Review

Liebe Leute: Lest Schlombies Filmbesprechung! Der fasst die Mängel gut zusammen - und bemüht sich dabei, anders als ich, auch noch fast nachsichtig um Geduld und gewählte Sprache, scheut sich vor einem "kompletten Verriss". Lobenswert! So bin ich nicht - ich würde eher meinen Unmut, fast schon "Ärger", unverhohlen rauslassen:

Auf den ersten Blick bietet AE leere Bilder und hohle Oberflächen. Wenn ich ganz fest überlege, so könnte ich was über postmoderne Einsamkeit, Kommunikationslosigkeit, das Lügen in Beziehungen, die inszenierte Selbstpräsentation in Begegnungen, vorgespielte, fiktive Biographien schwafeln - aber eigentlich bemüht sich der Film höchstens oberflächlich, uns selbst diese Anknüpfungspunkte zu bieten. AE erscheint mir eher als geschickter Trick, einen leeren, hohlen Film zu drehen, als Arthouse zu vermarkten (mit schwarzweißem Cover) und zu hoffen: "Der Zuschauer wird sich schon was dabei denken!".

Drei Mal wird in AE geredet: die drei Szenen sehen 1 zu 1 aus wie diese seltsam gefälschten Interview-Szenen, die man aus dem pornographischen Internet kennt: ein unsichtbarer männlicher Interviewer hinter der Kamera (oder der Kameramann selbst) stellt, im Point-of-view-Modus, einem jungen Mädchen, das angeblich im Rahmen eines "Castings" vor der Kamera sitzt, diverse anzügliche Fragen über ihr Sexleben. Die Kindfrau präsentiert sich dabei als "relativ unschuldiges Mädchen von nebenan, aber sexuell aufgeschlossen, interessiert und willig."

Diese Fragen dienen im echten Porno zur Einleitung der folgenden Hardcore-Szene, die uns in AE aber jeweils pseudo-sittsam erspart bleibt: Im Moment des Auftakts endet die Szene. Es sind also reine Teaser, die uns ankitzeln, dann aber die "Erfüllung" vorenthalten. Klar, der Film zielt auf den Arthouse-Markt, nicht auf den Markt des "Feature Porn" - denn er enthält keinerlei Handlung, anders als die Feature Porns, die sich wesentlich mehr Mühe geben als AE. Vielleicht ist AE auch nur einfach bigotter und einfallsloser: einerseits fehlt AE der Mut zu Hardcore, andererseits der Einfallsreichtum für einen richtigen Spielfilm. Das erinnert stark an die dritte Episode in WIENER DOG (von Todd Solondz), wo Danny de Vito als Filmprofessor von extrem hohlen, vernagelten Filmstudenten gepeinigt wird, die "unbedingt Filme machen" wollen, aber keine Idee, keinen Plan und kein Thema haben (der eine kann noch nicht mal einen Film nennen, den er im letzten Monat gesehen hat).

Zwischen diese drei "Dialog-" Szenen sind unzählige beliebig wirkende langweilige stumme Szenen montiert, von nervtötender Langsamkeit, die bei distanzierter/statischer/desinteressierter Kamera einerseits beliebige Alltagsszenen des jungen Mädchens zeigen, teils in Halloween-artiger Spannerperspektive, andererseits sieht man einen unbekannten, unbekannt bleibenden jungen Mann, der mit niemandem Kontakt hat, mal was ißt, auf Computerbildschirme oder aus dem Fenster blickt. Es gibt ein paar Autofahrten und ein paar Latsch-Szenen. Am Ende zieht der junge Bursche dem jungen Mädchen, das vielleicht er (oder wer anders?!? Keine Ahnung, es war ja point-of-view!) vorher ziemlich unverhohlen betrunken machte (ziemlich dämlich, dass sich die blöde Urschel darauf einließ - da ging dem Autoren mal wieder die Fantasie durch), die Unterhose aus und starrt ihr zwischen die Beine. Irgendwann danach endet der Film, ich glaube, es kamen noch ein paar Latsch- oder Auto-Szenen des Mädchens. Gähn!

Was die schauspielerischen "Leistungen" anbelangt: von Alyssa Reece, die in einigen (nicht vielen) HC-Filmen auftrat, wird nicht mehr verlangt als dort - sogar weniger: eben nur die Interviews, kein schwitziger HC. Doch sie darf wenigstens noch kichern und reden. Der Darsteller des Adam muss noch weniger bieten - weniger Text, weniger Interaktion mit anderen, keine Gefühlsäußerung, Einstellungen mit Vorliebe von hinten. Auch Kamera, Licht, Montage wirken wie aus Schülerfilmen: es gibt eine Menge echte HC-Filme, die besser aussehen und mit mehr Liebe und Aufwand gestaltet sind.

Fazit: Schrott, Fake, Mogelpackung. Dennoch immerhin zwei Punkte für die Unverfrorenheit eines dermaßen faulen Tricks, der offenbar trotzdem funktioniert hat.  

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