Review

Eva und Nell leben in der nahen Zukunft mit ihrem Vater Robert in einem in den kanadischen Wäldern gelegenen, hoch technisierten Haus. Die Mutter scheint vor kurzem gestorben zu sein. Eva (Evan Rachel Wood) ist Tänzerin und versucht nach einer Knieoperation im Rahmen einer Audition wieder  beruflich Fuss zu fassen. Nell (Ellen Page) lernt für die Aufnahmeprüfung für das College. Plötzlich ein Stromausfall, womöglich weltweit. Schnell gehen überall Benzin- und Lebensmittelvorräte zur Neige. Zu allem Übel verblutet der Vater bei einem Unfall mit der Motorsäge. Psychisch isoliert und physisch herausgefordert droht ein Überlebenskampf auf mehreren Ebenen.

Dieser Film wird als besonders realistisch angepriesen, ist aber das Gegenteil. Einige Beispiele:

- auch nach 15 Monaten essen die beiden Frauen noch immer Reis; rechnet man mit nur 100 g/Person/Tag müssten mindestens 90 kg vorrätig gewesen sein (ähnlich sieht es mit den Kerzen aus)

- nach einigen Monaten zeigt das Dach des (im übrigen brandneu aussehenden) Hauses Lecks; anstatt die Ursache zu beseitigen wird Wasser gewischt; kein Wunder, dass das Dach dann bald zusammenbricht

- die Fahrt in die Stadt benötigt angeblich 8 l Benzin; diese Menge reicht jedem modernen Auto für mindestens 100 km; diese Entfernug ist unglaubwürdig, zumal man in der Stadt augenscheinlich viele Freunde hat

- trotz dieser Entfernung kommt eines Tages der dortige Lebensmittelhändler locker herbei gewandert (ohne Ausrüstung und Fahrzeug!), schlenkert linkisch mit den Armen, erzählt etwas von harten Zeiten ... und vergewaltigt Eva (ärgerliches Klischee: der Mann als ewiger Vergewaltiger)

- Eva wird schwanger und entscheidet sich, das Kind zu behalten; sie wusste wahrscheinlich, dass die Geburt trotz fehlender medizinischer Versorgung ein Spaziergang wird; nur wenige Minuten nach der Niederkunft springt sie auch wieder fröhlich durch das Haus

- genauso wie Nell, die sich nur kurze Zeit nach einer schwerwiegend aussehenden Rückenverletzung plötzlich wieder problemlos bewegen kann

Ich könnte weiter machen, aber es sollte auch so reichen. Die kanadische Regisseurin Patricia Rozema will den Zuschauer offensichtlich für dumm verkaufen. Das ganze Szenario ist weder auf emotional-psychologischer noch Handlungsebene glaubwürdig. Eine Auseinandersetzung mit den Umständen wird nur auf der Oberfläche thematisiert (die Winterzeit als eigentliche Herausforderung kommt z.B. nie in den Blick). Dieser Film ist Emo-Kitsch in Reinkultur, begleitet von schwülstiger Musik, und auch visuell einfallslos.

Allen, die sich für dieses Thema interessieren, sei wärmstens THE SURVIVALIST von Stephen Fingleton empfohlen. INTO THE FOREST ist leider absolut ärgerlich.

1/10

Details
Ähnliche Filme