Review
von Leimbacher-Mario
Eher Fax als Scanner
Über "The Mind's Eye" muss man nicht ellenlang schreiben. Vorbilder, Story, Thema, Atmosphäre - alles eigentlich schon nach dem Trailer, nach den ersten Minuten, nach ein paar Bildern klar. Das macht Fans von explodierenden Köpfen und seltsamen Experimenten froh. Es ist die "Scanners"-Fortsetzung, von der man nicht wusste, dass man sie braucht. Ein Throwback in selige Zeiten von Bodyhorror, Neonlicht und handgemachten Effekten. "The Fury" lässt grüßen, Cronenberg und De Palma winken im Takt. Ein Wissenschaftler/Psychiater entnimmt seinen psychokinetisch begabten Patienten Blut bzw. DNA und spritzt sie auf direktem Weg in sein Rückenmark, um nun bald ebenfalls Dinge durch die Luft schmeißen zu können, ohne sie zu berühren. Mit kleineren Nebenwirkungen wie Verrückheit, Größenwahn oder aufplatzenden Adern im Gesicht. Keine große Überraschung, dass die Versuchskaninchen das nicht allzu lange mit sich machen lassen...
Wenn es ans Eingemachte, sprich das Blutvergießen geht, dann punktet "The Mind's Eye" auf ganzer Linie. Egal ob es zerteilte oder direkt ganz geplatzte Schädel sind, verdrehte Genicke oder geschwungene Äxte - es saftet schön durch jeden Verband. Und das zum Großteil handgemacht und realistisch. Da kann kein Gorefreak meckern. Außerdem punktet der Synthie-Score bei 80er-Fetischisten wie mir und der komplette Look, farbenfroh und gleichzeitig düster, kann sich sehen lassen. Fast könnte man meinen, wirklich eine verlorene VHS-Perle von damals herausgekramt zu haben. Wäre die Bildqualität natürlich nicht ganz so hoch. Joe Begos ist definitiv einer der jungen Horrorregisseure, die man im Auge behalten sollte. Von mir aus auch im geistigen Auge. Denn sein "Almost Human" konnte auch schon was.
Warum das psychische Gemetzel dann im Endeffekt doch nicht weit über eine durchschnittliche Bewertung kommt? Selbst bei einem Fan dieser Retro-Richtung wie mir? Wahrscheinlich weil man immer mit den Vorbildern vergleicht und einfach schon viel gesehen hat. Es schwingt immer das mulmige Gefühl mit, dass es dann doch nicht ganz reicht, Fan von Cronenberg, Craven, Carpenter und Co. zu sein. Zumindest macht es dich noch nicht zu einem Regisseur oder Drehbuchschreiber auf deren Niveau. Bei "The Mind's Eye" interessieren einen die Figuren z.B. null und die Darsteller sind auch eher bemüht als begabt. Zudem ist die Geschichte kaum der Rede wert und man sieht das Mini-Budget trotz aller Anstrengungen und Kaschierungen doch durchgängig. All das, lässt selbst knapp 90 Minuten manchmal lang erscheinen. Zumindest bis der nächste Kopf spektakulär zu Erdbeermus gestarrt wird.
Fazit: ein nettes, modernes "Scanners"-Baby, das trotz seiner lobenswerten Vorbilder, seinen großen Ambitionen und etlichen Stylepunkten nie ganz über den Status einer Hommage hinaus kommt. Der Amateurcharme hat dabei Vor- sowei Nachteile. Dennoch: für Fans saftiger Genreware und der genannten Helden von damals kann dieser lockere Bodyhorror-Brainfreeze ein ordentlicher Zeitvertreib sein. Der Score und die Splattereffekte beispielsweise rocken!