Sture Böcke (2015)
Die zwei sich ausgiebigst anschweigenden Schafzüchter-Brüder und Nachbarn Gummi und Kiddi, wollen nichts mehr miteinander zu tun haben. Seit vielen Jahren haben die zwei Zerstrittenen kein Wort miteinander gewechselt und üben sich in gegenseitiger, stoischer Ignoranz. Als dann zu allem Überfluss auch noch die berüchtigte Schafskrankheit Scrapie ausbricht und alle Tiere vorsorglich getötet werden müssen dreht Kiddi am Rad, macht er doch seinen Arsch-Bruder dafür verantwortlich und möchte ihm am liebsten die Hammelbeine lang ziehen. Während Kiddi sich fortan ausgiebigst dem Hochprozentigen widmet und in der Nacht wütend mit seinem Gewehr durch die karge und triste Landschaft torkelt, puzzlet sich Gumi gemütlich 'nen Bock und versteckt heimlich einige seiner Schafe im Keller. Doch das Veterinäramt riecht den Braten und bald stehen die beiden sturen Streithammel Gummi und Kiddi vor der entscheidenden Frage:
In Zukunft komplett schaflos ihr Dasein fristen oder aber springt man über seinen Schatten und hat Bock die abgerissenen Brüder-Brücken neu aufzubauen?
Ich hätte mir doch etwas mehr Interaktion zwischen den Brüdern gewünscht, eine Erklärung warum man eigentlich seit so vielen Jahren zerstritten ist. Hier wird man eher mit ein, zwei Sätzen abgespeist und erfährt nicht wirklich was vorgefallen ist. Davon ab gelingt es Regisseur Grímur Hákonarson vorzüglich die Melancholie und Tristess, die schroffen, zeitgleich wunderschönen Landschaften Islands und die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der dortigen Bewohner in seinem ersten eher tragisch denn lustigen Langfilm einzufangen. Eindrucksvoll bebildert, dialogarm, gut beobachtet und entschleunigend auf den Punkt inszeniert. Hier und da hätte man eventuell an der charakterlichen Tiefenschärfe noch etwas feilen können, alles in allem füllen die unbekannten Darsteller ihre Rollen aber sehr zufriedenstellend aus. Vortrefflich vertont von Atli Örvarsson, der sich bereits erinnerungswürdig in den Gehörgang fräste bei Serien wie Chicago Fire, PD und Med, Polizeibericht L.A. und Filmen wie 8 Blickwinkel, die vierte Art oder Babylon A.D.. Auch bei "Sture Böcke" beweist er einmal mehr seine Fähigkeit die Bilder durch seinen Sound zu veredeln. Auch von ihm, ebenso wie von Regisseur Hákonarson wird man in Zukunft hoffentlich noch einiges zu sehen und zu hören bekommen, ich wäre auf jeden Fall wieder mehr als gerne dabei. Fein abgerundet wird der Film durch ein zwar offenes aber mehr als ausdrucksstarkes Ende.
Fazit: Viel Määäh im sehr positiven Sinne
Wertung: 7,5 von 10 Soloweihnachten