Review

Lange war es ruhig um die Geschichten aus der weit, weit entfernten Galaxis. Zumindest auf der Kinoleinwand. Nach „Revenge of the Sith“ (2005) war für Schöpfer George Lucas die Erzählung beendet, als ausführender Produzent betreute er noch die Animationsserie „The Clone Wars“, die sich mit fortschreitender Laufzeit zu einem immer hochwertigeren Ableger entwickelte. Der Verkauf der Marke „Star Wars“ (und Lucasfilm) im Jahr 2012 an Disney ließ dann aufhorchen und prompt folgte die Ankündigung des Konzerns, dass man eine weitere Trilogie in die Kinos bringen möchte und darüber hinaus diverse andere Projekte unter der Marke. Was bis heute daraus geworden ist, das spare ich hier mal aus. Den Anfang machte das vorliegende Werk, eine Fortsetzung, die dreißig Jahre nach dem Ende der Original-Trilogie spielt. Der Hype damals war enorm, die Vorfreude ebenso. Endlich etwas Neues aus dem geliebten Film-Universum im Kino. Wie das ohne George Lucas' direkte Beteiligung aussehen sollte, das war nur eine der Fragen, die man sich stellte. Auf dem Regiestuhl saß diesmal J. J. Abrams, der auch mit Lawrence Kasdan und Michael Arndt das Drehbuch verfasste. 
Zum Beginn gibt es aber Vertrautes. Die blaue Schrift auf dunklem Grund, das Schwarzbild, der Titelschriftzug mit dem bekannten musikalischen Hauptthema. Der Lauftext fasst Vergangenes und den aktuellen Stand grob zusammen. Luke Skywalker ist verschwunden und eine neue dunkle Macht namens First Order hat sich aus der Asche des Imperiums erhoben. Den Widerstand gegen diese anführend lässt Leia Organa nach ihrem Bruder suchen und wie gewohnt schwenkt die Kamera dann nach unten und lässt das Abenteuer beginnen.


Thematisch rückt es immer wieder in den Hintergrund, aber die Suche nach Luke Skywalker bestimmt die erste und letzte Szene sowie immer wieder das Voranschreiten der Handlung. Doch muss man zuerst ein paar neue zentrale Figuren einführen, sowohl auf der hellen als auch auf der dunklen Seite und schließlich landet man auf der sandigen Welt von Jakku, wo die Jedi nur noch ein Mythos aus vergessenen Zeiten scheinen. Hier folgt man dem Alltag der Schrottsammlerin Rey, die sich nicht ganz freiwillig auf ihre Heldenreise macht. Und nicht nur das dürfte einem recht bekannt vorkommen. 
Nun kann man anführen, dass sich auch Lucas in „Return of the Jedi“ (1983) mit seinem zweiten Todesstern der Wiederholung bedient hat oder man kann generell den Begriff „Ring Theorie“ in den Raum werfen. Dennoch wirkte das in seiner Hexalogie damals mehr wie ein sich schließender Kreis denn eine simple Wiederholung. Hier heißt die Superwaffe nun Starkiller Base und ist eben größer und haut fünf Strahlen auf einmal raus. In seiner Gesamtheit betrachtet bietet „Episode VII“ aber noch mehr Parallelen zu den vorangegangenen Teilen. Da ist diese junge Person, die abseits auf einem Wüstenplaneten lebt und in ein großes Abenteuer gezogen wird, die Macht für sich entdeckt, sich einer bunten Truppe an Widerstandskämpfern anschließt und gegen eine diktatorische Großmacht antritt, die mit einer kugeligen Kampfstation Planeten wegbläst. Man kann nicht übersehen, wie sehr das hier ein strukturelles Remake des 1977er Films ist. Von Droiden, die Pläne einverleibt bekommen (hier sogar doppelt) über eine Cantina-Szene bis zu einem Anflug durch einen Graben – die Liste ginge noch weiter.

Natürlich verlaufen die Wege etwas anders, sehen die Orte anders aus, wirkt technisch alles moderner. Im Kern bekommt man hier aber den gleichen Stoff erzählt. Erinnert an den Satz „Wer aus der Geschichte nicht lernt, der ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“. Auf die Erzählung bezogen ist das insofern nachvollziehbar, da mit dem Tod des Imperators das Imperium selbst ja nicht verschwunden war. Die Streitmacht, die Anhänger und die Strukturen waren noch vorhanden, sodass sich aus alldem trotz der Neuen Republik eine neue Bedrohung erheben konnte. Auf Disney wiederum bezogen heißt das, dass sie einem neu heranwachsenden Publikum nochmal grob das Gleiche erzählen können. Wobei die märchenhafte Komponente bei dieser Wiedereinführung deutlich weniger spürbar ist. Als Grundlage eines Neubeginns, der das hier für „Star Wars“ aus dem Hause Disney war, kann man das tolerieren. Darüber hinwegsehen sollte man allerdings nicht und insgesamt kratzt das merklich an den positiven Seiten, die „The Force Awakens“ dennoch hat. 

