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Joe Begos` zweiter Spielfim steht ganz in der Tradition von David Cronenbergs "Scanners" (1981) und Brian de Palmas "Teufelskreis Alpha" (1978). Ausgestattet mit einem coolen 80er Jahre Elektro-Soundtrack (der Film spielt allerdings Anfang der 90er Jahre) sorgt "mind`s eye" für spannende und erstaunlich blutige Unterhaltung ohne nennenswerte Durchhänger.

Eine Gruppe von Menschen mit angeborenen telekinetischen Fähigkeiten wird gegen ihren Willen im Institut von Dr. Michael Slovak festgehalten. Dieser hat das für die Begabung verantwortliche Gen isoliert, und injiziert es sich nun regelmäßig selbst. Trotz einiger Nebenwirkungen scheinen sich die Fähigkeiten auch bei ihm allmählich durchzusetzen. Einem Pärchen gelingt die Flucht. Dr. Slovak möchte aber ungern auf seine Patienten verzichten...

Der grimmige Gesichtsausdruck, der dem Zuschauer die Anwendung der Begabung anzeigen soll, kommt sehr häufig zum Einsatz und sollte deshalb schon gut gespielt sein. Glücklicherweise konnte trotz des offensichtlich geringen Budgets eine Riege guter Darsteller verpflichtet werden. Unfreiwillige Komik wird deshalb weitestgehend vermieden. Graham Skipper (von Begos zum zweiten mal in der Hauptrolle besetzt) legt seine Figur sensibel und verletzbar an, was ihn für den Zuschauer sympathisch macht. Weil er kein muskelbepackter Schönling ist, kann er insbesondere die körperliche Anstrengung hinter der Begabung überzeugend darstellen. Lediglich beim Bösewicht gönnt man sich ein wenig Overacting. John Speredakos will sich wohl als nächster Bond-Bösewicht empfehlen. 

Auch die F/X können sich sehen lassen. Fliegende Gegenstände, blutige Schusswechsel und Deformierungen mittels stumpfer Gegenstände verteilen sich locker und in großer Zahl über die gesamte Laufzeit. Nur ein einziges mal baumelt eine vermeintlich in der Luft schwebende Axt etwas zu offensichtlich an zwei Fäden. Aber das kann man angesichts des geringen Budgets sicherlich verschmerzen. Die Reminiszenz an Scanners ist gut gemeint, aber das Original bleibt in puncto Kopfexplosion ungeschlagen. Trotzdem machen die handwerklichen Latex-F/X insgesamt einen guten Eindruck, ergänzt durch ein paar unvermeidliche CGI Blutfontänen.

Im Unterschied zu den oben genannten Vorbildern legt "mind`s eye" beim Tempo einen Zahn zu und konzentriert sich im Wesentlichen auf blutige Auseinandersetzungen zwischen den Parteien, die sich bis ins Finale steigern. Der Mangel an inhaltlichen Überraschungen wird mit gut choreografierter Action kompensiert. 

Das einzige wirkliche Manko des Films ist das eher einfallslose Setting. Mal abgesehen von ein paar Außenszenen im verschneiten Connecticut spielt sich der gesamte Film in engen Wohnräumen ab. Selbst das Institut von Dr. Slovak sieht nach einem völlig normalen Wohnhaus aus. Die Verwendung eines möglichst alten und düster aussehenden Anwesens mit langen Fluren und gefliesten Wänden wäre zwar ein "mad scientist" Klischee gewesen, hätte aber zur Atmosphäre des Films beigetragen können. Spielereien des Regisseurs mit roten und blauen Farbfiltern erinnern zwar an Dario Argento, können den Look aber kaum aufwerten.

Fazit:
kurzweiliger Retro Horror. Blutig und spannend, aber etwas öde im Look.

08/10 Punkte


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