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Die beiden Schülerinnen Kat und Rose werden von ihren Eltern nicht abgeholt, sondern verbringen ihre Ferienwoche in dem nun weitestgehend leerstehenden katholischen Bramford Mädcheninternat. Während Rose befürchtet, von ihrem Freund versehentlich geschwängert worden zu sein, benimmt sich die etwas jüngere Kat zunehmend merkwürdiger: So sieht das Mädchen im Traum den Tod ihrer Eltern voraus und erhält zudem Anrufe über das Gemeinschafts-Telefon im Flur, in denen eine unheimliche Stimme sie zum Morden auffordert. In der nahegelegenen Ortschaft Portsmith lässt sich die just aus einer psychiatrischen Anstalt ausgebüchste Joan, die ebenfalls auf dem Weg zu dem besagten Internat ist, von den Eheleuten Bill und Linda mitnehmen, die am Todestag ihrer vor neun Jahren verstorbenen Tochter deren Grab besuchen wollen... und nicht ahnen, wen sie sich da zufällig auf den Rücksitz ihres Wagens geholt haben... Der unglücklich gewählte deutsche Titel lässt einen auf den ersten Blick den üblichen Dämonen- und Besessenheits-Schmonzes erwarten, aber auch wenn er inhaltlich doch noch einigermaßen vertrautes Terrain beackert und im Grunde genommen nicht wirklich originell daherkommt, so hat Osgood Perkins seinen "Die Tochter des Teufels" doch zumindest formal recht eigentümlich angelegt und dem Zuschauer damit eine Nuss vorgeworfen, die es erstmal zu knacken gilt, bevor man in der Lage ist, die wahren Qualitäten dieses Streifens gebührend zu würdigen. Die tempoarme und gegen typische Mainstream-Sehgewohnheiten gebürstete Inszenierung der - wie sich irgendwann herausstellt - unchronologisch zerstückelten Handlung mag dem Betrachter da ein etwas höheres Maß an Aufmerksamkeit abverlangen, unterstellt diesem aber auch, tatsächlich smart genug zu sein, um die Geschichte, deren verschiedene Erzähl-Stränge da erst mittendrin per Plot-Twist zusammengeführt werden und ein großes Gesamtbild ergeben, selbst zusammensetzen zu können... ohne dabei in Hollywood-Manier an die Hand genommen werden zu müssen. Anstatt auf oberflächliche Schocks und Jump-Scares setzt Perkins stattdessen auf ein permanentes Gefühl der Beunruhgung, welches da mittels einer unheilvollen Soundkulisse und den (passend zum winterlichen Setting) durch und durch kalten Bildern geschickt erzeugt wird und einen unweigerlich frösteln lässt. So kommen einem als passender Vergleich statt eines handelsüblichen "Der Exorzist"-Nachziehers (obwohl es hier zum Schluss auch eine kurze Dämonen-Austreibung gibt, die aber kaum als Höhepunkt zu werten ist) doch viel eher die Arbeiten eines Kiyoshi Kurosawa in den Sinn, auch wenn die Angelegenheit doch längst nicht so unzugänglich ist wie eben ein "Cure" oder "Pulse". Im Gegensatz zu einem völlig misslungenen 70s-Throwback wie Ti Wests "House of the Devil" - ähnlich slow im Ablauf, aber ohne finalen Pay-Off und tödlich langweilig - hat "Die Tochter des Teufels" also durchaus das Potenzial, sich im Gedächtnis des Zuschauers festzukrallen und einem auch noch auf lange Sicht aufs Gemüt zu schlagen, was man inmitten des üblichen Fast-Food-Horrors, wie er massenhaft verklappt wird, ja nicht hoch genug schätzen kann.

8/10

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