Steven Seagals Karriere hat sich in den letzten Jahren ja nun eindeutig hin zum Negativen entwickelt. Auch wenn kurzzeitige Hochs wie "Exit Wounds" immer mal wieder herausstechen, so hat sich parallel mit seinem Gewicht auch die Anzahl der schlechten Filme erhöht. Umso erstaunlicher, dass er mit "Half past dead" einen herrlichen B-Action Streifen abliefert, der mit reichlich Explosionen und Schießereien schön über die Lücken im Drehbuch hinwegtäuscht.
Seagal spielt den Undercover Agent Sasha, der sich in die Osteuropäische Verbrecherorganisation einschleichen will, die seine Frau auf dem Gewissen hat. Dabei hat er sich über einige Jahre das Vertrauen von Nick (Ja Rule) erarbeite. Gerade als er dem Anführer näher kommt, geht eine FBI Action schief und Sasha wird schwer verletzt. Ein halbes Jahr später ist er wieder einigermaßen fit und wird, zusammen mit Nick, nach Alkatraz gebracht. Das wurde gerade neu eröffnet und soll auch gleich mit einer Hinrichtung eingeweiht werden. Dumm nur, das der zum Tode verurteilte noch immer als einziger weis wo er 200 Millionen Dollar schwere Goldbarren verbuddelt hat. Das ruft eine Truppe Söldner auf den Plan, die kurzerhand Alkatraz einnehmen um das Versteck herrauszufinden.
Regisseur Don Michael Pau klaut für "Half past dead" wirklich aus einer Vielzahl von Filmen. Von "Fortress" über "the Rock" bis hin zu "Stirb Langsam" wird nichts ausgelassen was man nicht schon mal so oder so ähnlich gesehen hat. Erstaunlicherweise stören diese offensichtlichen Anleihen kaum, da der gesamte Film aus einem Non-Stop Actionfeuerwerk besteht, das kaum Zeit zum Denken lässt, was sicherlich auch besser so ist. An Action bekommt man wirklich die gesamte Bandbreite geboten, Schießereien, Prügeleien, Explosionen, Hubschrauber die abstürzen und ein bisschen Martial Arts.
Dabei wird Seagal nicht nur von Ja Rule unterstützt, sondern auch von einem kompletten Zellenblock, die er auch gleich noch passend mit schwerem Geschütz ausstattet, so dass er nicht ganz allein gegen die Übermacht antreten muss. Dazu wäre er wohl rein körperlich auch nicht in der Lage, denn sein Übergewicht ist doch deutlich zu sehen und so beschränken sich seine Fights auch meist auf schnell geschnittene kurze Prügeleien, die gut aussehen aber nicht wirklich körperlich herausfordernd sind. In Sachen Fights und Coolness wird er sowieso von Nia Peeples an die Wand gespielt. Sie wird nicht nur mit jedem Jahr schöner, sondern beweist hier auch, das sie mehr kann als in "Fame "zu tanzen. Sie ist eindeutig DER Eyecatcher neben den ganzen harten Kerlen. Ja Rule, enttäuscht dagegen auf der ganze Linie. Er versucht die meiste Zeit möglichst cool zu schauen und darf ab und zu mal durch die Gegend ballern. Schade das es wohl inzwischen wirklich keinen Action-Film mehr gibt, in dem nicht mindestens ein Quoten HipHopper dabei ist.
Da der Film nicht nur in Berlin gedreht wurde, sondern auch zum Teil aus Deutschland mitfinanziert wurde, gibt es auch einige recht bekannte deutsche Darsteller, die in mehr oder weniger kurzen Auftritten mal durchs Bild rennen dürfen. So darf man unter anderem Alexandra Kamp als Reporterin, Hannes Jaenicke als Agent und Yasmina Filali als Seagals tote Frau sehen. Ob es diese Auftritte wirklich gebraucht hätte ist sicherlich fraglich, stören tun sie aber nicht.
Was die Optik angeht stand bei Don Michael Paul ganz eindeutig ein stylisches Aussehen an erster Stelle. Stellenweise gelingt es ihm damit auch wirklich eine tolle Optik zu zaubern, so etwa in den Szenen in denen die Gangster auf Alkatraz eintreffen und man in herrlichen Slowmotion Aufnahmen wehende Mäntel und ähnliches sieht. Natürlich darf man kein Blockbuster würdiges Aussehen erwarten, aber im Rahmen der Möglichkeiten ist es doch gelungen einen ansprechenden Film zu produzieren.
Natürlich ist die Story Schwachsinn und die Darsteller (Nia Peeples mal ausgenommen) könnte man ohne weiteres beliebig austauschen, aber eines kann man diesem typischen B-Action-Movie keinesfalls absprechen: Der Film macht einen unglaublichen Spaß. Für Steven Seagal Fans wohl eher eine Enttäuschung ist der Film doch eine klare Empfehlung für alle, die sich mal wieder unterhalten lassen wollen, ohne dabei das Gehirn zu benutzen. Und rein von der Action bekommt man wirklich einiges geboten. 6,5 Punkte, wobei es wegen Nia Peebles dann doch 7 Punkte sind.