen ihres Heimatlands China. Und was erblicken die beiden tatsächlich als erste Menschen seit 2000 Jahren auf einem schneeverwehten Plateau? Die Ruinen einer antiken Stadt. Aber hoppla. Die Reste der Bauten wirken so gar nicht chinesisch. Keine Pagoden, keine Pavillons, keine Zipfel, Zapfen und Zäpfchen. Es sind römische Tempel, Torbögen und Markthallen, die da zerfallen sind. Moment mal. Wie kommen die denn nach China? Ganz einfach. Genauso wie nach Rom. Durch die Römer natürlich (*der Historiker horcht auf*).

Wir schreiben das Jahr 48 vor Christus. Eine römische Legion stapft unter der Führung (!) des Centurios (*der Historiker reibt sich die Augen*) Lucius/John Cusack die Seidenstraße entlang bis nach China (*dem Historiker stellen sich die Haare auf*). Man flieht vor dem bösen Konsul Tiberius/Adrien Brody, der seinen kleinen, blinden, singenden Bruder Publius töten möchte, um sich die Thronfolge (!) zu sichern (*dem Historiker stehen die Haare senkrecht im Lot*). Und um ganz sicher zu gehen, dass der kleine Pupsus auch wirklich hops geht, nimmt er eine 100.000 Mann starke römische Heeressäule mit auf den zehntausend Kilometer langen Weg durch die Wüsten Asiens (*dem Historiker fallen die Haare aus *).

An der Chinesischen Mauer angelangt, trifft Centurio Lucius auf den Polizeioberwachtmeister der Gegend, Huo An (Jackie Chan), und dessen Mannschaft, die sich als so eine Art UN-Truppe der Antike verstehen. Damit sich nämlich die 36 (!) Völker der Seidenstraße nicht gegenseitig die Köppe einkloppen, wendet der findige Huo An einen ausgebufften Trick an: Er kämpft nicht. Als es beinahe zu einer Auseinandersetzung der Inder mit den Hunnen kommt (*Der Historiker ringt nach Luft*), lässt sich der gutmütige Mann vor aller Augen geduldig von einer Frau verprügeln. Davon tief beeindruckt, lassen Inder und Hunnen die Faxen und sind fortan dicke Freunde. Nebenbei hat sich die asiatische Amazone während ihres Zweikampfs in den vierzig Jahre älteren Jackie Chan verknallt und wird ihn den Rest des Films stalken.

John Cusack schließt, ganz im Sinne des allgemeinen Tenors, nach einer kurzen Sparringeinlage mit Jackie Chan eine innige chinesisch-römische Freundschaft, die für den Zuschauer recht anstrengend dadurch besiegelt wird, dass man sich gegenseitig die heimische Folklore in Liedform näherbringt. Es wird also viel gesungen, wobei der kleine Pupsus, der aussieht wie ein zehnjähriger Transvestit, den Ton angibt. Außerdem wird viel gebaut. Denn die Festung, in der man sich gegenseitig pausenlos auf die Schulter klopft, ist ziemlich heruntergekommen und muss dringend renoviert werden. Der Feind naht nämlich schon.

Obwohl Huo Ans Pazifismus ansteckend ist (Immerhin hat er damit halb Asien in eine Art Schlumpfhausen verwandelt), gibt es natürlich einen, der gegen den Gedanken der Völkerverständigung völlig immun ist: Der hinterlistige Konsul Tiberius. Adrien Brody und seine in Fantasieuniformen gekleideten 100.000 Legionäre erscheinen auf der Baustelle und schon ist es aus mit dem Frieden. Um den wieder herzustellen, muss man nun leider doch kämpfen, was keinem gefällt, aber jedem einleuchtet. Und während man mindestens 20 Jahre Festungsbau dank (vermutlich aus dem Hut gezogener) haushoher römischer Baukräne binnen weniger Tage stemmt, hat man immer noch genügend Zeit, neben der Vorliebe für Männerchöre, gemeinsam zu trainieren. So lernen die Römer ein wenig chinesische Kampfkunst und die Chinesen ein bisschen römische Baufertigkeit. Zum Beispiel, fünf Tonnen schwere Steinquader kinderleicht zu transportieren, indem man sie auf den fünf Kilogramm schweren Schilden der Legionäre schlittenartig über den Boden schleift (*der Historiker atmet nicht mehr*). Dass die Dinger anschließend eigentlich aussehen müssten wie eine vom Panzer überfahrene Christbaumkugel, scheint keinen der in diesem wunderlichen Szenario umhertollenden Paradiesvögel zu kümmern.

Nachdem der gemeine Konsul Tiberius noch genug Zeit hatte, lauter böse Sachen zu machen (wie zum Beispiel seinen Ratgeber zu erdolchen), kommt es endlich zum Endkampf. Der kleine Pupsus ist inzwischen in einen Abgrund entsorgt und John Cusack gekreuzigt und geblendet. Es sieht also, nicht nur im übertragenen Sinne, echt finster aus für das Gute. Bleibt nur noch Jackie Chan übrig, um Adrien Brodys fiesem Treiben ein wohl verdientes Ende zu bereiten. Und wie man das vermutet, wird der alte Sonnyboy im (bei Ridley Scotts Gladiator geklauten) Endkampf nicht scheitern. Auch wenn das zehn Minuten lang tierisch danach aussieht, denn Adrien Brody nutzt Jackie Chan wiederholt als menschlichen Messerblock. Doch die angeblich teuerste chinesische Produktion bis dato endet natürlich vorzeigbar und versöhnlich. Keine Frage. Wäre bei uns im Westen ja auch nicht anders.

Die beiden eingangs vorgestellten chinesischen Studenten erscheinen (im Stile Spielbergs Soldat James Ryan) kurz vor Schluss wieder, um die Brücke in die Gegenwart zu schlagen. Das Pärchen erfährt die welthistorisch bahnbrechende Geschichte der Stadt übrigens aus einer praktischerweise auf dem Forum eingelassenen Bronzetafel. Doch man entscheidet sich, etwas überraschend, nicht dafür, den nationalen Fund des Jahrhunderts zu melden und die Karriereleiter an einem Tag bis ans Ende emporzuklettern, sondern man beschließt während ein paar Bussis, die Sache zu verschweigen und den Mythos der Stadt als solchen zu erhalten (*die Leiche des Historikers dreht sich im Grab um*). Solch unbekümmerte Vorliebe fürs Märchenhafte würde im wahren Leben zwar vermutlich im Gulag enden, aber ist ja alles nur Show und ein Film. Und im Übrigen ein ziemlich schlechter.

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