Der Film der Gebrüder Doron und Yoav Paz profitiert von dem unverbrauchten Setting (Jerusalemer Altstadt) und dem netten Einfall, das ganze Geschehen komplett aus der visuellen Perspektive einer der Protagonistinnen zu zeigen - in der Form von Smart Glasses (sprich, auch wenn es im Film anders heißt, Google Glasses). Dieses Gimmick wird sehr schön in Szene gesetzt, wenn es heißt, durch die Stadt zu irren und via Google Maps den Weg zu finden oder, besonders fies, wenn irgendetwas in der Dunkelheit lauert und man es nur bemerkt, weil die Gesichtserkennung permanent versucht, in der Finsternis kaum zu erahnende Konturen einem Facebook-Profil zuzuordnen.
Abgesehen von o.g. Punkten ist JeruZalem solider Durchschnitt. Der Plot in aller Kürze: zwei amerikanische College-Mädels machen Urlaub in Israel (wer würde das nicht wollen? ;) ) und wollen dort schön einen drauf machen. Sie lernen einen attraktiven Geschichts-Studenten kennen und machen sich zusammen mit ihm und dem lässigen Concierge aus dem Hostel auf ins Jersulamer Nachtleben. Am nächsten Tag, dem Feiertag Jom Kippur (Tag der Sühne), bricht die Apokalypse aus und unsere Helden versuchen, aus der Stadt zu entkommen.
Inszenatorisch hebt sich JeruZalem deutlich von anderen Found-Footage-/Shaky-Cam-Filmen ab, denn hier wird ein überzeugender Eindruck von der Unmittelbarkeit und Intensität der Ereignisse geschaffen und das Ganze ist durch die Einbindung der Smart Glasses-Funktionen mehr als nur ein optisches Gimmick. Die so geschaffene Authentizität wird leider von teils unlogischen oder zu wenig erklärten Geschehnissen geschmälert, was zwar perspektivisch richtig ist (der Zuschauer weiß schließlich nur so viel wie die Protagonistin, da er alles aus ihrer Sicht sieht), aber dennoch wäre hier ein besser ausgearbeiteter Plot wünschenswert gewesen. Die visuellen Effekte sind durchweg gelungen, auch wenn oft klar als solche zu erkennen (gerade bei den vorkommenden dämonischen Kreaturen).
Was ich zunächst erwartet hatte, war ein kostengünstigerer jüdischer Cloverfield (der Trailer legte ein ähnliches Szenario nahe), doch der Film ist sehr eigenständig. Trotz durchweg okayer Darstellerleistungen komme ich insgesamt auch aufgrund nur mäßiger Spannung auf ordentliche 6/10.
Die sog. PAZ Brothers (seriously; halten die das für cool, sich so zu nennen?) haben jedoch Potential und man sollte sie mal im Auge behalten.