Hardcore (2015)
Ich versuchte mir den Film schönzureden à la: Innovative Idee. Dann aber dachte ich, ich könnte auch einfach mal einen Film drehen, bei dem ich die Kameralinse mit einem dichten, schwarzen Baumwolltuch abdecke, wäre auch innovativ. Und ich spare mir an dieser Stelle mal die Aufzählung der Filme die das Stilmittel der Ego-Perspektive bereits zuvor wählten. Okay, bevor es fragen hagelt, Lady in the lake, die schwarze Natter, First Person Shooter, auch Alexandre Ajas Neuinterpretation von Maniac, wenn auch hier nicht der komplette Film in POV-Ansicht gefilmt wurde, Enter the void, etc. Sicher bisher sehr selten eingesetzt, aber das Wort innovativ hat bei mir eine andere Bedeutung. Ich könnte auch sagen, oh ist das so ein Film den man unter der Tarnflagge "Hirn aus, Film ab" guckt? Sich mit Rambomesser zwischen den Zähnen und den Händen vor Geilheit am Sack und so? Nur so leicht läßt sich mein Hirn leider nicht ausschalten. Mit ein paar Kumpels reinziehen? Ich habe leider keine Kumpels die auf so innovative Filme stehen, was also tun? Schönsaufen? Nein, mir war es zu peinlich schon früh Morgens mit einer äußerst starken Alkoholvergiftung eingewiesen zu werden. Vielleicht im Spulverfahren gucken? War mir zu riskant, mein Vorrat an Anti-Seekrank-Ampullen hatte ich schon während des Intros komplett aufgebraucht.
Mein malträtierter Sehnerv war sehr schnell mindestens genauso angeschlagen wie mein Gehörgang, denn der Score passte ihm so überhaupt nicht. Ich suchte hektisch nach der '4. Wand', übersah sie und bretterte volle Kanne rein. Dabei war ich kurz vor dem ersten Savepoint. Völlig generisch-platte Handlung, matschige Umgebungstexturen, keine Teambefehle, und schon während des ersten Levels ein enorm hoher Nerv- und Frustfaktor. Auch der Coop Modus funktionierte bei mir leider nicht. Zum Glück ist Garantie drauf. ... Verzweifelt drückte ich auf meinem Gamepad herum, ich wollte alles in die Luft sprengen, damit dieses Machwerk endlich den 'Movie Over'-Bildschirm erreicht. Found Footage, Wackelkamera, hab ich nichts dagegen, aber hier kann ich nur eine Textausschnitt zitieren: "Das ultimative Ego-Shooter-Schleudertrauma". Wobei ich das Wort 'Egoshooter' einfach weglassen würde. Obendrein nicht immer ganz lippensynchron und ab und an ploppten Texturen auf. Ich konnte für mich leider rein gar nichts mitnehmen aus diesem ... ähm ... innovativen Film. Beschränkte Waffenauswahl, sehr wenige Power-Ups, kein Zombiemodus, Gegner KI keiner gesonderten Rede wert und die Umgebungen waren auch nicht gerade abwechslungsreich. Mir fehlte komplett die Spannung. Mein Film-Pulsmesser zeigte während der kompletten Sichtung konstant 70 Schläge an, das ist für meine Verhältnisse schon kurz vor Reanimierung, meine EKG Kurve glich einer feinen Flatline. Am Ende muss ich wieder feststellen, ich stehe einfach viel mehr auf Asia-Rollenspiele.
Fazit: Innovativ? Zumindest mir ist dieses Stilmittel nicht neu. Humorvoll? Für mich leider nicht. Einfallsreiche Action? Nicht wirklich. Tricky Story? Nope. Da bleibt leider nicht viel, abgesehen von blassen Charakteren und um es auf die Spitze zu treiben sage ich sogar: Ein Film den man am besten ohne Ton und Bild schaut.
Wertung: gefühlt eine glatte 0, denn ich habe nichts gefühlt. Ist man aber ganz nett und freundlich, kann man sich sagen, na gut es gab ja 3,4 ganz nette Szenen, Ideen und Gimmicks, und noch Sharlto Copley, macht zwar immer noch nicht annähernd einen Actionkracher vor dem Herrn, den besten innovativen Knaller seit Jahren, und schon gar kein ultimatives Meisterwerk oder beste Spieleverfilmung ever, wäre es denn ein Spiel, aber okay hier nimm:
2 von 10 innovativ-pubertären GoPros
Ich guck mir jetzt noch mal ein Prodigy Video an, Smack my bitch up, habe gehört da soll es vor zig Jahren schon diese innovative POV-Ansicht ...