"Brothers": Kampf um Ehre und Vergebung
Brothers (2015) ist eine actiongeladene Mischung aus Familiendrama und Sportfilm, die das beliebte Motiv der Rivalität zwischen Brüdern mit der Welt des Mixed Martial Arts (MMA) verbindet. Als offizielle Bollywood-Adaption des Hollywood-Films Warrior (2011) bringt Regisseur Karan Malhotra die bekannte Geschichte in ein indisches Setting und versucht, sie mit emotionaler Tiefe und massentauglicher Action zu bereichern.
Die größte Stärke von Brothers liegt in der Inszenierung der Kampfszenen. Die Fights sind spektakulär choreografiert und werden mit kraftvollen Bildern und einer druckvollen Soundkulisse verstärkt. Akshay Kumar und Sidharth Malhotra haben sich sichtlich intensiv auf ihre Rollen vorbereitet und verkörpern ihre Charaktere mit körperlicher Präsenz und überzeugendem Einsatz. Besonders Kumar glänzt als erfahrener Kämpfer, der durch seine ruhige und ernste Darstellung Tiefe in die Rolle bringt. Malhotra hingegen spielt den aufbrausenden, von Wut und Enttäuschung getriebenen Halbbruder Monty mit Intensität, auch wenn seine Performance gelegentlich etwas eindimensional wirkt. Jackie Shroff als der gebrochene Vater Gary Fernandes liefert eine der emotional stärksten Darbietungen des Films. Seine Schuldgefühle, seine Vergangenheit als Alkoholiker und seine Sehnsucht nach Vergebung sind spürbar, auch wenn seine Figur in vielen Szenen übertrieben leidend inszeniert wird. Das zentrale Drama zwischen Vater und Söhnen gibt dem Film seine emotionale Basis und sorgt für einige berührende Momente.
Visuell ist Brothers hervorragend umgesetzt. Die düstere Farbpalette, die rauen Straßen von Mumbai und die stylisch inszenierten Kämpfe erzeugen eine eindringliche Atmosphäre. Die Kameraarbeit in den Matches bringt die rohe Kraft der Kämpfer zur Geltung und sorgt für mitreißende Spannung, vor allem in den finalen Duellen.
Trotz seiner optischen und schauspielerischen Stärken leidet der Film unter einer übermäßigen Länge und einem klischeebeladenen Drehbuch. Die tragische Familiengeschichte wird mit zahlreichen Rückblenden erzählt, die oft zu melodramatisch geraten und den Erzählfluss bremsen. Viele Szenen sind mit übertriebener Theatralik inszeniert, was die Glaubwürdigkeit mindert. Ein weiteres Problem ist die vorhersehbare Handlung. Wer bereits Warrior gesehen hat, weiß genau, wie sich die Geschichte entwickelt. Selbst für Zuschauer, die die Vorlage nicht kennen, bietet der Film wenig Überraschungen. Die dramatischen Wendungen sind oft zu stark betont, wodurch sich die emotionale Wirkung etwas abnutzt. Auch die Nebenfiguren bleiben weitgehend blass. Jacqueline Fernandez als Jenny, die besorgte Ehefrau von David, hat wenig zu tun außer verzweifelt und ängstlich zu wirken. Ihre Figur hätte mehr Tiefe verdient. Ebenso bleiben die Gegner im Turnier weitgehend gesichtslose Kämpfer, was das Turnier als solches weniger spannend macht.
Brothers ist ein Film mit großen Ambitionen, der in seinen besten Momenten durch intensive Kampfszenen und emotionale Konflikte überzeugt. Die Darsteller, allen voran Akshay Kumar und Jackie Shroff, bringen Glaubwürdigkeit in ihre Rollen, doch das überdramatisierte Drehbuch und die vorhersehbare Handlung verhindern, dass der Film sein volles Potenzial entfaltet. Wer auf kraftvolle Action und emotionale Familienkonflikte steht, wird dennoch solide unterhalten. Für ein wirklich herausragendes Sportdrama fehlt es Brothers jedoch an erzählerischer Finesse und Tiefe.