Review

Staffel 1 (9/10)

Staffel 1

Kapitalismus zu Fall bringen? Check

Die erste Regel des Hacker Club? - Rede viel über den Hacker Club!

Oder so ähnlich. Oft als langweiliges "Fight Club"-Plagiat verschrien, ist "Mr. Robot" nicht weniger als eine der besten amerikanischen Serien des Jahrzents. Und in unserem qualitativ wahrscheinlich mit Abstand besten Jahrzent aller TV-Dekaden, heißt das was. "Mr. Robot" ist keine leichte Kost. Vom Inhalt, vom Aufbau, von der Optik - das widerspricht nicht selten normalen Seriensehgewohnheiten. Doch gerade seine auf links gekippte Art macht diesen Hackerangriff für alle Sinne betörend. Staffel 1 der noch immer unverständlicherweise etwas unter dem Radar fliegenden Cyberthriller-Show handelt von einem jungen Hacker, der immer etwas eigenbrödlerisch neben der Gesellschaft her lebt. Bis ihm eines Tages ein mysteriöser Mr. Robot in einen Plan einweiht, der die komplette westliche Welt kippen und den Kapitalismus ein für alle mal stürzen könnte...

"Who Am I?" meets "Breaking Bad" mit einem Schuss von "Dexter". Wenn Letzterer ein Hackergenie wäre und seine Opfer nur im Netz auseinandernehmen würde. Doch im Endeffekt ist "Mr. Robot" einzigartig genug. Rami Malek ist als Hauptdarsteller faszinierend - "intensiv abwesend" könnte man seine Art zu spielen nennen. Er erschafft einen Charakter irgendwo zwischen Mitleid, Furcht, Verwirrtheit, Können, Drogenrausch und Revolutionär. Er ist nicht nur auf den Postern ohne Zweifel das Gesicht der Show. Dagegen müssen sich ebenfalls starke Nebenfiguren wie Christian Slater schon gehörig aufbäumen um nicht unter zu gehen. Neben Malek beeindruckt der Look der Serie, der schlicht mit nichts da draußen vergleichbar ist. Hochwertig, scharfkantig, fordernd. Ultragutaussehend. Die wahnsinnigen, aber gewöhnungsbedürftigen Bildkompositionen der negativen Räume (freie Flächen neben den Köpfen der Figuren) gehen alleine schon in die TV-Historie ein. Zudem besticht der Soundtrack, ist nicht minder intensiv und einlullend. Eine Tötungsszene über den Dächern New Yorks gegen Ende der Auftaktstaffel sei da als leuchtendes, pulsierendes Beispiel genannt.

Schauspielerisch ist alles höchst  fein, die Figuren sind ambivalent genug um Neugier zu wecken, audiovisuell befindet sich die Serie in der Eliteklasse. Doch was kann dieser Meister der binären Zahlen sonst so? Die Geschichte ist immerhin ja noch das Wichtigste an einer Serie. Und auch die hat es in sich. Die Kunst des Hackens habe ich noch nie realistischer in einem Film gesehen, ohne zu trocken oder nerdig oder abgehoben zu erscheinen. Vor allem wenn Elliot seine "Gegner" oder Mitmenschen technisch durchleuchtet, fusionieren Humor, Technik und popkulturelle Anspielungen übergangslos. Andere Serien würden den Untergang des Kapitalismus' als Ziel für eine komplette Serie sehen - "Mr. Robot" hakt dies schon nach 10 Folgen ab. Oder bringt zumindest alles Wichtige ins Rollen. Wie die Idee weitergesponnen wird, muss sich zeigen. Mächtig Hunger auf mehr macht das in jedem Fall. Und wie realistisch einem dieses moderne Weltuntergangsszenario erscheint, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich jedenfalls weiß schon, warum ich mein Bankkonto nicht allzu voll werden lasse... ;-)

Fazit: thematisch nicht innovativ aber konsequent. Audiovisuell eine Pracht. Voll Style und Nachdruck. "Mr. Robot" brilliert nicht nur durch seinen markanten Hauptdarsteller und die aufmüpfige Art, sondern im Gesamtpaket durch seine Sogkraft, Schlagfertigkeit und die überraschend-drastische Kapitalismus-Kritik. Da ist man umso gespannter, wie das nicht unrealistische Szenario in Folgestaffeln weitergedreht und zu Ende gedacht wird. Nicht nur für Hacker ein starkes Ding! (9/10)

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