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Nachdem der Streifen auf der Vorpremiere beim Sundance-Festival frenetisch umjubelte wurde, holte die Vergangenheit Regisseur, Co-Autor und Hauptdarsteller Nate Parker wieder ein, da er 1999 gemeinsam mit dem Co-Autoren Celestin eine Studentin vergewaltigt haben soll. Parker wurde zwar freigesprochen, doch die Klägerin brachte sich Jahre später um.
Trotz des immens wichtigen Themas des Streifens entsteht dadurch ein gewisser Zwiespalt, der sich nachfolgend negativ an den Kinokassen widerspiegelte.

Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wächst Nat (Parker) als Sklave in Virginia auf und arbeitet auf den hiesigen Baumwollfeldern. Da er als Kind lesen gelernt hatte und sich mit der Bibel beschäftigte, soll er nun den Schwarzen auf den umliegenden Plantagen vorlesen, - und sie zur Dankbarkeit animieren. Doch als seine Frau vergewaltigt wird, sinnt er nach Rache gegenüber den Unterdrückern…

Parker nimmt das historisch nicht alles ganz genau, doch die Rahmenbedingungen der Sklavenrevolte von 1831 stimmen und bilden ein wichtiges Statement des ausschließlich aus schwarzer Sicht geschilderten Dramas. Stark ist die Erzählung immer dann, wenn Ungerechtigkeiten, Folter und Unmenschliches beinahe beiläufig eingebunden werden. Banalitäten des Alltags schockieren und zeugen von emotionaler Wucht, die geradezu nach einen blutigen Rachefeldzug schreien, welcher letztlich auch eintrifft.

Nat ist allerdings kein Rebell, denn erst langsam erkennt er, wie die Worte der Bibel zu manipulativen Zwecken genutzt werden, um die Sklaven gefügig zu machen. Diesen Spieß dreht er im Verlauf um, appelliert an den Zorn Gottes und erinnert damit fast schon an Jesus Christus, filmisch betrachtet ein wenig an „Braveheart“, zumal ein lautes „Freiheit“ gegen Ende ebenso gepasst hätte. Leider gerät das Treiben im letzten Akt etwas zu sehr zum Erlöser-Pathos, bei dem das Symbol des Engels das Fass beinahe zum Überlaufen bringt.

Zudem ist die Position der Frauen hier nicht gut umgesetzt. Ihr Leid manifestiert sich in erster Linie an Rachegelüsten, die wirklichen Qualen werden eher ausgeklammert. Auch die Tatsache, dass die Weißen nahezu durch die Bank als Monster dargestellt werden, ist auf Dauer etwas einseitig, während die Schwarzen mehr oder minder als folgsam und tugendhaft, treu und loyal umschrieben werden. Auch eine Form von Schwarzweißmalerei.

Dennoch bleibt der Film ein wichtiger, der schonungslos und teils mit unerwarteter Härte auf den Punkt bringt, was sich da an unmenschlichen Verhaltensweisen zugetragen hat.
Überwiegend stark performt, für ein Langfilmdebüt grundsolide inszeniert und mit einigen emotionalen Momenten ausgestattet. Ein brisantes Drama, das nicht nur die Problematik mit der Sklaverei in den Vordergrund stellt, sondern sich ambivalent mit der Wirkung religiöser Macht auseinander setzt.
Knapp
7 von 10

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