Review

Bei "Bloodsuckers" handelt es sich um einen very-late Sixties-Flower-Power-Okkult Thriller mit Vampir-Einschlag.
Der Film vermittelt ob seiner Lokation (Griechenland) und den immer wieder durch scheinenden Psychedelic-Szenerien, ebenso wie durch ungewohnt viel Nacktheiten weniger den Eindruck von britischem Hammer-Horror als vielmehr den eines besseren Jess-Franco-Streifens.
Die Geschichte ist recht simpel, dennoch ziemlich eigenwillig. Richard, Sohn eines bedeutenden Uni-Professors, und selbst der Stolz der Elite, verschwindet in Griechenland. Seine eigentlich gar nicht so verliebte Verlobte und drei seiner besten Kumpel (unter anderem Patrick Magnee) machen sich auf die Suche. Sie lernen die dunkelste Seite Griechenlands kennen, denn einige Seltsame Blicke auf offener Strasse, noch seltsamere Okkultgeschichten und offene Aggression werden ihnen in wunderschöner Umgebung entgegen gebracht. Offenbar hat sich der gute Richard in eine rassige Schicksa verguckt, die ihn nun nicht mehr loslässt. Dass das die ohnehin etwas eklige Verlobte nicht gerade kaltlässt, ist klar. Dass sie von vier Kerlen unter der Regie einer tatterigen Oma abgestochen werden sollte, hilft der Stimmung auch nicht eben weiter. Da Richard weltweit bekannt ist, und das griechische Militär keinen Bock auf Negativ-Schlagzeilen hat, stehen den Freunden alle Türen offen, ihren alten Haudegen zu befreien. Zudem kommt noch eine mehr als eigenwillige Blutsauger-Mordserie, in die der gute Rick irgendwie verstrickt ist. Tatsächlich finden sie ihren Kumpel inmitten einer Sex-Sekte und mächtig von der Rolle. Einen Haufen Actionszenen und ein Paar Leichen später ist man wieder in England, doch mit dem Ansehen des Richard ist es bald nicht mehr weit her, wenn der seine Beißer nicht bei sich lassen kann...
Das war jetzt zu ausschweifend, ich weiss. Doch der Film hat einiges zu bieten. Zunächst sind alle Darsteller erste Briten-Sahne und für viele, wie auch für mich, der eigentliche Kaufanreiz. Dann schlägt einem die eigenartige Erzählstruktur, Kameraführung und die zunächst geradezu ungeschickt harten Schnitte, direkt ins Gesicht. Der ist aber nicht von Hammer, denkt man sich. Doch nach spätestens fünf Minuten, und den ersten Nacktheiten findet man Gefallen an der schönen Optik Griechenlands (teilweise lässt sich eine gewisse Reiseführer-Mentalität nicht verbergen) und der abenteuerlichen Erzählstruktur - Fünf Freunde für Erwachsene! Die Gewalt im Film ist zwar deutlich, aber nicht blutrünstig, dafür gibt es eine geräumige Menge wirklich gelungener und harter Action-Sequenzen, die zu überzeugen wissen. Prügeleien, Cliffhangereien, Streitereien und Orgien - eine gesunde Mischung!
Von Langeweile keine Spur, und wenn sich dann klammheimlich die wenigen Horroraspekte in die Handlung schleichen (Blutgier und Halluzinationen), rettet der Film sogar sein Finale, das sonst wohl in einem hilflosen Abenteuer-Happy-End untergegangen wäre.
Zwei Aspekte möchte ich noch als besonders gelungen hervorheben: zum einen die Charakterzeichnung. Da wird sofort klar, wo echte Freundschaft wohnt und wo Böses im Busch haust. Zweitens ist die Idee, Vampirismus auch tatsächlich als sexuelle Perversion (von Impotenten) in einem Film auszuformulieren, wohl kein zweites Mal so geschehen. Lange Fangzähne und blutunterlaufene Augen sind hier Fehlanzeige, stattdessen gibt es buntes LSD in der griechischen Sauna.
Ein Wort noch zur britischen DVD (Prism; ab 15). Sie ist ungeschnitten und sehr günstig, das Bild ist gut. Als Bonus ist hier noch eine derbe Orgienszene vom Anfang des Films enthalten, die total auf der Psychedelic-Schiene fährt und, wie ich las, wohl in diversen Fassungen auch gleich zu Beginn des Filmes enthalten ist.
Fazit: Psychotronic-Freunde, Klassik-Horror-Fans und Liebhaber Skurriler Filme kommen ebenso auf ihre Kosten wie die Fans von Patrick Magnee und Peter Cushing(dessen Rolle gegen Ende erst ausgebaut wird)

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