Angeblich auf einem wahren Fall basiert "Superstition" (dessen nichtssagender deutscher Titel genausogut für eine Schmonzette im Öffentlich-Rechtlichen taugen würde) und bietet über knapp 93 Minuten eine unentschlossene Mischung aus Gerichtsdrama und übersinnlichem Thriller á la "Carrie - des Satans jüngste Tochter" (scheins sind Titel die aus einem weiblichen Vornamen und einem reißerischen Zusatz bestehen marketingtechnisch eine gaaanz sichere Nummer). Der Vergleich mit Stephen Kings Romanverfilmung drängt sich auf, da es bei "Julie - Im Feuer der Unschuld" um mutmaßlichen Mord durch Pyrokinese geht, allerdings bleibt Kenneth Hopes Flick in jeder Hinsicht um Längen hinter Brian de Palmas Referenzwerk zurück.
Mit den vermeintlichen übersinnlichen Anteilen wird zwar ein wenig gegeizt, aber immerhin sind sie zugunsten der beabsichtigten Mehrdeutigkeit häppchenweise über den ganzen Film verteilt. Am meisten Raum nehmen jedoch die Szenen der Gerichtsverhandlung ein, die vor Klischees und Platitüden nur so strotzen. Und wie es sich kontextbedingt gehört, darf Sienna Guillory in der Rolle des hübschen, scheuen Kindermädchens Julie auch bis zur fast unerträglich kitschig inszenierten Urteilsverkündung die rätselhaft Undurchsichtige spielen. Einen erinnerungswürdigen Eindruck hinterlässt sie dabei jedoch leider mitnichten, wofür sie sich für mein Dafürhalten beim wohl eher schwachbrüstigen Drehbuch bedanken kann. Wenn dem Zuschauer dann noch allen Ernstes untergejubelt wird, dass die verstorbene Ex des Strafverteidigers eine verblüffende Ähnlichkeit mit der emotional sehr verwirrten Julie aufweist, dann sollte selbst dem Ahnungslosesten alsbald klar sein, wie der Schmusihasi läuft - spätestens wenn Julie per Kautionsauflage(!) dazu verdonnert wird, bei ihrem Rechtsbeistand im trauten Heim(!!) einzuziehen. Fortan soll es uns also auch noch ganz warm ums Herz werden, wenn wir Herrn Anwalt dabei zusehen dürfen, wie er der armen, süßen Julie ein Sandwich schmiert und sie anschließend im Heiabett voller Empathie auch noch zudeckt.
Inzwischen geht die Hexenjagd auf Julie weiter, die mal die Wahrheit sagt und auch mal nicht, die Staatsanwältin darf sich als keifende Inquisitorin profilieren und sich innerhalb und außerhalb des Gerichtssaals mit dem Verteidiger lautstarke Wortduelle liefern, um Geschworene wie Zuschauer möglichst ordentlich zu polarisieren. Richtig spannend sind die Inhalte der Sprechblasen aber leider nicht, zu oft hat man vergleichbare Darbietungen bereits gesehen und meist wohl auch wesentlich mitreißender. Was die Charakterzeichnungen angeht: Stereotypen so weit das Auge reicht. Als gelungen darf man immerhin die Optik bezeichnen, was für einen Spielfilm auf TV-Niveau nicht völlig selbstverständlich ist. Insbesondere die Außenaufnahmen haben ein gewisses ästhetisches Niveau, wenn sie auch bisweilen an typische Postkartenmotive erinnern.
Für den Schlußtwist braucht es nach bereits erwähnter, denkbar rührseliger Urteilsverkündung dann noch mal fast 10 Minuten, wobei ehrlich gesagt die finale Szene diesen Zeitaufwand kaum lohnt. Doch "Superstition" ist auch im Gesamteindruck mehr als unterdurchschnittlich geraten, weil die Story einfach zu hanebüchen gestrickt ist und die darin enthaltenen Mystery-Elemente nie wirklich im Dienst des Ganzen stehen, sondern oft schlicht selbstzweckhaft wirken. Gerade dadurch büßt der Film aber viel von seiner potentiellen Wirkung ein und am Ende ist man in Bezug auf die mysteriöse Protagonistin nicht wirklich schlauer als am Anfang. Immerhin: zur Bettschwerebeschleunigung ist "Superstition" ganz gut geeignet.