Review

Wo Seth Rogen draufsteht, ist auch Seth Rogen drin. Und wie beim Hinweis auf Alkohol kann das Warnung oder Werbung sein. Hier zerballert er als Polizist nämlich seinen eigenen Streifenwagen („Superbad", 2007), dort zofft er sich mit seinen studentischen Nachbarn („Bad Neighbors", 2014), anderswo interviewt er ein grimmig dreinblickendes Monster-Baby („The Interview", 2014), meistens aber schießt er sich irgendwas ins Hirn. Irgendwas Bewusstseinserweiterndes, das wiederum der Erfahrung nach die Wahrnehmung ziemlich einschränkt. Das letzte Mal ging nebenbei sogar die Welt unter („Das ist das Ende", 2013) - und diesmal ist eben Weihnachten. Für manche ist das zwar so ziemlich dasselbe, aber warum eigentlich nicht? Ist doch alles auch schon egal.

Die drei Freunde Ethan (Joseph Gordon-Levitt), Isaac (Seth Rogen) und Chris (Anthony Mackie) kennen sich seit Kindheitstagen. Doch nun, in ihren Dreißigern, merken die Jungs, dass sich die Zeit der großen Partys ihrem Ende neigt. Ein letztes Mal will man gehörig die Sau rauslassen in den Straßen des Big Apple und Manhattan so richtig einäschern. Eine legendäre Fete soll gefunden und auseinandergenommen werden: der „Nutcracka Ball". Auf dem Weg dahin stolpern die drei erwartungsgemäß über prügelnde Nikoläuse, allerlei Schlampen und Eimer voll Drogen. Na, das kann ja heiter werden. Und wird es auch. Aber nur so lange, bis den letzten dreißig Minuten dieser zuvor noch ordentlich auf die Brezel hauenden Sause die Luft ausgeht. Denn man versteigt sich völlig verquerer Weise im finalen Drittel des Films dazu, so etwas wie einen familienzusammenführenden Weihnachtsbeitrag mit Herz und Charme aus dem zuvor abgefackelten Fäkalfeuerwerk zu schustern.

Streckenweise gerät der Blödsinn, den Rogen hier auftürmt, geradezu urkomisch. Bei entsprechender Disposition, versteht sich. Ob Isaac auf sein Smartphone - das vertauscht wurde und gar nicht seines ist - Bilder von „Schwänzen" geschickt bekommt, die ihm am Abendbrottisch von Chris‘ Mama ein überraschend angenehmes Gefühl durch die Glieder jagen, oder ob er sich auf der Toilette einer Bar diverse Drogenleckerli gleichzeitig ins Gesicht stopft, was unweigerlich zum Totalausfall seiner sozialen Kompetenzen führt - Rogen verhilft der Geschichte zu einem ordentlichen Maß an Spaß. Dagegen kämpfen Gordon-Levitt - der zwar solide spielt, aber hier nicht komisch ist - und Mackie - der hier hauptsächlich mit schwarzen Ressentiments jongliert - zu wenig ehrgeizig darum, auch mal ein Witzchen reißen zu dürfen. Rogen rockt (beziehungsweise hiphopt) die Show, und als James Franco gegen Ende auf dem lang gesuchten „Nutcracka Ball" aufschlägt, ist der Gag insgesamt sowieso schon weg.

Nach dem wohl obligatorisch (sinnlos) in eine solche Story geklatschten retardierenden Moment, in dem sich die drei Freunde kurz zanken und für ein paar Filmminuten getrennte Wege gehen, nur um dann natürlich im nächsten Moment wieder zusammenzufinden, geht es auf die Party. Und wer ist da als Stargast anwesend? Juhu, Miley Cyrus! Sie ist nämlich der vor Ort allseits beliebte Kumpel-Künstler, der dann und wann ein paar Refrains seiner weidlich bekannten Kommerz-Mucke per Playback den coolsten Partyhengsten New Yorks vorspielt. Und für die wiederum gibt es offenbar nichts Schöneres, als der Pop-Röhre, die mit ihrer Kombination aus Gesicht und Frisur ein bisschen so aussieht wie ein Halloween-Kürbis, zu huldigen. „Ich will nicht, dass Miley schlecht von mir denkt", sorgt sich Ethan allen Ernstes. Also jetzt einmal abgesehen davon, dass Miley Cyrus sowieso nicht viel denkt und er sich darum gewiss keine Sorgen machen muss: Was gäbe es denn bitte noch peinlich Kleinbürgerlicheres als eine solche Ansage?! Konnte der Auftritt der Backstreet Boys in „Das ist das Ende" noch irgendwie als schräger Gag abgehakt werden, geht der Spaß hier endgültig verloren und driftet die Sache unrettbar in Bravo-Teenie Gefilde ab. Doch schlimmer kommt es immer.

Isaacs Frau ist schwanger. Und das Baby, das sie erwartet, dient der Story als Aufhänger, zum Schluss noch einmal (halb-)ernsthaft über den Sinn von Weihnachten zu sinnieren. Da freundet sich Chris mit dem Beten an, Ethan damit, einen richtigen Heiratsantrag zu machen und Isaac mit der Papa-Rolle. In einem Film ganz anderer Bauart könnte sich ein solcher Dreiklang durchaus harmonisch ins Gesamtgeschehen einfügen - hier allerdings, nach all den Gliedern, den Prostituierten, dem Kirche-Vollkotzen und dem sonstigen Affentheater, tönt solch ein Schlussakkord so dissonant, dass es weh tut. Einen Gefallen tut sich der Film damit also nicht. Den Frohnaturen wird es so nämlich im letzten Drittel zu blöd, und den etwas zugeknöpften Zuschauern ist es im ersten Drittel schon längst zu blöd geworden, als dass das Ende noch irgendetwas bewegen oder retten könnte.

„Die highligen drei Könige" beginnt als derber Spaß, der sich wenig um Befindlich- und Überempfindlichkeiten schert. Und dieses hohe (beziehungsweise, je nach Blickwinkel, niedrige) Niveau hält der Film bis zu den verbleibenden dreißig Minuten mustergültig durch, bis sich das zuvor noch untadelige Vergnügen vom seichten Kommerz bestechen lässt. Dass zum schlechten Schluss noch dazu - eines breiteren Zielpublikums wegen - ein sentimentaler Film-Brei zusammengerührt wird, der gar nicht schmeckt, verdunkelt völlig ungewollt eine eingangs noch tatsächlich leuchtend hoffnungsvolle Sache.

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