Review

Der erste Weltkrieg ist ein filmisch überraschend selten behandeltes Thema, doch „Deathwatch“ strikt daraus keinen Kriegs-, sondern einen Horrorfilm.
Der Zuschauer wird direkt ins Geschehen geworfen und folgt einer kleinen britischen Infanterieeinheit bei einem Sturmangriff an der Westfront 1917. Man lernt wenig über die Charaktere, stattdessen wird überall um das kleine Häufchen herum geschossen und gestorben, was fast schon die Intensität des „Der Soldat James Ryan“-Auftakts erreicht – wenn auch der „Deathwatch“-Einstieg deutlich kürzer ausfällt.
Nach diesem Angriff verirrt sich die kleine Truppe jedoch und die Panik (vor Gasangriffen usw.) steigert die Verwirrung nur noch. Schließlich stößt man auf einen deutschen Schützengraben, in dem nur noch 3 Soldaten hocken. Einer wird erschossen, einer gefangen genommen, einer flieht. Auf der Suche nach dem Flüchtigen (der natürlich verschwunden bleibt) erkundet der Zuschauer gemeinsam mit der Einheit den labyrinthartigen Schützengraben und lernt damit den Schauplatz für den Rest des Films kennen.

Die Einheit bezieht Stellung und versucht verzweifelt Kontakt zum Rest der Truppe aufzunehmen (klappt natürlich nicht). Doch bald kommt es zu einem geheimnisvollen Todesfall. Die Soldaten glauben, es stecke der entflohene Deutsche dahinter, doch es stecken ganz andere Kräfte dahinter…
„Deathwatch“ ist simpler, spannender Mysteryhorror, der zum Glück eine andere Lösung bietet als die x-te Kopie der „Sixth Sense“-Pointe (auch wenn beim vergeblichen Anfunken der Truppe solche Assoziationen geweckt werden). Was dahinter steckt, ahnt man zwar schon recht früh und die Auflösung erweist sich als klassisch im Bereich der Geistergeschichte, doch „Deathwatch“ will gar nichts besonderes sein, sondern eine spannende Variante handelsüblicher Geistergeschichten.
So kann der Film im punkto Atmosphäre definitiv beeindrucken: Die gespannte Situation im Schützengraben ist nahezu fühlbar, der Krieg ist nach dem Auftakt meist nur noch hörbar, aber trotzdem drückend präsent. Auch der ungewohnt gebaute Schützengraben wirkt bald angenehm unheimlich und man kann mit den Soldaten, die inmitten von Matsch, Leichen und Ratten hocken, mitfühlen. Die Todesszenen sind recht spannend gemacht, bieten ein paar nette Effekte (Stichwort: Stacheldraht) und geben deutliche Hinweise darauf, was genau hinter der Sache steckt.

Leider hat „Deathwatch“ trotz der Atmosphäre so seine Schwächen. Da man die Auflösung recht schnell ahnt und das Schema hinter den Morden versteht, gibt es einige Längen, wenn die stets ähnliche Struktur der Mordszenen jeden Zuschauer, der es Rätsels Lösung immer noch nicht gecheckt hat, mit der Nase darauf stößt. Zum anderen könnte „Deathwatch“ doch etwas bessere Charaktere vertragen: Da ist der jugendliche Saubermann, der ausrastende Psychopath, der unfähige, immer weiter abbauende Kommandant, das erfahrene Frontschwein als Nummer zwei der Befehlskette usw. Bei diesen stereotypen Charakterisierungen bleibt es dann und man erfährt kaum weitere Details über die Soldaten, sodass ihr Schicksal dem Zuschauer leider stellenweise herzlich egal ist.
Schuld der Schauspieler ist diese Tatsache jedoch nicht, denn die größtenteils unbekannte Besetzung versucht so gut es geht gegen die Klischees anzuspielen. Bekannt sind nur Jamie Bell, der den Soldaten mit Prinzipien recht ordentlich verkörpert, sowie Andy Serkis (Vorlage für Gollum in „Herr der Ringe“), der als Psychopath teilweise beeindruckend dämonisch wirkt (vor allem wenn er mit der Keule rum schwingt).

So bekommt mit „Deathwatch“ einen kleinen, feinen Mysteryfilm, der vor allem mit guter Atmosphäre punktet. Wären Geschichte und Charakterzeichnung etwas origineller, wäre vielleicht ein Genrehighlight draus geworden, so ist er ganz nette Unterhaltung.

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