Review

Gesamtbesprechung

Einfach unsympathisch

Inhalt: Eine Hacker-Gruppe will per Angriff auf eine Bank alle Schulden (bzw. deren Archiv) vernichten. Ein Idealist schließt sich ihnen an und merkt bald, daß das nicht alles ist, was die Hacker wollen.

Positiv: Die Handlung. Ja, OK, Nieder mit der Zinsknechtschaft! ist ein alter Hut. Das wollte schon die NSDAP, dann hat sich der Film „Fight Club“ der Thematik angenommen und jetzt arbeitet sich diese TV-Serie daran ab. Also nicht gerade was neues, aber immerhin nicht völlig aus der Luft gegriffen und von einer gewissen gesellschaftspolitischen Relevanz. Also ein Punkt dafür. Und ein weiterer für die Erkenntnis „Macht korrumpiert“, für die im Prinzip das gleiche gilt.

Negativ: Erstmal wie die Serie an das Thema Computer rangeht. Entweder man macht es so, wie es wirklich ist. Dann sieht es so aus wie ein DVD-Seminar des Chaos Computer Club – todlangweilig, aber wenigstens realistisch. Oder man macht es wie der Film TRON – albern und unrealistisch, aber wenigstens unterhaltsam. Diese Serie bedient sich dagegen an beiden Konzepten und ist im Ergebnis so realistisch wie TRON und so unterhaltsam wie der CCC. Wie das halt so kommt, wenn man sich für keine Straßenseite entscheiden kann und dann in der Mitte überfahren wird. Wie man das richtig macht, zeigt die Serie „Big Bang Theory“ in den ersten Staffeln. Dort wird das Thema Physik witzig und unterhaltsam zum Teil der Handlung, ist aber trotzdem kein kompletter Blödsinn (ein studierter Physiker hat am Drehbuch mitgeschrieben). Es geht also schon...

Aber was der Serie den Todesstoß versetzt, sind die Charaktere! Es fängt schon mit dem „Helden“ an: Ein kleiner Computer-Nerd, der sein eigenes Leben haßt und immer auf der Suche ist nach Menschen, die was tun, was er nicht leiden kann. Die schnüffelt er dann aus und verpetzt sie bei Arbeitgeber, Polizei, Ehefrau und kommt sich dabei unwahrscheinlich heldenhaft vor. Halt so ein richtig mieser kleiner hinterhältiger selbstgerechter Scheißer, dem man am liebsten ständig in die Fresse schlagen würde.

„Ja, ja“ höre ich euch rufen, „genauso sind sie ja auch im richtigen Leben!“ Ja, genauso sind sie im richtigen Leben. Und das tut dem richtigen Leben nicht gut. Vor allem aber tut es der Serie nicht gut! Wer will denn im Film genau die Leute sehen, die uns schon im richtigen Leben ständig auf die Nerven gehen? Und die Nebendarsteller sind genauso „realistisch“: Die fette unrasierte Computer-Couchkartoffel, die desinteressiert Ketchup verkleckert. Der Soziopath, der am Bildschirm am besten aufgehoben ist. Die Kopftuch-Muslima mit Werwolf-Augenbrauen, die sich auch zwischen Computern gen Mekka verbeugt. Die chinesischen Hacker, denen man nicht über den Weg trauen kann. Die boshafte Frau, die ihrem Ex-Freund das Leben zur Hölle macht. Die Serie badet in Klischees, und daß all diese Vorurteile keine Fehlurteile sind, macht die Figuren nicht sympathisch und die Serie schon gar nicht.

Und der Bösewicht - Leute, was ist das denn? Bezahlt einen Penner dafür, daß der sich von ihm verprügeln läßt. Reißt abends auf dem Schwulen-Strich einen Lover auf. Derweil sehnt sich seine schwangere Frau zu Hause nach Sado-Maso-Sex. Das ist doch Kinkerlitz! Sowas traue ich jedem beliebigen Hinz und Kunz zu, der neben mir an der Supermarktkasse ansteht.

Da sieht man erst mal, was man an Typen wie Rambo, Rocky, Indiana Jones oder James Bond hat. Die haben zwar mit echten Soldaten, Boxern, Archäologen und Geheimagenten kaum noch was zu tun. Aber sie funktionieren wenigsten im Kino auf der Leinwand.

Fazit: laaangweilig... Wenn die Handlung von Figuren rübergebracht wird, die so dermaßen öde und unsympathisch sind, dann hilft auch das beste Drehbuch nicht. Und wenn es nicht mal das beste Drehbuch ist, dann erst recht nicht.

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