Denn trotz der Wiederholung schafft es das Skript, eine interessante Einführung der neuen Figuren zu liefern. Ohne funktionierende neue Charaktere wäre der Neustart krachend gescheitert und immerhin liefert das Skript derer drei mit Potenzial: Die erwähnte Rey, den abtrünnigen Sturmtruppler FN-2187, genannt Finn, und den Antagonisten Kylo Ren. Daneben gibt es noch weitere, aber z. B. ein Poe Dameron bekommt zu wenig zu tun, um ein Profil zu entwickeln. Die Zeichnung der Neuen ist soweit gelungen, sie tragen sich ausreichend durch den Film und sind überwiegend sympathisch oder interessant. Für die alten Fans sind die Auftritte der ebenso gealterten Helden da allerdings doch eine andere Hausnummer. Und auch auf dramaturgischer Ebene wirkungsvoller. So werden insbesondere Rey und Finn von Han Solo an die Hand genommen, treffen so auch auf Chewbacca, Leia Organa oder C-3PO und die Interaktion mit diesen schafft doch immer wieder dieses vertraute, wohlige Gefühl. Da bin ich dann doch immer involviert, insbesondere bei einer dramatischen Szene gegen Ende, die tatsächlich stark geschrieben und inszeniert ist. Sowohl in der Bedeutung des vorangehenden Dialogs, als auch was das Spiel mit dem Licht angeht kriegt mich das immer wieder. Und natürlich auch, weil eine geliebte Figur die Bühne hier verlässt.
Man wollte sich den alten Figuren mit Respekt nähern, sie in diesen Umbruch integrieren und das ist etwas, das ich dem Skript zu „Episode VII“ anrechne. Schade, dass man hier nicht noch etwas mehr Platz gefunden hat, um auf die letzten dreißig Jahre einzugehen (statt der Sequenz mit den Rathtars z. B.). Humor scheint immer wieder durch, mal wenig subtil, mal besser platziert in Beiläufigkeiten oder Bemerkungen. Hier hat gerade Chewie ein paar gute Momente, ebenso wie Han. Man spart auch nicht mit Anspielungen auf die alte Trilogie und ohne ein paar bestimmte Sätze geht es natürlich auch nicht. 


Im Vorfeld wurde immer wieder betont, dass man viel auf praktische Effekte und Sets setzt. Vielleicht ein vorauseilender Wink an alle, denen die Optik der Prequel-Trilogie zu artifiziell und glatt war. Und kommt auch hier natürlich einiges aus dem Rechner, so bietet „The Force Awakens“ ein wunderbar filmisches Bild. Gedreht auf 35mm-Film (hier und da auch 65mm IMAX) wirkt das Ergebnis für moderne Verhältnisse recht  natürlich und bietet tatsächlich einiges an real existierenden Bauten und Figuren. Das kommt dem optischen Eindruck zugute und lässt in die Welten eintauchen. 
Diese sind oft ansehnlich gestaltet. Schon der Teil auf Jakku mit der Einführung Reys bietet stimmungsvolle Aufnahmen der Wüste, aus der sich Wracks von Sternenzerstörern erheben. Takodana ist da schon etwas abwechslungsreicher mit Wald und Wasser und als Schauplatz einer fetzigen Auseinandersetzung, was auf Hosnian Prime und den Sitz der Neuen Republik weniger zutrifft. Dass diese Welten dem Starkiller zum Opfer fallen, bleibt erstaunlich wenig emotional, werden sie doch mit ihrem Verschwinden eingeführt. Die Superwaffe selbst, auf der sich gegen Ende so einiges abspielt, ist eine Welt aus Wald und Schnee und macht die weiße Oberfläche schon was her, so ist das Innere der Basis noch gelungener. Die Sets wirken an die Original-Trilogie angelehnt und modernisiert. Hier hat man im Design eine gute Balance gefunden zwischen Wiedererkennung und Weiterentwicklung. Die kurzen Sequenzen auf Ahch-To am Ende zeigen noch die Landschaft vor der Südwestküste Irlands und insgesamt sind die Schauplätze schon chic, wenn man eben auch mal Déjà-vus hat und das Hauptquartier des Widerstands nicht so beeindruckt wie das der Rebellen anno dazumal. 
Das Design ist stimmig, dazu gehört auch die komplette Ausstattung. Es ist einfach schön, wieder im Inneren des Millennium Falcon zu sein, Gebäude innen wie außen wirken gebraucht, die Kostüme machen ebenso was her. Dennoch bleibt das Gefühl, dass nicht viel Neues dazukommt. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Lucas konnte Welten bauen. Abrams kann replizieren, aber nicht ausfüllen. 
Die Kamera geizt nicht mit spektakulären Bildern, seien sie real oder aus dem Rechner. Spielereien wie die montierte Kamera an einem T-70 X-Wing sehen klasse aus. „The Force Awakens“ bietet generell was fürs Auge, sieht immer filmisch aus und fängt das Abenteuer in tollen Bildern ein. Weil man sich auch mit den Lensflares zurückhält.


