Review

Garten des Bösen (1954) von Henry Hathaway

...Im Hafen von Puerto Miguel liegt seit kurzem ein Dampfschiff vor Anker, dessen Reparatur wohl 3 bis 6 Wochen dauern wird. Währenddessen gehen drei Passagiere namens Daly (Cameron Mitchell), Hooker (Gary Cooper) und Fiske (Richard Widmark) an Land und kehren dort in die erstbeste Kneipe ein. Nach einer Weile erscheint eine Frau (Susan Hayward), die zunächst die Einheimischen um Hilfe bittet. Sie bietet jedem $1.000, der mitkommt und versucht ihren Ehemann zu retten. Er ist Bergwerksingenieur und liegt eingeklemmt in einer Goldmine. Diese befindet sich in einer kleinen Goldgräberstadt, die vor längerer Zeit nach einem Vulkanausbruch bis auf den Kirchturm und einen Minenschacht vollständig von Lava bedeckt wurde. Als sich jedoch niemand dazu bereit erklärt, spricht sie auch die drei Fremden an und bietet jedem sogar $2.000. Diese willigen schließlich ein - entweder aus Hilfsbereitschaft oder zwecks Hintergedanken bezüglich der Mine und der attraktiven Frau. Und auch einer der Mexikaner, Vicente Madaragia (Victor Manuel Mendoza), der Mann der Barsängerin schließt sich den Vieren noch an. Es beginnt ein tagelanger Ritt in teils gefährlichem Terrain und der Weg führt dabei quer durch Indianergebiet...

Aha, eine recht interessant klingende Story mit guter Besetzung und umgesetzt von einem großen Westernregisseur. Wer allerdings schon auf meine Bewertung geschielt hat, ahnt bereits dass hier wohl einiges schief gegangen sein muss!?
Tja, nach meinem Geschmack ist dies leider auch so - sorry!

Unsere 3 Filmhelden betreten recht früh eine mexikanische Kantine, in der ich mich als Zuschauer überhaupt nicht wohl fühle. Als die einheimische Barsängerin dann ihr 2. Lied anstimmt, muss ich dies schon leicht genervt mit dem schnellen Vorlauf abkürzen. In der 11. Minute macht sich die kleine Gruppe dann schließlich auf die Reise und ich dachte mir noch "...nun ist alles geklärt und es kann endlich losgehen"!
Und tatsächlich kam schon bald eine riskante Überquerung einer kleinen Spalte auf einem Felsvorsprung, die man sich wie die sprichwörtliche "Gratwanderung" vorstellen kann und dabei ein leichtes Kribbeln im Bauch bekommt. Später folgt noch eine Schlägerei, ansonsten gibt's über eine Stunde lang keine weitere Action! :( Dabei hätten sich schon aufgrund des tagelangen Ritts in unterschiedlichster Umgebung so viele Chancen für eine kleine Tragödie zwischendurch geboten! Etwas über ein halbe Stunde reiten die Fünf durch eine steile Felsenlandschaft, tropisch anmutende Feuchtgebiete mit Palmen und einem Fluss, vorbei an staubig-trockenen Steppen und Waldgebieten. Und nirgends ein Mensch oder Tier oder Treibsand oder Wassermangel oder Sturz oder...

Immerhin kommt es zu mehreren Angriffen der Indianer - diese kommen aber viel zu spät und auch die Kämpfe selber sind mir zu einseitig. Wenn ich also in einem Western über eine Stunde auf ein bißchen Action warten muss, habe ich mich innerlich bereits von der Geschichte verabschiedet - es sei denn Dialog oder Handlung waren dafür spannend und/oder provokant. Aber hier musste ich mich wirklich öfters langweilen und ärgern, dass gerade Henry Hathaway so viel Potential verschenkt hatte, das dieses Westernabenteuer normalerweise geboten hätte. Zusätzlich hat dieser Mexikaner immer wieder mit seinen häufigen Kommentaren in spanisch genervt, die meistens wohl auch überflüssig waren, denn nur selten hat "Hooker" diese für die anderen übersetzt.

