Review

Gestern Abend im Kino gesehen, OmU. Es ist immer heikel, eine halbwegs fundierte Kritik zu einem „exotischen“ Film zu schreiben, den man gerade einmal gesehen hat. Aber versuchen wir es.

Hier wird über einen Lebensabschnitt des legendären Malers Katsushika Hokusai (ca. 1760-1849) erzählt, und zwar aus der Perspektive seiner ebenfalls malenden Tochter O-Ei. Diese ist eine erstaunlich „moderne“ und starke junge Dame, wie man sich mitten im 19. Jahrhundert in Japan nicht vorstellen kann. Damit erfahren wir auch die Perspektive des Filmemachers Keiichi Hara: er will keinen historisierenden Anime machen, also nicht nur detail- und geschichtenverliebt, sondern versucht, Vergangenheit und Gegenwart zu verschmelzen, um zu zeigen, dass großes Kino, wie große Kunst, zeitlos ist.

Dies ist ihm durchaus gelungen, wie die vielen Preise belegen, die Miss Hokusai gesammelt hat, u.a. den Satoshi Kon-Award. In diesem Anime sehen wir aber nicht nur die starke O-Ei, sondern hier sprechen die Leute auch einen modernen Japanisch, verbeugen sich nicht so sehr wie gewöhnt, und
das Ganze wird von einer Musik begleitet, die nicht meine Sache ist.

Aber abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Sushi-Pop-Beschallung fand ich den Film wunderbar. Der tollpatschige Hokusai-Schüler Zenjiro und der Haushund geben einen niedlichen Kontrapunkt zu einer sonst sehr ernsten Geschichte, über Kunst als Gnade und als Maloche, über Dämonen, aber auch über große Gefühle in kleinen Gesten, wie zwischen O-Ei und ihrer kleinen blinden Schwester. Das alles mit unzähligen Zitaten von Hokusai-Bildern gespickt, von ganzen Landschaften bis zu den Naturdetails (Blumen/Vögel/Insekten), in einem Abgesang der Edo-Ära. Sehrschön!

Details
Ähnliche Filme