Eine neue Trilogie heißt auch neue Figuren. Im Zentrum dieser steht überwiegend die Schrottsammlerin Rey, die aus ihrer sandigen Einöde herausgerissen wird und die Wege der Macht kennenlernt. Daisy Ridley verkörpert die junge Heldin durchaus sympathisch und als eine moderne Variante dessen, was man aus der Reihe schon kennt. Ihre Rey ist taff und eigenständig, durch den Film hindurch aber auch empathisch. Sie nimmt das Publikum mit, bekommt etwas Hintergrund und offene Fragen bezüglich der Herkunft spendiert. Ihr folgend streift man durch die Welten und wundert sich, wie schnell sie sich u. a. mit der Macht vertraut macht. Da mussten ein Luke oder Anakin doch einiges mehr an Zeit investieren. Es ist der Zeitgeist, dass man für so etwas eben keine Zeit hat, Erfolge müssen schnell sichtbar werden und so wirkt die Figurenentwicklung im Hinblick hierauf getrieben, weil das Skript das so braucht. 
Mit einem interessanten Hintergrund ausgestattet ist der von John Boyega dargestellte Finn. Als desertierender Angehöriger der First Order liegt hier ein Grundstein für eine spannende Geschichte, die man dem Überläufer verpassen könnte. Im vorliegenden Film fungiert er noch als Informationsgeber und bleibt lange etwas ambivalent in seiner Zielsetzung (Flucht oder Anschluss), hinzu kommt seine Zuneigung Richtung Rey, die hier wenig subtil durchscheint. Die Figur besitzt durchaus Potenzial, Boyega spielt den Abtrünnigen mit Verve und etwas Humor durchaus vielversprechend. 
Weniger Profil bekommt da der Widerstands-Pilot Poe Dameron, der eben genau darin sehr gut ist, Pilot zu sein. Der Charakter bleibt recht oberflächlich, vielleicht hat er von den neuen Hauptfiguren deswegen auch als einziger zu Beginn keine Maske auf. Jemanden wie Oscar Isaac darauf zu besetzen ist eine ziemliche Verschwendung, gefordert wird dieser zu keiner Minute. Die Figur wirkt wie eine Art Han Solo, was etwas problematisch ist, da man das Original hier auch an Bord hat. 
Harrison Ford hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Rolle nicht sonderlich schätzt, dennoch macht es Spaß, den grummeligen und gealterten Schmuggler hier wieder in Aktion zu sehen. Insbesondere, wenn er sein geliebtes Schiff wiederbekommt. Er verkörpert die Brücke zur originalen Trilogie und ab seinem Auftauchen übernimmt er einen nicht unwichtigen Teil der emotionalen Bindung. Da spricht vermutlich auch der OT-Fanboy in mir. 
Natürlich ist Chewbacca dann nicht weit, im Kostüm steckten Veteran Peter Mayhew und auch Joonas Suotamo. Außerhalb der Actionszenen bekommt er zwar nicht viel zu tun und ist eher für ein paar Schmunzler gut, dennoch ist seine Anwesenheit unverzichtbar. Gleiches gilt für Leia Organa und die Zeit hat auch bei ihr und der Beziehung zu Han ihre Spuren hinterlassen. Das Hadern mit dem Schicksal ihres Sohnes merkt man beiden an. Carrie Fisher schien nie aus der Rolle raus und verkörpert die gereifte Widerstandskämpferin in ihren wenigen Auftritten solide. Noch weniger Zeit bekommt Mark Hamill als Luke Skywalker. Der Gesuchte darf bedeutungsschwanger in die Gegend schauen, hat aber alleine so schon einen der emotionalen Momente des Films auf seiner Seite.
Neu dabei ist Maz Kanata (Lupita Nyong'o per Motion Capture), die auf Takodana eine Bar betreibt, in welcher die obligatorische Cantina-Szene präsentiert wird. Ihre Figur scheint wissend und die Geschichte vorantreibend, doch so richtig schlau werde ich aus ihr nicht. Da bleibt einiges nebulös und in dem Wissen, dass das auch so bleibt, wirkt der Charakter hier mitunter wie ein Hilfsmotor, den man brauchte, weil man sonst nicht wusste, wie Figuren an Dinge kommen oder charakterisiert werden sollen. 
Die üblichen Droiden dürfen nicht fehlen und so haben C-3PO (Anthony Daniels) und R2-D2 (Jimmy Vee) ein paar kleine Auftritte. Mehr Zeit bekommt da der kugelige BB-8, ein sympathischer Neuzugang, der die Tradition des reflektierenden mechanischen Sidekicks fortführt. 


