Review

1878, White Oaks in New Mexico. In einer Zeit ohne Gesetz und Ordnung kämpfen die beiden Rancher John Tunstall und Lawrence Murphy um Land und Vieh, Lincoln County in New Mexico scheint nicht groß genug für ein friedliches Nebeneinander zu sein. Um sein Eigentum - aber auch sein Leben - zu schützen, heuert der Engländer Tunstall junge Männer an, Herumtreiber, Waisen, Außenseiter, die auf der Ranch allerdings nicht nur arbeiten müssen, sondern auch Lesen und Schreiben lernen.

1988 konnte der Western durchaus frisches Blut vertragen und so entschloß man sich die junge aufstrebende Garde Hollywoods in die Prärie zu schicken, um ihren ermordeten Ziehvater zu rächen. Statt Italo Western wurde nun auf Popcorn Schießereien gesetzt, was aber andererseits erstaunlich gut funktioniert. Die Sheens, Sutherlands, Philips und Estevezes sorgen für frischen Wind im Wüstenstaub und sprechen damit vor allem auch jüngere Zuschauer an, die bei Namen wie John Wayne nur noch mit den Schultern zucken können.
Der Zuschauer darf dabei den Flegeljahren von Billy the Kid beiwohnen, der zusammen mit fünf Leidensgenossen sich am bösen Viehhändler Murphy rächen will. Als seltsam angelegte Mischung aus kindlichem Charme und großmäuligen Psychopath erlebt er das volle Programm vom Straßenbengel zum Hilfssheriff bis hin zum gejagten Outlaw. Das ganze hat dabei zwar noch nicht die Musikvideoästhetik und einen auf einem Felsen trällernden Bon Jovi, wird aber durchaus rau präsentiert. Billy ist längst kein Guter, sondern ballert gerne auch mal Leute nieder, die die Truppe eigentlich nur verhaften wollte.
Trotz aller netter Ballereien und stellenweise lustiger Dialoge (der kollektive Drogentrip geht schon fast als Comedy durch) gibt aber auch im Mittelteil leider einen schweren Hänger. Doc Sutherland bekommt eine fade, völlig aus der Luft gegriffene, Love Story auf den Pelz geschrieben, das Sixpack führt endlose Gespräche ob man sich nun trennen soll oder doch lieber die Rache vollzieht, da ist die stets schöne Westernlandschaft im Hintergrund sogar beinahe interessanter.
Die Darsteller leisten dabei einen guten Job, ich liebe beispielsweise irgendwie die Sterbeszene von Jack Pallance. Der Belagerungsshowdown ersetzt dann immer hin ganz gut den einen oder anderen Hänger vorher. Im Prinzip geht das Konzept aber auf, die simple Rachegeschichte mit talentierten Nachwuchsdarstellern erneut nachzuspielen. Das Genre wird jedenfalls etwas aufgelockert und auch die Costners und Eastwoods halfen dem Western in den 80er den Übergang in die Neuzeit zu transformieren. Young Guns ist dabei jedenfalls auch ein würdiger Vertreter.
7/10

Details
Ähnliche Filme