Naja, was bleibt dann noch zur Schadensbegrenzung???
- Die teils atemberaubenden Landschaften
- Die gute, passende und oft dramatisch-düster klingende Filmmusik
- Die gute Leistung der Darsteller, die aber größtenteils auf eben diese Fünf begrenzt war
- Die wirklich packende(n) Szene(n) am Felsvorsprung
- Und das wenige an Indianerkämpfen - auch wenn die roten Brüder leider völlig anonym und ihre Motive im Verborgenen blieben

Echt schade! Hätte man doch eine größere Gruppe aufbrechen lassen, dann hätte man unterwegs auch mehr sterben lassen können. Warum wurden die Indianerüberfälle nicht besser über den Film verteilt und warum kein Unglück durch die Gefahren der Natur? Übrigens auch wieder eine Geschichte, bei der immer viel von Gold geredet wird, man es aber nie sieht! Wo ist denn das Problem ein paar kleine Gesteinsbrocken oder groben Sand gold zu färben und im Film beim Verlassen der Mine zu zeigen? Spielt aber eigentlich nun auch keine Rolle mehr...

Also wenig Westernfeeling und viel nicht genutztes Abenteuerpotential!
Von Henry Hathaways 21 Western kenne ich mind. 11, wobei dieser "Garten des Bösen" für mich bisher sein schlechtester darstellt.

Wer Lust auf Western hat, die viel Abenteuer und Abwechslung bieten, rate ich bspw. generell zu den sog. "Planwagenwestern". Hier findet im 10-15 Minutentakt immer irgendeine Action oder ein Spektakel statt. Mal sind es die Gegebenheiten und Widrigkeiten der Natur mit all ihren potentiellen Gefahren oder Streit und Missgunst zwischen den Siedlern oder Angriffe und Überfälle von Indianern und Banditen. Auch können "Wüsten-Western" viel Spaß machen, wenn sie vom Aufbau ähnlich unterhaltsam gestaltet sind. Konkret möchte ich zudem folg. Titel nennen, in denen auch klassische Westernlemente wie Goldsuche oder Schießereien nicht zu kurz kommen und dabei in ein spannendes Abenteuer eingebettet sind:
"Das Geheimnis der Indianerin" aka "Der weite Himmel" (1952, s/w)
"Nevada Smith" (1966)
"Mackenna's Gold" (1969)
oder die etwas exotische, bzw. orientalische Version eines Abenteuer-Westerns mit
"Hidalgo - 3000 Meilen zum Ruhm" (2004)
Zu zwei dieser Titel habe ich hier bereits ein Review verfasst.

Die technische Umsetzung von KOCH MEDIA (Western Legende #50) ist in meinen Augen diesmal nicht so ganz geglückt. Zwar ist der Ton klar, das Bild sauber und ausreichend scharf, man merkt aber, dass hier ein wenig zuviel "getunt" wurde. So hat das Bild einen sehr starken Kontrast mit teils deutlich schwarzen Konturen, eine zu hohe Farbsättigung sowie einen dezenten Blaustich. Eine Überprüfung mit der englischsprachigen Version ("Garden Of Evil") auf YouTube, die ein besseres, bzw. angenehmeres Bild hat, bestätigt mich in meiner Kritik.
(Ich habe übrigens DVD-Player und Internetzanschluss an einem einzigen Fernsehgerät, an dem ich dies durch bloßes Umschalten der Eingangsquelle vergleichen konnte.)
Auch sind generell nur englische Untertitel verfügbar. Aber sei's drum - der Film ist für mich eh eine lahme Ente und ich weiß nicht, ob ich mit dieser DVD in meiner Sammlung langfristig glücklich werde...

Na, ihr Chefköche von KOCH MEDIA, wie wär's denn mit einem dieser folgenden Western, die noch auf ihre deutsche Erstveröffentlichung warten? ;)
"Der lange Marsch durch die Wüste" aka "Dürstende Lippen" (1953)
"Kampf am roten Fuss" (1954)
"Die siegreichen Drei" (1962)

Von meiner Seite aus heute also nur eine unterdurchschnittliche Bewertung in Form einer schwachen 5. Ich hoffe aber, dass der eine oder andere von euch diesem Oldie mehr Positives abgewinnen kann.

Dazu viel Spaß und gute Unterhaltung!

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