Der prominenteste Neuzugang auf der dunklen Seite ist Kylo Ren (Adam Driver), der nicht von ungefähr in schwarz gewandet mit Helm herumläuft und Sith spielt. Er wirkt teilweise wie ein unreifer Heranwachsender mit Wutproblemen, der sich auf die Fahne geschrieben hat, Darth Vaders vermeintliche Vision umzusetzen. Es mag dabei zur Charakterisierung gehören, dass der Helm zu klein wirkt und sein Lichtschwert instabil ist (dabei aber wahnsinnig gut aussieht). In all dieser unkontrollierten Wut und der Zerrissenheit zwischen der hellen und dunklen Seite liegt für die Figur durchaus etwas Interessantes. Adam Driver gibt der Bedrohung hier ein ungewohntes Gesicht, das all die Unsicherheit widerspiegelt und hat seine Figur auch noch was von einem trotzigen Bengel, so arbeitet er gerade zum Ende hin diverse Nuancen heraus. Seine Demaskierung ist ein cleverer Zug zur Verdeutlichung einer Abgrenzung zu Vader und die dunkle Seite erhält so ein nahbares, menschliches Gesicht. 
Als großer Schurke und Strippenzieher hinter Ren fungiert eine mysteriöse Figur namens Snoke (Andy Serkis per Motion Capture), seines Zeichens Anführer der First Order. Dieser tritt als Hologramm auf, viel erfährt man über ihn nicht. In seiner dargestellten Größe und der finsteren Umgebung wirkt er bedrohlich, man möchte mehr wissen und im Gegensatz zu seinen Untergebenen besitzt er eine finstere Aura. Als offensichtlicher Ersatz für einen bereits dagewesenen Imperator füllt er die Rolle des im Hintergrund waltenden Finsterlings zumindest in diesem Teil der Trilogie passend aus. 
Herumschlagen dürfen er und Ren sich mit General Armitage Hux (Domhnall Gleeson), seines Zeichens Befehlshaber der Streitkräfte auf der Starkiller Base. Und auch hier tut sich wieder ein Unterschied zum Imperium auf, denn sonderlich bedrohlich wirkt dieser nicht. Vor allem nicht, wenn er bei diesem Reichsparteitag im Schnee rumkrakeelt. Auch scheinen er und Ren wie ein Geschwisterpaar um die Gunst des Erwachsenen im Raum (Snoke) zu buhlen.
Dann wäre da noch Captain Phasma (Gwendoline Christie), von der ich nicht so wirklich weiß, wofür sie da ist. Außer natürlich zur Vermarktung einer weiteren Actionfigur in metallener Rüstung. Von den ihr untergebenen Sturmtrupplern gibt es wieder eine Menge, wieder dienen sie als Kanonenfutter und können immer noch nicht ordentlich zielen. Dafür bekamen sie ein leicht neues Design verpasst, ein paar neue Spielzeuge an die Hand und sind diverser. Zusätzlich gibt es noch einige Gastauftritte. Daniel Craig als Truppler, Yayan Ruhian oder Iko Uwais sind nur ein paar. Das Zeitalter der Cameos macht auch vor „Star Wars“ nicht Halt. 
Was die First Order vom Imperium an sich unterscheidet ist allerdings, dass sie weit weniger bedrohlich und durchdringend wirkt. Trotz des sehr ähnlichen Designs ist ihre Darstellung weit weniger subtil. Und ich bezweifle, dass beim Imperium jemand im eigenen Hangar auf einen startenden TIE-Fighter geschossen hätte. Oder wie generell reagiert wird, wenn Kylo Ren mal wieder randaliert. Solche humoristischen Einschübe hatte das Imperium nicht nötig und lässt die First Order wie eine herumballernde Kasperletruppe wirken. 


