Late-Life-Crisis
"Hello, My Name Is Doris" ist ein süßer kleiner Indie. Ein Mix aus Komödie über eine ältere Frau, verliebt in einen jungen Mann, und einer eher traurigen Geschichte loszulassen & sich selbst zu finden. Mittendrin eine zauberhafte Sally Fields, die mutig & stark einmal mehr beweist, dass sie zu Hollywoods feinsten Ladies mittleren Alters gehört. Sie hebt & trägt den Film, der nur durch sie die Balance hält. Und das lockerleicht, aus dem Nichts & den Abend versüßend. Keine weltbewegende Geschichte, sogar mit ein paar Fremdschäm-Momenten, doch ihr wäre so viel mehr Aufmerksamkeit & Liebe zu wünschen. Kein Film, der im überfüllten US-Filmzirkus untergehen sollte. Bei dem Lärm dort ist es aber kein Wunder, dass so ein schüchternes Etwas links liegen gelassen wird. Noch dazu kommen wohl selbst heute noch ein paar Leute nicht mit einer Frau gehobeneren Alters zurecht, die Gefühle für einen jungen Mann aufbaut... und das 2017 * Kopfschüttel*. Andersrum wäre das sicher ein geringeres Problem...
Zurück zum Thema, denn "Hello, My Name Is Doris" ist zu großer Zucker, um sich darüber aufzuregen. Dass es Fields gelingt selbst fragwürdige Verhaltensweisen ihres Charakters würdevoll & süß erscheinen zu lassen, spricht umso mehr für diese Grand Dame, die sich hier an ein durchaus kniffliges Thema wagt. Ganz traut sich der Film leider nie die Handbremse herauszunehmen. Da wäre noch mehr drin gewesen! Gerade die ernsteren Töne wenn es um Verlust & die späte Selbstfindung geht, stehen dem unterschätzten Kleinod hervorragend. Die Szene wo Doris nicht will, dass ihr gesammelter Krimskrams entsorgt wird, spricht beeindruckend für sich. Ein Film, der in jeden Sonntag-Nachmittag ein Schmunzeln zaubert & über die Jahre sicher noch mehr Fans finden wird. Hoffen wir es. Es würde für Geschmack, Verständnis & Fortschritt stehen.
Fazit: Harold & Maude 2.0? Das bezaubernde Leben einer Messie-Stalkerin? In jedem Fall eine starke Performance & ein sympathisches kleines Filmchen. Viel zu weit unter dem Radar!