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Ludwig II. ist ein Liebhaber der schönen Künste. Schon bald nach seinem Regierungsantritt holt er den bis dahin völlig unbekannten Richard Wagner an den Hof. Doch seine absolute Hingabe an den Komponisten wird bald ausgenutzt und Ludwigs Minister sorgen für Wagners Entlassung. Enttäuscht sucht der Bayernkönig bei seiner Jugendfreundin Sissi Trost für die er eine tiefe Zuneigung empfindet. Doch diese ist inzwischen Kaiserin von Österreich.

Mit Ludwig II gelang Helmut Käutner eine sehr eindrucksvolle Verfilmung rund um das Leben des legendären Bajuwarenkönigs Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Größtenteils an Originalschauplätzen gedreht versprüht der Film zwar den recht steifen Charme unsere 50er Jahre, aber die Sets und Kostüme die hier aufgefahren wären hätten dem echten Ludwig vermutlich auch sehr gefallen.
Die Geschichte selber beginnt mit der Nachricht vom Tode des Königs und anschließend werden seine wichtigsten Etappen von einem grandios aufspielende O.W. Fischer in allen Altersstufen historisch weitestgehend korrekt wiedergespiegelt. Von seinem Hof- und Lieblingskomponisten Richard Wagner wird er finanziell eher ausgenutzt, anschließend in einem sehr gut gemachten Gespräch mit Bismarck zum Krieg mit Preußen getrieben. Seine freundschaftliche Beziehung zu Kaiserin Elisabeth (Sissi) und der Verlobung mit deren Schwester Sophie werden beleuchtet ebenso wie die ungewollte Allianz mit Preußen und dem folgenden Krieg gegen Frankreich, wobei die Kriege selbst nie im Bild sind, sondern lediglich die Resultate im folgenden Gespräch zusammengefaßt werden.
Die zweite Hälfte widmet sich dann hauptsächlich der immer stärker werden Persönlichkeitsveränderung, die in Vereinsamung, Schwermut und diagnostizierter Paranoia gipfelt. Der König igelt sich in seinen extravaganten Traumschlössern ein und wird schließlich von der Regierung entmündigt. Bis heute weiß ja niemand genau wie es zum Tode Ludwigs des zweiten und seinem Leibarzt am Starnberger See kam und so kann auch hier nur eine mögliche Interpretation geliefert werden, die aber durchaus schlüssig wäre.
Darstellerisch werden hier durchweg sehr gute Leistungen geboten. Fischer kann sowohl als jugendlicher Regent wie auch als alternder, vom Irrsinn gezeichneter, Monarch überzeugen. Als sein Bruder Otto schaut ein junger Klaus Kinski vorbei (und muß standesgemäß den Schizophrenen spielen). Die Ausstattung ist vom allerfeinsten, das einzige was fehlt ist ein wenig Bewegung, die Handlung spielt sich doch etwas zu trocken und nüchtern ab, ich will jetzt keine Kutschverfolgungsjagd, aber ein kleiner Ansatz von Action hätte hier bestimmt nicht geschadet. Trotzdem kann man Ludwig II jedem historisch Interessierten unbedenklich ans Herz legen.
8/10

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