Mit Franco Nero arbeitet Enzo G. Castellari diverse Male zusammen, häufig bei Polizei- und Agentenfilmen – wie z.B. „Der Tag der Cobra“.
Zu einem stimmigen Theme mit dem Titel „I am the Cobra“ lernt der Zuschauer dann Larry Stanziani (Franco Nero), früherer Deckname Cobra, kennen. Der ehemalige FBI-Agent musste nach einem gescheiterten Undercovereinsatz in den Bau, da die Behörde ihn verleugnete, und arbeitet mittlerweile als Privatdetektiv. Das erfährt man in einer überraschend humorvollen Einleitung, in welcher der schlecht bezahlte Larry einer potentiellen Kundin z.B. Terminprobleme vorschwindelt, um mehr Geld zu schinden.
Von seinem Ex-Boss erhält Larry einen neuen Auftrag in Genua. An sich ist der nicht gerade willig, doch dann drückt Cheffe ihm unter die Nase, dass der sich damit an dem Mann rächen kann, deswegen er in den Bau ging. Also auf nach Bella Italia…
Wenn es jemanden gibt, der diesen Film zusammenhält, dann ist es Franco Nero. Der spielt den Privatschnüffler mit derartig viel Elan und Charme, dass es eine wahre Freude ist. Stets mit lockeren Sprüchen auf den Lippen reißt er den Film in fast jeder Szene an sich. Sybil Danning in einer Rolle als Nachtclubsängerin spielt brauchbar, der Rest ähnlich solide, aber im Grunde sind sie alle eher Stichwortgeber in der Nero-Show.
So zerfasert „Der Tag der Cobra“ gegen Ende leider auch etwas deutlich, wenn sich die Observierungsgeschichte zur Verschwörung aufbläht, in der fast jeder die Finger drin hat und ein doppeltes Spiel spielt. Teilweise wird es dann etwas sehr vorhersehbar, z.B. wer sich als finaler Drahtzieher herausstellt, teilweise hingegen etwas konfus, zumal man sich fragt, warum so viele Figuren in dem Film einen schlecht verkleideten Mann so lange Zeit für eine Frau halten. Auch ist nicht immer ganz klar, zu welcher Partei nun welche der zahlreichen Verfolger gehören, die Larry immer wieder an den Hacken kleben.
Dafür inszeniert Castellari seinen Film so locker, dass das Ganze runterflutscht wie Öl und reichert den Plot mit allerlei mehr oder minder skurrilen Nebenfiguren wie Larrys geschwätzigen Informantenkumpel an. Zudem nimmt er seinen Film nicht ganz ernst, man denke an die Fischmarktepisode, und lässt der Helden hübsch nach Hinweisen suchen sowie Attentaten entgehen. Das Finale ist dann etwas arg grimmig, doch Kurzweil bietet Castellaris Polizeifilm trotz einiger Plotlöcher.
Außerdem merkt man „Der Tag der Cobra“ bereits an, dass Castellari sich in der Folgezeit mehr auf B-Action verlegen würde, denn den Schießereien und Keilereien wird hier mehr Raum zugedacht. Überraschend spektakulär sind die Martial Arts Einlagen, vor allem die Schlägerei in dem Nachtclub, doch auch sonst stimmt das Potpourri. Größere Härten gibt es nur wenige gegen Ende, z.B. bei Zeitlupeneinschüssen und der Zweckentfremdung einer Spitzhacke, aber das ist nicht weiter tragisch.
Insofern mag es beim Script von „Der Tag der Cobra“ teilweise etwas haken, gerade gegen Ende wird es dann etwas unglaubwürdig mit den ganzen Plottwists, doch immerhin macht die Angelegenheit Laune, nicht zuletzt wegen des gut aufgelegten Franco Nero. Die Action kann sich ebenfalls sehen lassen, was zu 6,5 Punkten meinerseits reicht.