Als der Film recht schnell in die gerichtliche Verhandlung ging und dort zu versacken drohte, fürchtete ich erst, so recht würde Sarg der blutigen Stiefel nicht in Schwung kommen. Glücklicherweise entwickelt er sich noch zu einem leidlich spannenden Aufklärungskrimi, der sich mit einem maskierten Mörder auch nach der einprägsamen Einleitung nah an Giallo-Motiven hält. Obschon die Moral als solche im Westen nicht themenfremd erscheint, gelingt es doch, einen, wenn nicht übermässig spektakulären, doch erfrischenden Beitrag zum Genre zu liefern, dem milde der Charme des Unvollendeten anhaftet. Oder gibt es beispielsweise eine andere Erklärung als die skurrile Spätprofilierung des Western gegenüber dem Martial-Arts-Boom dafür, wenn sich Silver im Judotraining mühelos des fernöstlichen Kampfkünstlers mit einem Fausthieb erwehren kann? Immerhin schließt diese Szene nirgendwo sonst an.
Duelle verlaufen kurz und schmerzvoll, Kinski ist trotz tragender Nebenrolle nicht nur Teilnehmer, sondern spielt theatralische Standards. Gianni Garko reichert die Silver-Figur verhalten mit Sartana-Gimmicks an. Wenn er erstmal in Fahrt kommt, dann läuft er, dieser Bastard, dessen Zentrum immerhin ein Bordell ist, was sich leider kaum in aufreizenden Details niederschlägt. Doch hatte ich kurz zuvor noch um die unterbrochene Entblößung Gely Genkas getrauert, so verriet ein Blick auf die Featurette Erstaunliches. Es gibt Standbilder von Hardcoreszenen, die anhand der Darsteller mit Sarg der blutigen Stiefel in Verbindung stehen könnten. Ehrlich gesagt sehe ich kaum eine Anschlußmöglichkeit, aber aus dem Kopf geht mir der Gedanke nun nimmer. Bis ein Archivar auf entsprechendes Filmmaterial stößt, stellt die DVD von Koch wohl das Ultimum dar.