Das ist also der Skandal-Klassiker der 70er. Ich lief durch die Videothek und sah den Directors Cut. Der erste Eindruck des Films hinterläßt einen faden Nachgeschmack und ermittelt nur kaum den Kernpunkt der Story. "Exorzismus" als Rahmenhandlung vorzulegen, dient natürlich ausgiebiger Freiheit und öffnet viele Aspekte zur Ideenentwicklung. Doch wo sind all die Möglichkeiten geblieben? Diese Frage stellt man sich durchweg.
Der Anfang wirkt recht ungewöhnlich und streckt sich nervtötend in die Länge. Und wenn die Story dann im Hauptteil ankommt, hofft man vergebens auf unterhaltsame Spannung. Man könnte sich durchaus noch auf ein "fast vergebens" einigen, da gewisse Situationen spannungsreich und längenlos inzeniert wurden. Leider gibt es von all dem zu wenig.
Darstellermäßig wäre Linda Blair hervorzuheben, da sie unentwegt überzeugt und ihre Figur selbstsicher auf den Zuschauer hinüberpendelt. Der Pater dient kaum als Indentifikationsfigur und stellt eher einen kühnen Retter in den Film. Seiner Figur fehlt es an Tiefe und Ausdrücklichkeit. Dennoch vermittelt der gesamte Darstellerstab einen prächtigen und ausreichenden Eindruck, leiten aber nur schwer durch das Geschehen.
Für einen Klassiker in digitaler Neubearbeitung mit zusätzlich neu eingefügten 11 Minuten hätte ich persönlich mehr erwartet. Allein die Rahmenhandlung hätte mehr geboten, als letztendlich gezeigt und interpretiert wird. Die Thematik "Exorzismus" ist recht umfangreich und dieser Punkt wurde leider nicht genutzt. Dem gesamten Film fehlt es zusätzlich an suggestiver Musikuntermalung und nett anzusehenden Splattereinlagen, die dem Film sicherlich nicht geschadet hätten.
Fazit: Für einen Klassiker wird recht wenig geboten. Sollte man aber eine unparteiische Begutachtung zu Tage legen, fällt sicherlich ein neues Ergebnis aus. (6/10)