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Ein Professor und sein Assistent sind auf der Suche nach Graf Dracula, dabei führt sie die Spur in ein Sanatorium. Dort lebt die angeblich Verlobte vom Meister der Finsternis, die die betreuenden Nonnen dermaßen in ihren Bann zieht, dass sich auch diese, gelinde gesagt, sonderbar verhalten. Die beiden Van Helsings der Neuzeit lassen sich von den obskuren Begegnungen nicht abhalten und folgen der Braut, die von Nonnen des "Orden der Weißen Jungfrau" mit Dracula verheiratet werden soll, indem sie zunächst dem Meer geopfert wird. Wie in einem Theaterstück lässt Altmeister Jean Rollin seine Figuren auf- und abtreten, wenn sie in den Kulissen der Normandie wandeln. Das kennt man schon aus seinen anderen Filmen, die ebenfalls oft in und um die mittelalterlichen Ruinen beheimatet sind. Wer spektakuläre Goreszenen sehen möchte, wird kaum fündig, die wenigen, simplen, geradezu plakativ umgesetzten Bluteinlagen haben nichts gemeinsam mit einigen älteren Filmen wie "Pestizide" oder "Living Dead Girl", auch was die Sexploitationqualitäten angeht, treten die Liebesszenen etwas in den Hintergrund zugunsten der Dialoge. Recht zurückhaltend sind die z.T. leichtbekleideten Darstellerinnen (inklusive Ex-Pornosternchen Brigitte Lahaie), es wird eher bei Andeutungen belassen. Eine Beurteilung ihrer theatralischen Leistungen in einem Exploiter wie "Draculas Braut" ist kaum möglich und eher Geschmackssache, lediglich die deutsche Synchro scheint oftmals nicht die richtige Betonung zu finden. Trotzdem schafft es dieses Spätwerk von Jean Rollin eine ganz besondere, ihm eigene Atmosphäre zu schaffen. Die Verbindung zwischen metaphorischen Bildern, die immer wieder überraschen, und der zwar trashigen, aber gekonnt schnörkellosen Umsetzung sind eine Gratwanderung, an der sich einige stoßen werden, andere werden es sehr mögen. Der Film kommt komplett ohne aufwendige Effekte aus, die unauffällige Ausleuchtung und der Verzicht auf Nebel und ähnliche Gruselattribute tut der Atmosphäre keinen Abbruch, sondern konzentriert die Wirkung auf die Darsteller und deren Verhalten, was mitunter schon surreal anmutet, wobei ein Großteil der Charaktere als psychisch verwirrt gilt und somit eine gewisse Narrenfreiheit genießt. Die scheint sich auch Rollin herauszunehmen, wer sonst dreht heute noch solche altmodischen Filme und vor allem so gekonnt.

Fazit: Exploitation als Theaterstück inszeniert, durchaus mit Atmosphäre und schrägen Charakteren, aber ohne spektakuläre Ausschweifungen. 7/10 Punkten

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