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Ein Außenseiter aus instabilem Elternhaus wird in der Schule so lange gemobbt, bis er brutal zurückschlägt. In ein religiöses Erziehungscamp verfrachtet, geht die Schikane vonseiten der anderen Teenies weiter. Bis er voller Verzweiflung in einem dunklen Keller dem Geist eines zu Tode gemobbten Mädchens begegnet. Gemeinsam beschließen sie blutige Rache an ihren Peinigern. Der Beginn eines Blutbads...

„Some Kind of Hate" funktioniert als so spannender wie düsterer und fesselnder Genre-Mix. Die erste Filmhälfte ist fast ausschließlich eine finstere Studie zwischenmenschlicher Verhaltensweisen. Dabei wird der Antrieb der meisten Beteiligten bewusst offen gelassen - ob pubertärer Hormonrausch, Minderwertigkeitsängste oder pure Grausamkeit, die Gründe für das nicht locker lassende Quälen vermeintlich Schwächerer bleiben außen vor. Was zählt, sind Taten, und die bleiben brutal und grausam. Auch das Innere des gemobbten Lincoln bleibt schwer erfassbar, auch wenn er dem Zuschauer deutlich näher rückt. Seine Flucht in Metalmusik und finsterste Rachefantasien ist mehr als nachvollziehbar, ebenso wie seine zunehmende Verzweiflung und seine immer stärker werdende gewalttätige Ader, die ihm als einziger Ausweg zu bleiben scheint.

Wenn dann nach gut 40 Minuten die übersinnlichen Elemente einsetzen, wandelt sich der Film erst Stück für Stück und schließlich rasant zum bluttriefenden Slasher-Schocker mit garstigen Bildern und einer bitterbösen Hintergrundgeschichte. Einzelne Aspekte sind ein klarer Fingerzeig Richtung klassischem Teenie-Slasher - etwa die Clique, die ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit bewahrt und nun davon eingeholt wird. Doch der Mix aus überzeugendem Charakterdrama - vor allem Lincolns Wandlung, erst hin zum Möchtegern-Rächer und dann, angesichts der blutigen Realität, zurück zum moralisch integren Helden - und blutigem Slasher bietet immer wieder neue Ideen oder zumindest fulminante Umsetzungen. In den letzten 20 Minuten spritzt das Blut literweise, und wer sich angesichts fürchterlich gequälter Mobber nicht bei einem Hauch von Schadenfreude erwischt, ist höchstwahrscheinlich ein Lügner.

Diese moralische Ambiguität trägt entscheidend zur Intensität des Films bei. Die schrecklichen Qualen der Mobbingopfer werden hier ebenso schonungslos gezeigt wie die grausame Rache, ohne dabei jedoch moralisch zu urteilen. Das alles ist in sehr düstere, immer wieder starke Perspektiven einnehmende Kameraeinstellungen getaucht und mit einem so harten wie treibenden Rock-Score unterlegt. Auch die junge Darstellerriege überzeugt auf ganzer Linie und verleiht selbst den miesesten Figuren noch die eine oder andere widersprüchliche Kante, an der sich der Zuschauer stoßen kann.

Mit „Some Kind of Hate" hat das Fantasy Filmfest einmal mehr einen außerordentlichen Genre-Vertreter im Nachwuchs-Bereich präsentiert, der mit einer starken Genre-Mischung, blutig-heftigen Effekten und einer Story überzeugt, die ihre Figuren in jeder Sekunde ernst nimmt. Ein Film, der ein wichtiges Thema unterhaltsam, aber doch respektvoll behandelt und das beste aus beiden Genre-Welten herausholt.

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