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Tine Haemmer, eine Kollegin von Thiels Vater Herbert, wird in ihrem Taxi Augenzeugin, wie ein Obdachloser von einem Geländewagen überfahren wird... und als dieser anschließend im Krankenhaus verstirbt, wird aus einem Fall von Fahrerflucht einer für die Mordkommission. Aufsehenerregender ist da allerdings der Mord an dem jungen Südamerikaner Luis Bênção, der mit durchschnittener Kehle im Kühlraum eines Gasthofs aufgefunden wurde, was die Zeitungen dazu veranlasst, Headlines rund um einen "Ripper von Münster" zu fabulieren. Ein paar augenfällige Merkwürdigkeiten erschweren die Ermittlungen, wie etwa am Tatort gefundene Blutspuren, die vermeintlich vom Täter stammen, aber doch die DNA des Opfers aufweisen, oder der Umstand, dass Bênção bereits tot war, als man ihm den Hals aufgeschnitten hat. Schwer verdächtig erscheint da zunächst der Junkie Tom Schosser, von dem es Video-Aufnahmen gibt, die zeigen, dass er dem Ermordeten zu einem Bahnhofs-Schließfach gefolgt ist, doch als nach einem weiteren Mord wieder Spuren von Bênçãos Blut gefunden werden, stellt sich heraus, dass der wahre Täter diesem wohl irgendwann einmal Stammzellen gespendet haben muss. Derweil zwingt Boerne Thiel - um sich dafür zu revanchieren, dass er ihm nach der Feier anlässliche der Beförderung von dessen Assistentin Nadeshda zur Kommissarin per Luftröhrenschnitt das Leben gerettet hat - vorzugeben, dass sie beide jüngst ihr Coming-Out hatten und frisch verheiratet seien, um seinen aus Florida angreisten, schwulen Erbonkel Gustav zu beeindrucken, damit dieser ihm seine Villa vermacht... Die besagte Nebenhandlung klingt schlimm und nach heftig piefigem Lustspiel-Klamauk im Stil einer hiesigen 70er Jahre-Klamotte, ist aber wider alle Erwartungen doch ganz amüsant gehändelt worden und längst nicht so cringe-inducing, wie man zunächst vermuten würde, sondern lockert die Ermittlungen in dem einigermaßen komplexen Fall tatsächlich humorig auf, zumal man sich allzu platte Schwulen-Witzchen hier dankenswerterweise auch zur Gänze verkniffen hat. Allgemein passt bei "Erkläre Chimäre" - ganz passend zur angesprochenen Thematik rund um Stammzellen-Spenden - alles doch ganz gut zusammen, so dass dieser Münster-"Tatort" doch einer der besseren und ein recht souveränes Beispiel für eine clever ausgetüftelte Krimi-Komödie ist, die die Eigenheiten und Marotten ihres Figuren-Ensembles bezüglich des Unterhaltungswerts durch die Bank gewinnbringend zu nutzen weiß. Das ist ein größeres Lob, als man es den beiden vorhergehenden Streifen rund um Thiel und Boerne "Mord ist die beste Medizin" und "Der Hammer" aussprechen konnte, welche da zudem auch in Sachen Plot erheblich dürftiger konzipiert waren... oder die immer vorhandenen inhaltlichen Schwächen einfach nur nicht so gut verschleiern konnten. Das Zusammenspiel von Prahl und Liefers kommt hier jedenfalls wieder frischer daher und ruft einem in seinen besten Momenten wieder in Erinnerung, warum das Ermittler-Duo Thiel/Boerne in der Anfangszeit tatsächlich so eine willkommene Abwechslung im "Tatort"-Einheitsbrei gewesen ist.

7/10

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