Jeffrey Dean Morgan ist für sehr viele ein sehr gern gesehener Spitzbube. Spätestens seit seiner Rolle als „Comedian" in Zack Snyders „Watchmen", (2009) genießt er bei einer schnell wachsenden Fanschaar so etwas wie Kultstatus. Kein Wunder. Er verfügt über Charisma, ein markantes Profil und kann obendrein spielen. Aktuell baut er seinen Ruf überaus erfolgreich in der Horrorserie „The Walking Dead" aus und katapultiert sich damit womöglich auf ein neues Level denkbarer und dankbarer Einsatzmöglichkeiten. Jedenfalls ist es offenbar nicht nur keine schlechte Idee, sondern geradezu angezeigt, Morgan als Psychopathen zu besetzen. So auch bei „Desierto - Tödliche Hetzjagd".
Der mit nur drei Millionen Dollar extrem niedrig budgetierte Genrefilm zeigt, dass auch extrem niedrig budgetierte Genrefilme ihre Daseinsberechtigung haben und an Unterhaltungswert - wenigstens potentiell - den Großproduktionen in nichts nachstehen. Bis auf Jeffrey Dean Morgan und Gael Garcia Bernal („Mozart in the Jungle", seit 2014) schleichen ausschließlich No-Names und Laiendarsteller als Komparsen durchs Bild und über die mexikanisch-amerikanische Grenze. Und bis auf einen zu Schrott gefahrenen Pickup benötigt man keine Requisiten, keine Bauten und keine teuren Kulissen. Regisseur Jonás Cuarón gelingt es, allein die Einöde der Natur auf eine Weise ins Werk zu setzen, die keiner weiteren Umrahmung bedarf.
Wenn die Gruppe illegaler Einwanderer kurz nach der Grenze, mitten im Nirgendwo, plötzlich vom fanatischen Redneck Sam (Morgan) unter Feuer genommen wird, intensiviert die lebensfeindliche Steppe unter der Ägide Cuaróns die Aussichtslosigkeit des bald einsetzenden Kampfes ums nackte Überleben. Der ortskundige Jäger und sein abgerichteter Hund lassen den armen Seelen, die der galoppierenden Korruption ihrer Heimat entfliehen wollten, ebenso wenig Chance wie die Wildnis. Geschickt nutzt der Mann auf dem Regiestuhl das Gelände, um seine Hetzjagd in Szene zu setzen und den Zuschauer ohne Atempause zu fesseln. Mit derart minimalistischem Einsatz von Mitteln darf angesichts des beachtlichen Resultats durchaus und ohne Übertreibung von „Filmkunst" gesprochen werden. Selbst wenn dieses Wort durch seinen inflationären Gebrauch inzwischen arg ramponiert ist.
Wieder und wieder garniert Cuarón seinen Film mit derben Gewaltspitzen, die es in sich haben und die Drastik und Dramatik der Geschichte unterstreichen. Nicht nur die Inszenierung, auch die Bilder sind so schonungslos wie die Prämisse der Story. Zu beachten bleibt dabei übrigens, dass es sich immer noch um eine erfundene Geschichte handelt. Filme wie dieser oder der ungleich weniger gelungene „Machete" (2010) des ungleich namhafteren Robert Rodriguez suggerieren einen Wirklichkeitsbezug, der natürlich nicht da ist. An der mexikanisch-amerikanischen Grenze machen keine Irren Jagd auf Migranten. Aller Voraussicht nach auch nicht unter dem irren Donald Trump.