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Sich als Schauspieler schimpfende Rapper kann man man inzwischen nicht mehr an beiden Händen abzählen, da in den letzten Jahren der HipHop-Boom immer größer wurde und so einigen bekannten Rappern auch die Türen zu Hollywood geöffnet wurden. Allerdings ist das so'ne Sache mit schauspielenden Rappern. Das Talent zum ernsthaften Schauspieler haben nur wenige und können an beiden Händen abgezählt werden. Dazu gehören u.a. LL Cool J, Will Smith und Ice Cube. Und seit "8 Mile" nun auch Eminem (Da Hip Hop Witch), inzwischen einer der ganz Großen der rappenden Zunft. Ich persönlich kann mit diesem ganzen Gangsta- und Rapper-Bullshit nicht allzu viel anfangen, was nicht heißen soll, dass nicht die eine oder andere CD mit Rap-Mucke in meinem Musikregal zu finden ist. Neben Scheiben von Will Smith auch einige von Eminem. Und das liegt gewiss nicht daran, dass der Junge weiß ist. Vielmehr unterscheidet sich Eminems Mucke vom üblichen Gangsta-Gerappe seiner farbigen Kollegen, die sich mehr oder weniger alle gleich anhören. Doch hier soll nicht Eminems Musik sondern sein Film "8 Mile" besprochen werden.

Für Jimmy "Rabbit" Smith Jr. (Eminem) ist HipHop die einzige Möglichkeit, aus seinem tristen Leben in der Vorstadthölle Detroits auszubrechen. Er weiß, dass seine Texte das Zeug dazu haben - wenn er es schafft, seine Wut für seine Musik zu nutzen und sich der Herausforderung seines Lebens zu stellen...

Überraschenderweise macht Eminem seinen Job als Schauspieler ebenso gut wie als Rapper. Das liegt daran, dass der Film nicht zum reinen Egotrip Eminems wird, wie das anscheinend derzeit bei "Get Rich Or Die Tryin'" seines monomimiken Azubis 50 Cent der Fall zu sein scheint. Vielmehr spielt Eminem eher zurückhaltend, lässt keine Angeber-Allüren durchblicken und er kennt mehr als nur zwei oder drei Gesichtsausdrücke. Zudem lässt er auch genügend Platz für die anderen Darsteller. Der prominenteste Name unter diesen ist wohl Kim Basinger (Final Call), die als Trailer-, Alk- und Bingo-Mutti überzeugen kann. Als Rabbits Freund und Förderer Future haben wir dann noch Mekhi Phifer (Dawn of the Dead), der stets gut gelaunt ist und sich nur selten die positive Stimmung ruinieren lässt. Natürlich muss es noch einen weiblichen Love Interest geben, der hier von Brittany Murphy (Sin City) verkörpert wird. Allerdings wird ihr Part verschenkt und scheint nur als Aufmunterer und schneller Fick für Zwischendurch zu dienen.

In "8 Mile" schildert Regisseur Curtis Hanson (L.A. Confidential) eine Woche im Leben von Rabbit und seinen Kumpels. Diese gestalten sich außer Future jedoch allzu klischeehaft. Da sind zum einen die beiden grundlegend unterschiedlichen Brüder: der eine ein fasselnder Intellektueller, der andere ein übergewichtiger Weiberfan. Zum anderen noch der weiße Spasti, der sich fast selber kastriert. Die Geschichte selbst entpuppt sich keineswegs als reine Eminem-Bio, da es hier mehrer Abweichungen von Eminems Lebenslauf gibt. Eher erzählt Hanson die Geschichte eines weißen Rap-Talentes, das sich den Respekt seines überwiegend schwarzen Publikums erkämpfen will und am Ende einen Sieg davon trägt, den es nur für sich ganz allein hat und auch keine physikalische Form besitzt. Bis zu diesem besagten Sieg ist die Handlung aber erstmal von diversen Niederlagen und Rückschlägen gepflastert, die es zu überwinden gilt. Dazu gehören u.a. ein quatschender Gernegroß von Producer, der Rabbit viel verspricht, letztendlich aber nur aus eigenem Interesse handelt und sogar den Kurzzeit-Love Interest Rabbits knallt. Auch ein paar East- und Westcoast-Gangsta-Rapper gibt es, die sich profilieren möchten und auch vor Prügel nicht zurückschrecken. Zum anderen hat Rabbit auch noch familiäre Probleme, da Mutti von einem nichtsnutzigen Lover abhängig ist, und die letzten Mietzahlungen nicht gezahlt hat und somit der Rauswurf aus dem Trailer droht. Das Ende ist auch gut und recht realistisch gestaltet worden, da man hier eben keinen Rabbit sieht, der einen dicken Plattenvertrag oder bereits die Millionen in der Tasche hat. Wenn schon Eminem in einem Film mitspielt, dann darf natürlich auch die dazugehörige Mucke nicht fehlen, wofür Eminem sich sogar einen Oscar für den besten Filmsong (Lose Yourself) einhandelte. Schön mal Rap-Mucke im Film zu hören, die sich wohltuend aus den ansonsten fast schon nervenden Beiträgen abhebt und den Film zudem auch noch unterstützt, statt ihn lediglich nur auszuschmücken.

Das alles hat Henson in einer gut erzählten Milieustudie verpackt, die auch Nichtfans von Rapper-Mucke wie mich ordentlich unterhalten dürfte. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass Eminem ruhig noch den einen oder anderen cineastischen Beitrag abliefern darf, da er auch als Schauspieler keine schlechte Figur macht.

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