Zombiefilme sind gewissermaßen wie Zombies: Mal treten sie vereinzelt auf, mal geballt, aber totzukriegen sind sie nicht. Jeder Erfolg der letzten Jahre, sei es nun „28 Days Later“ oder „The Walking Dead“ sorgte für neue Wellen an Zombiefilmen, egal ob Romero-Plagiate oder Funsplatter, meist für den Videomarkt. Da ist ein Film wie „Scouts Guide to the Zombie Apocalypse“, hierzulande „Scouts vs. Zombies“ als Low-Budget-Hollywoodfilm eher die Ausnahme.
Die Zombies entkommen in der Auftaktsequenz in einer ebenso bewusst klischeehaften wie bewusst ironischen Szene aus einem Labor. Eigentlich ist es nur einer, an dem ein unaufmerksamer Forscher Experimente durchführt. Während seiner Pause am Snackautomaten weckt allerdings der ausgesprochen doofe Putzmann Ron (Blake Anderson) den Zombie durch eine Verkettung von Fehlgriffen auf, danach wird Ron zum Zombie, der wiederum den Forscher beißt und damit ist natürlich der Grundstein für eine Kettenreaktion gelegt, die erst im weiteren Verlauf des Films zum großen Ausbruch kommt.
Denn erst einmal lernt man die titelgebenden Pfadfinder kennen: Die Jugendfreunde Ben Goudy (Tye Sheridan), Carter Grant (Logan Miller) und Augie Foster (Joey Morgan). Sie allerdings die einzigen ihrer Truppe, der neueste Interessent nimmt angesichts eines peinlichen Vorstellungsvideos, welches das Trio mitsamt Scoutmaster Rogers (David Koechner) zeigt, Reißaus. Selbst Ben und Carter sind in erster Linie nur noch dabei, weil das Pfadfindersein Augies große Leidenschaft seit dem Tod seines Vaters ist. Also planen die beiden heimlich während des aktuell geplanten Trips zu verschwinden und auf eine Party zu gehen, bei der auch Carters Schwester Kendall (Halston Sage) ist. Die Rollen sind schnell verteilt: Ben ist der Verantwortungsvolle, der heimlich in Kendall verschossen ist, Carter das von Sex-Eskapaden träumende Großmaul und Augie der dickliche Nerd.
Der Plan klappt nur halb: Rogers wird im Wald von Zombies verhackstückt, das Trio, welches davon nichts weiß, muss alleine campen und Augie bekommt mit, dass die beiden ihnen sitzen lassen wollen. Und als die Teenager in die Stadt kommen, sind die Lebenden fort und jede Menge Zombies dort…
Um es gleich vorwegzunehmen: „Scouts vs. Zombies“ ist sicherlich keine große Frischenzellenkur für den Zombiefilm, seine Innovationen sind bestenfalls geringer Natur und für den Kenner von Funsplatter-Zombie-Komödien wird hier nur das eine oder andere vorhersehbar sein. Insofern ist der übliche Spießrutenlauf mit finaler Rettungsaktion angesagt, natürlich bei der anfangs erwähnten Party, bei der natürlich jede Menge Zombies zu erlegen sind. Doch „Scouts vs. Zombies“ zieht seinen 08/15-Plot flott vom Leder und peppt die bekannten Stationen mit reichlich Gags, Zombie-Action und skurrilen Ideen auf.
So gibt es hier Zombiehirsche und Zombiekatzen zu bewundern, diverse Scout-Fähigkeiten sind natürlich unerlässlich fürs erfolgreiche Zombie-Survival, etwa wenn die Scouts am Ende selbstgebaute Waffen zum Einsatz bringen, mit denen die Zombies formschön zerlegt werden können. Das inszeniert Regisseur Christopher Landon mit ein paar gelungenen visuellen Ideen, etwa wenn die Kamera einem Geschoss durch den Kopf mehrerer Zombies folgt. Auch die Effekte sind gelungen und relativ oldschool gehalten. Oft liefern die Zombie-Konfrontationen natürlich die bekannten Fressszenen und Kopfschüsse, gerade wenn anfangs die konventionellen Waffen sprechen, die obligatorischen Belager- und Verbarrikadierungsszenen (etwa in einem zombifizierten Polizeirevier) gibt es natürlich auch und der Bodycount ist ebenfalls recht hoch.
Hinzu gibt es Humor der gröberen Gangart, dem man sicherlich vorwerfen kann, dass er pubertär ist. Jedoch ist „Scouts vs. Zombies“ in der Beziehung durchaus konsequent, denn er nimmt ja auch den Blickwinkel dreier pubertierender Jungs ein. Die Gags sind dabei im Hit-and-Miss-Verfahren gestreut, manche schräge Albernheit amüsiert (Selfie mit dem toten Reh, Festhalten an einem Zombie-Schnipie), manche ist eher platt und doof (Tittenkneten bei einer Zombiepolizistin, Oralsex mit einem Zombie). Nebenbei besitzt „Scouts vs. Zombies“ ein weiteres Feature guter Teeniekomödien: Unter dem Geblödel und dem gelegentlichen Gross-Out-Humor steckt auch noch ein Sinn für Sorgen, Nöte und Gefühle der Jugendlichen. Die Fragen, ob der Partygang oder der Kumpel wichtiger ist, ob man sich von vermeintlich kindischen Hobbys wie den Pfadfinder abwenden muss und ob man sich traut mal den Schwarm anzusprechen, werden hier halt im Kontext des Zombie-Klamauks angesprochen und nicht groß vertieft, bringen dem Zuschauer die Helden allerdings wesentlich näher als das Kanonenfutter diverser Konkurrenzprodukte.
Da ist es auch Glück, dass das Casting ein gutes Händchen beweist. Der sympathische Tye Sheridan stieg danach mit Filmen wie „X-Men: Apocalypse“ und „Ready Player One“ verdient zum potentiellen Nachwuchsstar auf, Logan Miller erweist sich guter Komödiant, der nie zu nervig wird, und Joey Morgan gelingt es den dicklichen, schüchternen Augie nicht zur Witzfigur werden zu lassen. Als tatkräftige Frau werden die drei von einer gut aufgelegten Sarah Dumont unterstützt, die eine ältere Ex-Mitschülerin spielt, der man nachsagt, dass sie Stripperin geworden sei – auch hier beschäftigt sich der Film (wenn auch nur kurz) mit dem Wahrheitsgehalt von Gerüchten an Schulen. Prominentestes Gesicht in der Riege ist Vollblutkomiker David Koechner, der als Running Gag in Zombieform immer wieder leiden muss, aber nie ganz totzukriegen ist. Eher unauffällig: Arnie-Sohn Patrick Schwarzenegger als arschiger Freund Kendalls.
Ein sonderlich einfallsreicher Vertreter der Zombiekomödie mag „Scouts vs. Zombies“ nicht sein und daher nicht an Werke wie „Return of the Living Dead“ oder „Shaun of the Dead“ heranreichen. Dafür gibt es rund 90 Minuten mit ordentlich Zombie-Action, schrägen Ideen, pubertärem Humor, recht gelungenen Figuren und netten Effekten – nicht alles davon sitzt, niveauvoll sieht anders und komplexe Drehbücher ebenfalls, aber Spaß macht das Ganze dennoch.