Es gibt Menschen, die sind echt abgefuckt. Viel Frust, kein Bock, viel Jammer, kein Antrieb, viel Verdruss und keine Mama, die den Kopf wäscht. Und wenn man es außerdem der bösen Welt mal so richtig zeigen möchte, dann geht man als junger Aussteiger nach Südamerika und spielt ein gesetzloses Spiel. Und das geht so: Zwei Typen treten in einen Kreis, warten auf den Startschuss und ziehen ihre Knarren. Doch (und jetzt kommt der Witz), wenn alles so läuft, wie es laufen soll, ist am Ende keiner der beiden tot oder ernsthaft verletzt, sondern man ballert sich gegenseitig so lange auf die kugelsicheren Westen (!), bis einer umfällt oder das Spielfeld verlässt. Drum herum stehen ein paar ähnlich (einfach) gestrickte Landeier, die vergnügt eine zusammengeknüllte Handvoll Dollar auf den Sieger setzen. Dass dieses Spielchen natürlich dennoch durchaus ein gerüttelt Maß an Gefahr birgt, leuchtet ein und soll hier sozusagen für den Kick sorgen. Nur bleibt der beim mit der Müdigkeit ringenden Zuschauer völlig aus.
Den männlichen Part dieser sinnbefreiten Suche nach dem Sinn des Lebens übernimmt der recht unbeschriebene Australier Ryan Kwanten, der hier einen schwermütigen Profi gibt, der von einem schummrigen Hinterhof zum nächsten trampt und bald mit der etwas bekannteren Freida Pinto („Slumdog Millionaire", 2008) anbandelt (deren Karriere im echten Leben wohl derzeit etwas trudelt). Pintos Charakter möchte eine alte Rechnung begleichen, weshalb sie sich mit dem stets etwas neben sich stehenden Outdrop zusammentut, der ihr da angeblich weiterhelfen kann. Der wiederum hat nur ein echtes Ziel im Leben. Und zwar nicht an der Seite seiner hübschen neuen Freundin zukünftig auf der Veranda Kinder zu schaukeln, sondern dem inzwischen in den Ruhestand gegangenen Guru der Szene gegenüberzutreten und damit seiner steilen Milieukarriere durch die Bauernhöfe der kolumbianischen Pampa die Krone aufzusetzen.
Mann, sind hier alle cool durchgeknallt. Echt lässig, diese rotzigen Nonkonformisten, die nichts Besseres zu tun haben, als für ein paar Kröten Russisch Roulette zu spielen. Voll abgefahren so viel nihilistischer Bodensatz. Echt jetzt. Meinte wohl Regiewurstler Ken Sanzel, der zudem viel Wert darauf legt (und vor allem wertvolle Zeit darauf verschwendet), dass sein Roadmovie irgendwie getragen daherkommt. Unzählige Minuten Film werden damit verbraten, banale Lebensweisheiten und allerlei adoleszent Philosophisches an den Mann (oder die Frau) zu bringen, was für den noch nicht weggedämmerten erwachsenen Zuschauer ungefähr so unterhaltsam ist wie ein Nachmittag auf dem Einwohnermeldeamt oder Weihnachten mit den Teletubbies.
Dieser kolumbianische (!) Streifen hat ein großes Problem. Er nimmt sich selbst zu wichtig, als dass man ihn nachsichtig als mittelmäßigen Thriller durchwinken könnte. Dazu wird viel zu viel Ballast in Form gehaltlosen, trivialen Gebrabbels mitgeschleift und obendrein die stinklangweilige (recht familienfreundliche) Duelliererei - immerhin das zentrale Moment der Story - fad, kraftlos und ermüdend vorhersehbar inszeniert.
Der ganze Quark wird zum ersten Mal anschaulich neben den Punkt gebracht, als Freida und Ryan sich unvermittelt und recht närrisch gegenseitig die Löckchen vom Pony schießen, was ungefähr so authentisch locker rüberkommt wie ein besoffener Rittberger vom Garagendach in die Mülltonne. Doch der Käse driftet endgültig in den geistigen Schwachsinn ab, wenn Ryan nach zähen neunzig Minuten am Ziel seiner Träume (dem entlegenen Anwesen von Meister Mickey Rourke) ankommt. Da fragt man sich nämlich, warum ein wohlsituierter und überdies merklich in die Jahre gekommener Mann (Rourke sieht nach all den Operationen inzwischen im Gesicht aus wie ein lebensmüder Orang-Utan) sich ohne Not auf ein Duell mit einem ihm völlig unbekannten dahergelaufenen Heißsporn einlassen sollte. Und man könnte sich erst recht keinen Reim darauf machen, warum beide vor dem großen Finale zu allem Überfluss auch noch ihre Schutzwesten in den Busch werfen, wenn man nicht genau wüsste, dass wir es hier eben mit kultig extravaganten Sonderlingen zu tun haben, die den langweilig lebensfrohen Spießern da draußen einfach mal so richtig zeigen wollen, wo der Hund begraben liegt und der Hammer hängt.
Von sinnvoller Schwerpunktsetzung oder inszenatorischem Geschick findet sich hier keine Spur. Möchte man dem Film - schwer vorstellbar - etwas Gutes, so könnte man neudeutsch sagen, er ist entschleunigt gestaltet. Möchte man - eher wahrscheinlich - das Kind beim Namen nennen, so darf man ehrlich sagen, das Ding hier ist maximal öde. Selbst die wiederholt angedeuteten Liebesszenen zwischen dem chemisch toten Pärchen bleiben erwartungsgemäß züchtig und naturgemäß ohne Feuer. Dass Frigida Pinto ausgerechnet für diesen kostengünstigen, aufgesetzten Murks blank zieht, hat hoffentlich auch niemand ernsthaft gehofft.