In A Valley Of Violence (2016) von Ti West
...Paul (Ethan Hawke) und seine Hündin Abby (Jumpy) sind auf dem Weg nach Denton. Nach einem ersten ärgerlichen Zwischenfall erreichen sie schließlich den Ort, der eigentlich nur als eine Station auf ihrer Durchreise geplant war. Während einer kleinen Erfrischung im Saloon gibt es leider schon wieder Ärger. Paul, der aber insgesamt versucht sich nicht weiter provozieren zu lassen, will nach einer ernsten Unterredung mit dem hiesigen Marshall (John Travolta) Denton auch tatsächlich wieder verlassen. Doch des Marshalls Sohn Gilly (James Ransone) gibt keine Ruhe und das Unheil nimmt seinen Lauf...
Tja, die schmale Handlung dieser tragischen Westerngeschichte, die letztendlich ja nur auf blutige Rache hinauslaufen kann, gibt nicht allzu viel her und der Regisseur Ti West, der auch das Drehbuch dazu geschrieben hatte, war nun gefordert daraus einen unterhaltsamen Film mit knapp 100 Minuten Länge zu zimmern. Ich kann aber jetzt schon verraten - ja, das ist ihm auch wirklich gelungen!
Man kann den Film hierbei grob in zwei Hälften aufteilen; zuerst baut er langsam auf, der Zuschauer kommt gut mit und wird auf die Folter gespannt. Leider teils so lange, dass manche Szenen überreizt wirken, da einfach ein actionreicher(er) Abschluss fehlt. Ein Wechsel aus Dialogen und kurzen Handlungssträngen eben, ohne nennenswerte Action - es wird dabei aber nie richtig langweilig. Dann, ganz anders nun die zweite Hälfte; jetzt zieht Ti West all seine Register - die schön eingefädelten Situationen, deren Grundsteine am Anfang gelegt wurden, werden nun konsequent und mit gnadenloser Härte zu Ende geführt. Und ja, das letzte Drittel macht durch seine Spannung und Action wieder viel Boden gut, sodass dadurch meine Bewertung von zunächst 6 auf 8 Punkte gestiegen ist. In besonders beeindruckender Erinnerung habe ich u.a. drei Szenen: Eine ziemlich blutige Szene, die ich nicht in einer FSK-16 Fassung vermutet hätte, dann den Schlusspart von John Travolta und auch das faszinierend-böse Verhalten mit einer absolut überzeugenden Mimik von James Ransone, als gegen Schluss beim Streit mit seiner Frau gewisse Tabus fallen!
So muss man dem Film einfach etwas Zeit geben - man kommt dann schon noch auf seine Kosten! Versüßt wird einem das Ganze nicht zuletzt mit einem wirklich exzellenten Soundtrack und tollen Soundeffekten! Dieser passt perfekt zu dem Film, ist immer präsent - ja dominiert sogar manche Szenen! Kann auf jeden Fall mit anderen großen Werken mithalten. Dabei denke ich in erster Linie nicht an Ennio Morricone, sondern eher an Elmar Bernstein. Irgendwie schwingt aber trotzdem auch ein bißchen Italowestern-Flair mit. Eventuell liegt das an der gehobenen Härte mancher Szenen und den teils derben Sprüchen, bzw. der unverblümten Deutlichkeit in bestimmten Dialogen!? Obwohl der Western eigentlich todernst ist, hatte ich dadurch immer wieder was zu lachen, aber auch, weil ich mit Manchem einfach nicht gerechnet habe!
Ich musste seit dem Anschauen gestern bereits einige Male wieder an diesen Film mit seinem Vorspann im Retro-Look, seinem eigenwilligen Aufbau und seinen vielen Überraschungen denken. Und ich freue mich schon jetzt auf eine Wiederholung! Vielleicht kein ganz großer, aber sicherlich ein toller Western!
Viel Spaß dabei und gute Unterhaltung!