Alle Parteien sorgen hier für einiges an Krawall und ohne große Actionsequenzen geht es in der Saga auch nicht. Neben Gefechten in der Luft mit Sternenjägern gibt es die üblichen Feuergefechte zwischen dem Widerstand und den Sturmtruppen, die hier mit einer gewissen Wucht verbunden sind. Da fliegen Getroffene auch mal mehrere Meter durch die Gegend, echte Explosionen erfreuen das Auge und in allen Auseinandersetzungen bleibt die Übersicht gegeben. Die Sequenzen sind stark bebildert, beispielhaft ist hier die des Millennium Falcon genannt, der von TIE-Fightern auf Jakku gejagt wird. Jedi sucht man hier vergebens, Lichtschwerter kommen dennoch zum Einsatz. Und hier sticht das Duell zwischen Kylo Ren und Rey heraus. Das hat nichts von den eleganten Choreographien aus der Prequel-Trilogie. Es ist ein roher Kampf in diesem nächtlichen Wald, begleitet vom fallenden Schnee. Optisch ist das famos und passt stilistisch zu den Beteiligten, wenn auch hier gilt, dass Rey einfach zu schnell zu gut darin wird. Ein Störfaktor, der sich durch die gesamte Darstellung ihrer Figur zieht. 
Trotz vieler praktischer Effekte kommt auch einiges aus dem Rechner. Dennoch wirkt „The Force Awakens“ nicht zu künstlich, da haben die Beteiligten ordentliche Arbeit geleistet. In Anlehnung an den ersten Film ist noch die Dejarik-Szene erwähnenswert, die wieder mittels Stop-Motion realisiert wurde. 


Was wäre die Reihe ohne ihre Musik? Wieder übernahm John Williams die Aufgabe der instrumentalen Untermalung und kann man seinen Beitrag kaum zu sehr würdigen, so ist auch der Score zu „The Force Awakens“ ein großartiges Werk. Er bleibt seiner Art treu, liefert wundervolle Themen zu den einzelnen Figuren („Rey's Theme“ oder die Tonfolge zu Kylo Ren), kombiniert diese aus bekannten Klängen („Han and Leia“) und schafft neue, mitreißende Stücke („March of the Resistance“, „The Ways of the Force“) sowie Melodien, die bleiben („The Scavenger“, „The Jedi Steps“). Dazwischen gesellen sich immer wieder Themen und Bögen, neu oder aus früheren Teilen zitiert, die organisch ineinandergreifen. Am Score gibt es nichts zu meckern, Williams zaubert große Klänge unter die Bilder. Das gilt ebenso für das Sounddesign, das nicht unerwähnt bleiben darf. Die bekannten Töne ziehen rein, die neu erschaffenen erweitern die Welt und runden sie ab. 


„Leave here with me. Come home. We miss you.“


Wenn man um den Rest der Trilogie weiß, kommt der Auftaktfilm ob der nicht ausgefüllten Lücken vielleicht noch etwas schlechter weg. Für sich allein betrachtet, losgelöst vom Kontext der Sequel-Trilogie, ist „The Force Awakens“ eine gute Episode der Saga. Ein Neuanfang für eine neue Generation. So wie die Original-Trilogie und die Prequel-Trilogie jeweils eine Generation von Fans geprägt haben. Da bin ich als „Altfan“ trotz mancher Rückbesinnung und der generellen Wiederholung von Handlungselementen vielleicht nicht die Kernzielgruppe. Abrams schafft eine gute Balance zwischen alten und neuen Figuren, obwohl seine „Episode VII“ im Kern ein dreiste Kopie ist. Oder einfach auf Nummer sicher geht, wenn man es freundlicher formulieren will. Dennoch bietet „The Force Awakens“ tolle Bilder, fetzige Action und er weiß manchmal, welche (Retro-)Knöpfe er drücken muss. Dass es keine Antworten gibt, das müssen sich die Folgefilme ankreiden lassen. Letztlich zählt für mich das Gefühl, das der Film auslöst und da erreicht er mich trotz aller Kritik und dem Bewusstsein, dass Disney diese Wirkung wissend einkalkuliert hat.

Als kurzweiliger Auftakt der Trilogie audiovisuell mehr als gelungen bietet „The Force Awakens“ ein unterhaltsames Abenteuer in der weit, weit entfernten Galaxis, dessen letzte Szene Erwartungen aufbaute. Wobei etwas mehr Eigenständigkeit nicht geschadet hätte. Wie man zwei Jahre später sehen konnte, sollte man vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht …

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