Mit dem vierten Teil der langen „Sleepy Eyes of Death“ Reihe wird die Serie mehr und mehr zum „must see“-Ereigniss. In „Sword auf Seduction“ wird klassisches Samurai-Kino mit all seinen Vorzügen geboten.
Vorweg gleich eins: Wer nur auf Blut steht wird mit diesem bisher besten Teil der Reihe trotzdem nicht bedient. Es ist zwar ausreichend rote Farbe vorhanden, um die Kämpfe realistisch und drastisch erscheinen zu lassen, mehr aber auch nicht. Blutfontänen alà Okami wird man hier vergeblich suchen.
Der Film punktet auf eine Weise, die wesentlich essentieller für einen guten Film ist. – Auf eine Art, die auch in den drei Vorgängerstreifen noch nicht zu finden war. Er bietet eine durchgehend gute und interessante Handlung bei der man von selbst am Ball bleibt, regelmäßige hochwertige Kampfszenen, sowie ein überraschendes Ende mit einer schönen Wendung, deren Erklärung einem jedoch nicht vorenthalten wird. Vor allem aber bietet der Film eins, ein nicht zu unterschätzender Punkt für einen angenehmen Filmgenuss: Eine überaus hervorragende Inszenierung!
Nach Coverangabe läuft der Film gerade einmal 81 Minuten. Diese 81 Minuten vergehen jedoch ehe man sich versieht und man fragt sich letztendlich wie man soviel Ereignisse in einen solch kurzen Film packen kann.
Aus diesem Grund ist es auch schwierig die Handlung angemessen auf den Punkt zu bringen:
Zu Anfang läuft eine schöne Frau durch einen großen weiträumigen Palast bis sie vor zwei anderen Frauen stehen bleibt, die sich elendig auf dem Boden winden und sie um mehr Opium bitten. Die Frau jedoch misshandelt sie nur weiter. – Szenenwechsel – Eben genau diese beiden Frauen werden tot aus einem Gewässer gefischt während Nemuri Kyoshiro den Vorgang beobachtet.
Kurze Zeit später läuft ihm ein Mann über den Weg, der sich in einer Gaststätte als Christ ausgibt und Kyoshiro um Hilfe bittet. Er erzählt ihm von einer „göttlichen Persönlichkeit“, welche er mit eigenen Augen gesehen habe. Kyoshiro aber macht deutlich, dass er als Atheist keinerlei Sinn in irgendeiner Art von Glauben sieht und verweigert dem Mann die Hilfe.
Nach der Einführung einiger weiterer Charaktere und der Fortführung der Geschichte stellt Kyoshiro sich gegen eine organisierte Bande von Opiumhändlern, zu der auch ein alter Freund von ihm gehört und setzt sich letztendlich doch für die Christen ein. Weniger aber aus religiösen Gründen, als viel mehr aus Eigeninteresse! Denn der Mann welcher ihn zu Anfang um Hilfe gebeten hatte offenbart ihm kurz vor seinem Tod einige Zeit später, dass die „Shima“ (die göttliche Persönlichkeit) mit ihm verwand sei. – So macht sich Kyoshiro auf den Weg nach Nagasaki, wo sich die göttliche Frau aufhalten soll.
Die Handlung ist so nur grob umrissen. Es passiert eigentlich viel mehr. Das besondere daran ist, dass es an keiner Stelle langweilig wird. Zwar wird gar nicht jeder Handlungsstrang auch zu seinem bitteren Ende geführt (...es folgen ja auch noch 8 weitere Teile), dennoch wird so „Lust auf mehr“ geschaffen.
Nun zu dem besten Aspekt des ganzen Films: Die Inszenierung! Die Kulissen sind weitreichend und nicht mehr theaterähnlich wie in den drei Vorgängerfilmen. Häuser, Straßen und Dörfer erscheinen wesentlich größer und der Film wirkt gleich viel realistischer. Die Kostüme sind besser und Zahlreicher (abgesehen von dem missbildeten Mund der Prinzessin).
Zudem, und nicht zuletzt durch dieses inszenatorische Argument, schafft es der Film einfach eine hervorragende und angenehme Filmatmosphäre aufzubauen, die sich nur schwer in Worte fassen lässt, auf die jedoch kein Filmfan und insbesondere ein Fan des asiatischen Kinos verzichten sollte.
Ist der Anfang bereits interessant, so läuft der Film mit der Wanderung des Helden nach Nagasaki erst richtig an. Mit einem klassischen Baskenhut auf dem Kopf wandert Kyoshiro eine staubige Straße entlang und stößt hier und da auf finstere Gesellen oder auf Eckpfeiler, die das Puzzle, welches erst gegen Ende gelöst wird zusammenfügen.
EXTREMSPOILER AB HIER!!!:
Das Ende rundet die ganze Sache gekonnt ab. Nachdem Kyoshiro von der verräterischen Nonne die gesamten Umstände seiner Geburt und seiner Existenz erklärt bekommen hat, tötet er sie trotzdem. Hier wird sein wahrer Charakter besonders gekonnt in Szene gesetzt: Ein Mann, fernab jeglicher Religion und jeglichen Glaubens, tötet die einzige Person, die ihm etwas über seine Vergangenheit sagen kann. Ein Mann, der in der letzten Minute erfahren hat, dass er nach christlichen Lehren eigentlich ein Geschöpf Satans ist. Warum tut er dies? Sein Charakter ist eigentlich ein guter und durch diese Tat bestärkt er die ihm gerade zu lasst gelegten Vorwürfe. Hätte nicht jeder andere Mensch Gewissenszweifel? – Und zwar aus einem ganz simplen Grund, einem Grund der gerade so gut ist, weil er so schwarz / weiß ist: Die Frau ist eine schlechte Frau und Kyoshiro schert sich einen Teufel darum, ob er verdammt ist oder nicht, WEIL ER JA NICHT GLÄUBIG IST!
Fazit:
Dem dritten Teil habe ich auf Grund vieler Schwächen in der Inszenierung nur 6/10 Punkten geben. „Sword of Seduction“ lässt in Sachen Inszenierung keine Wünsche offen! Die Kampfszenen sind allerdings immer noch nicht auf dem Optimum: Die ein oder andere Actionsequenz kann leider nicht überzeugen.
Z.b. ist ist das Ende zwar auf der Handlungsebene sehr gut, der Kampf im Showdown ist aber eher öde. Deshalb: 8 / 10 Punkten.
Währe der Showdown noch besser ausgearbeitet hätte ich 9 Punkte geben...